Draghi gibt keine Hinweise auf geldpolitischen Kommunikationswechsel
EZB-Präsident Mario Draghi hat bei seiner Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments keinen Hinweis auf einen bevorstehenden Wechsel der geldpolitischen Kommunikation der Europäischen Zentralbank (EZB) gegeben.
Laut vorab verbreiteten Redetext wies Draghi auf die trotz guten Wirtschaftswachstums schwache Inflation hin und sagte: "Die Inflationsentwicklung ist entscheidend abhängig von einem reichlichen geldpolitischen Stimulus, der durch unser gesamtes Maßnahmenpaket gewährleistet wird: Den Nettoankauf von Anleihen, den beträchtlichen Bestand an bereits erworbenen Wertpapieren, die Reinvestition von Fälligkeiten und die Forward Guidance zu den Leitzinsen."
EZB-Direktor Benoit Coeure hatte am Freitag gesagt, dass die Zentralbanken des Eurosystems bald nicht mehr als Käufer an den Anleihemärkten gebraucht würden. Es seien - aufgrund der Zentralbankankäufe und regulatorischer Anforderungen - nur noch 10 Prozent aller emittierten Bundesanleihen frei am Markt verfügbar, so dass die Renditen dieser für den gesamten Markt wichtigen Papiere auch bei einer Einstellung der Nettoankäufe niedrig bleiben würden.
Die Zentralbanken des Eurosystems, darunter die Bundesbank, kaufen bis September dieses Jahres monatlich Anleihen für 30 Milliarden Euro, überwiegend Staatsanleihen. Die meisten Beobachter erwarten, dass diese Käufe bis Ende 2018 verlängert, dann aber eingestellt werden. Sie gehen davon aus, dass die EZB den Märkten dies früher oder später signalisieren wird. Die nächste EZB-Ratssitzung mit geldpolitischer Beschlussfassung findet am 8. März statt.
Draghi gab allerdings keine Hinweise auf einen Kurswechsel. Stattdessen verwies er wie üblich auf die schwache Inflation, die er auf die Nachwirkungen von Finanzkrise und Großer Rezession zurückführte, teilweise aber auch als Folge der Globalisierung darstellte. Zugleich betonte Draghi, dass die EZB mit ihrer Geldpolitik Wirkung erzielt habe. So erhöhten die zwischen Mitte 2015 und Oktober 2017 ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen Wachstum und Inflation im Zeitraum 2016 bis 2020 um je 1,9 Prozentpunkte.
DJG/hab/mgo
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Bildquellen: EMMANUEL DUNAND/AFP/Getty Images, Andreas Böttcher/ECB