Die wichtigsten CFD-Anbieter im Vergleich - Was Anleger wissen müssen
Aus der verwirrenden Vielzahl von CFD-Anbietern den richtigen herauszupicken, ist leichter gesagt als getan. €uro am Sonntag verrät Anlegern, worauf sie achten müssen.
von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Wer schnell arm oder reich werden will, ist hier richtig. Bei sogenannten Contracts for Difference (CFDs) stehen Riesengewinnen enorme Verluste gegenüber. Anleger bewegen dabei große Summen. Das Trading-Volumen beträgt mehrere Hundert Millionen Euro. Das liegt an der Konstruktion der Papiere. Käufer müssen bei ihrem Broker nur einen geringen Teil des Basiswerts als Sicherheitsleistung hinterlegen, partizipieren aber wegen des Hebeleffekts überproportional an Bewegungen des Basiswerts — je nachdem, ob sie auf anziehende oder fallende Kurse wetten.
Ein Beispiel: Ein Anleger erwirbt einen Long-CFD auf einen Index, der bei 1000 Punkten steht. Er hinterlegt 100 Euro als Sicherheitsleistung. Steigt der Index um 100 Punkte, gewinnt ein reiner Indexinvestor nur zehn Prozent, da er für 1000 Euro Einsatz 1100 Euro zurückerhält. Der CFD-Besitzer steigert seinen Einsatz von 100 Euro dagegen um 100 Prozent, weil er 200 Euro ausbezahlt bekommt. Der Hebel beträgt hier zehn.
Dieser Effekt wirkt auch umgekehrt. Sinkt der Index auf 900 Punkte, erleiden CFD-Besitzer Totalverlust, Indexinvestoren liegen dagegen nur zehn Prozent hinten. Das offenbart die großen Risiken von CFDs. Trotzdem üben die auf Deutsch Differenzkontrakte genannten Produkte auf Spekulanten eine große Faszination aus. Laut einer Studie von Investment Trends ist der deutsche CFD-Markt seit dem Frühjahr 2011 um 34 Prozent gewachsen. Etwa 43.000 Anleger beteiligen sich an der Zockerei. Dazu brauchen sie ein Konto bei einem CFD-Anbieter. Deren Leistungen und Konditionen unterscheiden sich stark. Daher hat €uro am Sonntag 13 Branchengrößen unter die Lupe genommen.
Der CFD-Markt ist intransparent. 40 Anbieter kämpfen um die Gunst der Kunden. Bisher existiert nicht einmal ein aktiver Verband. Die Pleite des CFD-Anbieters Worldspreads im März dieses Jahres verdeutlicht die Gefahr der Insolvenz eines Brokers. Offenbar fehlen Kundengelder in Höhe von etwa 13 Millionen Pfund. Ob die Anleger ihr Geld zurückerhalten, ist ungewiss.
Brancheninsider munkeln, dass kunden- und bankeigene Gelder vermischt wurden. Daher sollten CFD-Anleger darauf achten, einen Broker auszuwählen, der Kunden- und Bankgelder trennt. Denn im Pleitefall fällt das Kundenkapital nicht unter die Insolvenzmasse. Vor Betrug sind Anleger aber nur dann geschützt, wenn der Broker nicht illegal die Kundengelder antastet.
Umso wichtiger ist in so einem Fall, dass die Einlagensicherung greift und eine gute Aufsichtsbehörde den Markt überwacht. So wird gewährleistet, dass das Kapital nicht in dubiosen Steueroasen versickert. Aber auch ein Firmensitz in EU-Ländern wie Litauen oder Zypern beruhigt nicht richtig. Wer im Pleitefall entschädigt werden will, ist mit einem Sitz in Großbritannien, Luxemburg oder Deutschland im Zweifel besser aufgehoben. Dort besteht eine Chance auf Entschädigung.
Ein Blick ins Impressum hilft. Dort muss das Unternehmen nachweisen, wo es sitzt und welche Regulierungsbehörde zuständig ist. „Hellhörig sollten Anleger werden, wenn das Management nicht namentlich genannt wird“, sagt René Diehl, Vorstand der CeFDex Wertpapierhandelsbank. Ein deutscher Anbieter hat den Vorteil, dass der Rechtsstreit in Deutsch geführt wird. In Großbritannien muss ein Anleger einen englischen Anwalt beauftragen. Dazu kommen Reisekosten und Sprachprobleme. Ein Rechtsstreit lohnt dann nur bei großen Summen.
Die Kunden eines CFD-Brokers haben ein Verrechnungskonto, mit dessen Guthaben sie die Differenzkontrakte schließen. Geht ein Anbieter pleite, sind Beträge auf diesem Konto wie Einlagen auf dem Girokonto über die staatliche Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) mit 100 000 Euro pro Kunde abgesichert. Ob ein Broker darunterfällt, kann auf der Website der EdB (edb-banken.de) gecheckt werden. Kunden bei britischen Brokern sind mit 50 000 Pfund abgesichert. Die Institute unterliegen der britischen Finanzdienstleistungsaufsicht FSA.
