Hochprozenter? Nein, danke
Käufer von Anleihen sind in der Regel konservativ und wollen vor allem kein Geld verlieren. Sie achten auf die Bonität des Emittenten und wissen: je höher die Rendite, desto höher das Risiko.
Werte in diesem Artikel
von Jörg Lang, Euro am Sonntag
Doch im Niedrigzinsumfeld lauert bei so einer Betrachtung eine Falle — vor allem bei Papieren mit hohen Kupons und guter Bonität. Die wurden begeben, bevor die Notenbanken die Leitzinsen radikal senkten. Heute bieten sie bei vergleichbarer Restlaufzeit in etwa gleiche Renditen wie später begebene Anleihen mit niedrigeren Kupons. Doch mit den alten Bonds tragen Anleger ein höheres Risiko. Denn im Insolvenzfall gibt es oft nicht mehr als 30 Prozent des Nominalwerts zurück — und das gilt für alle Bonds.
Welche Wirkung das auf ein Depot haben kann, zeigen die Bonds von Deutsche Telekom. Im Jahr 2003 mit hohen Verlusten belastet, verkaufte das Unternehmen eine 30-jährige Anleihe (ISIN: XS 016 148 849 8) mit einem Kupon von 7,5 Prozent. Inzwischen sind die Marktzinsen gefallen, die Bonität hat sich verbessert. Das Ergebnis: Wer das Papier heute erwerben will, muss (ohne Stückzinsen) 154 Prozent, also für eine 1.000-Euro-Anleihe 1.540 Euro, zahlen. Daraus errechnet sich eine Bruttorendite von 3,65 Prozent. Bei einem Steuersatz von 25 Prozent beträgt die Nachsteuerrendite 2,6 Prozent. Würde die Telekom vor 2033 Insolvenz anmelden, erhielte der Anleger vielleicht 30 Prozent. Der absolute Verlust betrüge über 1.200 Euro. Da fahren Anleger mit der später emittierten Anleihe (XS 055 372 870 9) besser. Die hat nur einen Kupon von 4,5 Prozent, kostet aber nur 114 Prozent. Nach Steuern bringt das Papier, das bis 2030 läuft, einen ähnlichen Ertrag, im Krisenszenario allerdings wären die Verluste bei gleichem Einsatz 400 Euro niedriger. Ein ähnliches Missverhältnis haben Anleihen des Versorgungsunternehmens RWE. Die hochverzinsliche Anleihe (XS 039 964 767 5), die bis 2019 läuft, kostet 127 Prozent, die spätere Emission (XS 087 801 071 8) mit einem Jahr längerer Laufzeit hingegen gerade einmal 100 Prozent, bei höherer Nachsteuerrendite.
Auch die Anleihen von HeidelbergCement werden wegen ihrer überdurchschnittlichen Rendite empfohlen. Der Bauzulieferer stand 2009 kurz vor dem Aus. Die in der Folge emittierten Anleihen tragen Kupons von bis zu 9,5 Prozent. Kurse von 135 Prozent mahnen hier auch aus einem anderen Grund zur Vorsicht. Die nächste Bundesregierung wird wohl die Besteuerungsgrundlage verändern. Höhere Steuern und eine Abschaffung der Abgeltungsteuer sind keine Szenarien, die ein Gläubiger ausschließen darf. Schon heute bleibt (auch ohne Insolvenzrisiko) unterm Strich wenig übrig. Die Anleihe (XS 068 670 373 6) mit dem Kupon von 9,5 Prozent läuft noch fünf Jahre. In der Summe erhalten Anleger nach Steuern 142 Prozent, müssen dafür aber heute fast 136 Prozent aufwenden. Würde der Steuersatz auf 50 Prozent steigen, bliebe bei dem Risikopapier eine Rendite von nicht einmal 1,6 Prozent.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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