Bundesanleihen - Hilfe, ich habe satte Kursgewinne!
Manche Anleger, die eigentlich aufgrund des hohen Sicherheitsaspekts Bundesanleihen gekauft haben, könnten sich verwundert die Kurse der Papiere ansehen.
Von Stephan Witt, Kapitalmarktstratege der FiNUM.Private Finance AG, Berlin
Aktuell stehen 10-jährige Anleihen bei etwa 108 Prozent, Tendenz steigend. Dieser Trend lässt sich durch die Zinspolitik der EZB erklären, die weiterhin mit allen Mitteln versucht die Deflation zu verhindern und das Inflationsziel zu erreichen. Aus diesem Grund (und auch um die Wirtschaft im schwächelnden Euroraum zu beleben) hat sie im September letzten Jahres den Leitzins auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt.
Zinsen sind damit für Privatanleger kaum noch zu holen und das gilt natürlich auch für die Bundesanleihen. Neu emittierte Anleihen weisen also einen deutlich kleineren Zinssatz auf, als solche, die vor einiger Zeit herausgegeben wurden. Das macht die älteren Papiere natürlich wertvoller und somit interessanter am Markt. Doch was sollten Anleger am besten mit ihren Anleihen anstellen? Lieber noch halten um weitere Gewinne zu kassieren oder lieber die bereits erreichten Gewinne mitnehmen?
Jeder Anleger sollte die Entscheidung von seinen eigenen Erwartungen abhängig machen. Da die Kurse für Bundesanleihen hauptsächlich aufgrund der Geld- und Zinspolitik der EZB so weit nach oben gegangen sind, ist es ausschlaggebend, wie die weitere Entwicklung ausfällt. Geht man davon aus, dass die Zinsen weiter sinken werden bzw. die deflationären Tendenzen sich verstärken (bspw. aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Schwäche mehrerer Euroländer), werden die Kurse für Bundesanleihen noch weiter ansteigen und der Anleger sollte die Papiere noch weiter halten.
Wer aber davon ausgeht, dass die EZB das Inflationsziel wieder in den Griff kriegt, sollte sich ernsthafte Gedanken über einen Verkauf machen. Die große Angst vor der Deflation scheint zwar vorerst gebannt und der schwache Euro schadet zwar Urlaubern, die den Euroraum verlassen wollen, aber für die europäische Wirtschaft kommt diese Entwicklung fast wie gerufen, erleichtert sie doch den europäischen Export. Ebenfalls ist der billionenschwere Anleihenkauf der EZB bis September 2016 beschlossene Sache.
Das spricht zwar dafür, dass sich das Zinsniveau auf längere Sicht wieder erholen wird, dennoch ist es kurzfristig eher unwahrscheinlich, dass es eine Anpassung nach oben seitens der EZB geben wird. Viel weiter nach unten kann Draghi allerdings auch nicht mehr gehen, also sollte sich an der jetzigen Zinslage im Euroraum kaum etwas ändern. Gleiches gilt natürlich für die Bundesanleihen. Wer also sehr skeptisch in die Zukunft schaut, sollte die starke Kursentwicklung mitnehmen. Allerdings ist ein Absinken des Kurses vorerst nicht zu erwarten, somit schadet es nicht die Papiere noch zu halten und die weitere Entwicklung abzuwarten. Und vielleicht ist sogar noch wenig Luft nach oben. Allzu große Sprünge sollten allerdings nicht mehr erwartet werden.
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