Nur selten Börsenkurse
Neben der Sicherheit ist ein wichtiges Auswahlkriterium für einen Anbieter die Stabilität und Qualität der Ausführungsplattform. Hier ist es das Beste, sich in Internetforen über die Güte der Broker zu informieren. Fällt die Plattform aus, ist es wichtig, dass Kunden auch telefonisch aus Positionen herauskommen — am besten ohne Zusatzkosten.
Fast alle Anbieter sind Market Maker, das heißt, sie stellen selbst An- und Verkaufskurse. Manche Branchenvertreter wie Flatex oder S Broker geben die Abwicklung der Orders an spezielle Dienstleister wie CeFDex ab. Nachteil ist, dass Anleger nur börsennahe Kurse erhalten und es keine Handelsaufsicht gibt.
Die FXdirekt Bank bietet die Ausführung zu den an den Börsen gehandelten Kursen an. Wer unzufrieden ist, kann sich an die Handelsüberwachung der Bayerischen Börse wenden. Bei IG und Saxo Bank können Anleger über CFDs direkt an der Börse handeln. Der Kundenauftrag ist im Orderbuch der jeweiligen Börse sichtbar. Nur wenige Anleger nehmen die Börsenvariante wahr. Grund sind die bis zu doppelt so hohen Kosten im Vergleich zur Orderabwicklung über den Broker selbst. Wer die zusätzliche Sicherheit will, kann sie gegen Aufpreis aber haben.
Fast alle überprüften 13 Anbieter haben gute Charttools und Börseninformationen auf ihren Internetseiten. Manche auch tägliche Marktanalysen. Geschult wird in Demos, Webinaren und Seminaren, die fast alle Broker offerieren, um die Anleger an den CFD-Handel heranzuführen. Bei den meisten ist auch ein individuelles Einzelcoaching möglich.
Vor allem CMC Markets und Gekko Global Markets werben damit, dass mit einem CFD mit Hebel eins auch Indizes wie der DAX oder Euro Stoxx günstiger als über den Kauf eines ETFs abbildbar sind. Das ist dann der Fall, wenn keine Finanzierungskosten anfallen. Unabhängig davon rät Erik Schafhauser, CFD-Profi bei der Saxo Bank, davon ab: „Man sollte immer zwischen Trading und Investition unterscheiden. Beim Erwerb von Aktien oder ETFs hat man kein Kreditrisiko, falls Broker oder Bank in Schieflage geraten, da diese Sondervermögen sind. Bei Trading-Produkten wie CFDs ist das oft anders.“
Stop-Loss nicht vergessen
Auch bei höher gehebelten CFDs ist gerade für Anfänger Sicherheit oberstes Gebot, sonst droht der Verlust großer Summen. Daher sollten Spekulanten unbedingt bei all ihren Positionen einen Stop-Loss setzen. Sonst können rasch hohe Nachschussverpflichtungen entstehen. Einige Anbieter offerieren — oft gegen Aufpreis — einen garantierten Stop-Loss, der Sinn macht. Dann erfolgt die Ausführung immer zum vorher festgelegten Kurs. Einen darüber hinausgehenden Kursverlust — etwa über Nacht — trägt der Broker.
Bei Flatex und Comdirect ist statt des Standard-CFD- ein Limited-Risk-Konto (Risikobegrenzungskonto) wählbar. Damit können Kunden maximal mit Hebel fünf handeln, während sonst Hebel von 20 bis 100 keine Seltenheit sind. Vor allem für Anfänger eignet sich diese risikoärmere Variante.
Schwächen haben alle 13 Anbieter bei sozialen Medien. Bei keinem einzigen kann aus Facebook heraus gehandelt werden. Nur wenige wie Gekko testen Plattformen wie Ayondo, über die CFD-Käufer Strategien von Top-Tradern imitieren können.
Außer Sicherheit und Service entscheiden natürlich auch die Kosten über die Wahl des Brokers. Neben dem Spread sind das vor allem die Finanzierungskosten, die bei Positionen, die über Nacht gehalten werden, anfallen. Schließlich gewährt der Anbieter dem Spekulanten, der nur einen geringen Betrag für die Differenzkontrakte einzahlt, einen Kredit. Neben dem Referenzzinssatz (meist Libor oder Eonia) lassen sich die Anbieter noch einen prozentualen Aufpreis bezahlen, der je nach Basiswert und Anbieter stark variiert. Wer nur intraday zockt, zahlt bei den 13 geprüften Brokern keine Finanzierungskosten — mit Ausnahme von RBS Marketindex.
Einige CFD-Institute verlangen eine Gebühr, wenn in einem Monat oder einem Quartal nicht getradet wird oder ein gewisses Handelsvolumen nicht erreicht wird. Keines der 13 Institute fordert jedoch — anders als manch weiterer Wettbewerber — Überweisungsgebühren, falls das CFD-Konto geschlossen wird.
Auch wenn man alle Auswahlkriterien beherzigt und den optimalen Broker findet — wer mit CFDs reich werden will, braucht trotzdem viel Glück.
Die wichtigsten deutschen CFD-Anbieter im Vergleich (pdf)