Vermögensverwalter-Kolumne

Die EZB: Bad Bank im Dienst der Politik

27.10.11 09:26 Uhr

Die EZB: Bad Bank im Dienst der Politik | finanzen.net

Euroland ist mit seiner hohen Staatsverschuldung derzeit das globale Sorgenkind...

... doch zu einer breiten Insolvenzwelle von EU-Staaten wird es nicht kommen. Dafür wird die Politik schon sorgen.

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Von Gottfried Urban, Vorstand der Neue Vermögen AG

Viele Anleger und Beobachter befürchten, dass die hohe Schuldenquote von im Schnitt 88 Prozent der Wirtschaftsleistung die Euroländer irgendwann unter sich begraben wird. Doch auch wenn einzelne Länder ins Straucheln geraten – eine breite staatliche Insolvenzwelle ist nur schwer vorstellbar, denn die Politik wird alle Tricks ausreizen, um den Crash abzuwenden.

Nehmen wir die USA. Es ist noch nicht einmal ein Vierteljahr her, da schien die größte Volkswirtschaft der Welt vor dem finanziellen Abgrund zu stehen: Anfang August drohte den Vereinigten Staaten die Zahlungsunfähigkeit. In letzter Minute einigten sich Republikaner und Demokraten dann auf einen Kompromiss und hoben die Schuldenobergrenze für den Bundeshaushalt an. Die Folge: eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch Rating-Agenturen.

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USA „too big to fail“

Doch zu der erwarteten Flucht aus US-Staatsanleihen kam es nicht; stattdessen trat das Gegenteil ein: Investoren aus der ganzen Welt suchten die US-Bonds als sicheren Hafen für ihr Geld. Und das ist trotz der Bonsai-Zinsen irgendwie rational: Denn was für systemrelevante Banken gilt, trifft auch für die großen Volks¬wirtschaften zu – sie sind einfach „too big to fail“. Es ist kaum vorstellbar, dass die größte Wirtschaftsmacht der Welt insolvent wird. Zur Not wird die US-Notenbank so viele Dollars drucken, wie die US-Regierung zur Begleichung ihrer Rechnungen benötigt. Zwar frisst die Inflation dann die Nominalvermögen ihrer Bürger auf, dafür pulverisieren sich auch die Staatsschulden.

Sparappelle verpuffen im Wohlfahrtsstaat

Ähnlich liegt der Fall in Euroland. Unter dem Einfluss der Finanzkrise und auf massiven Druck der Politik ist die Europäische Notenbank zu einer regelrechten „Bad Bank“ mutiert. Längst geht es nicht mehr um Preisstabilität, sondern um das Überleben des Finanzsystems und die Zukunft des schuldenfinanzierten „Wohlfahrtstaates“. Wie schlecht Sparappelle in einer De¬mokratie ankommen, zeigt sich gerade auf den Straßen Athens, wo der Widerstand gegen das Gebot der ökonomischen Vernunft Tag für Tag anschwillt. Um der Situation Herr zu werden, erscheint den auf Wiederwahl bedachten Politikern jedes Mittel legitim: Der „Rettungsschirm“ ist nicht groß genug? Egal, dann wird er eben „gehebelt“. Da bekommt der Begriff Finanzinnovation doch eine ganz neue Bedeutung.

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Zinsen sind eine politische Größe

Was man nicht vergessen sollte: Die Zinsen sind keine ökonomische, sondern eine politische Größe. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass – anders als die Lehrbuch-Ökonomie erwarten lässt –, die Zinshöhe nicht zwingend an die Verschuldungsquote gekoppelt ist. Im Zweiten Weltkrieg betrug die US-Staatsschuld rund 140 Prozent der Wirtschaftsleistung, die Zinsen lagen jedoch bei nur zwei Prozent. Anfang der 80er-Jahre schnellten die Zinsen auf über zehn Prozent hoch, die Schuldenquote lag aber bei rund 40 Prozent. Heute, inmitten der größten Finanzkrise, die die Menschheit jemals gesehen hat, liegen die US-Zinsen trotz einer Verschuldungsquote von über 100 Prozent bei lediglich zwei Prozent.

Enteignung durch die Hintertür

Was bedeutet das für Anleger? Der Zins wird auf lange Zeit niedrig bleiben, die Inflation wird das Zinsniveau dauerhaft übersteigen. Bei den meisten Staatspapieren dürfte damit beim Ertrag unter dem Strich, insbesondere nach Steuern, ein Minus stehen. Wer sich nicht stückweise durch Politiker und Notenbanker enteignen lassen will, muss daher bereit sein, höhere Risiken in Kauf zu nehmen. Der einzig sinnvolle Weg besteht in Sachinvestitionen – am besten eine breite Mischung aus Aktien, Immobilien, Grund und Boden sowie Wald und Gold.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

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