Euro am Sonntag-Anleihecheck

Hochzins mit Cocos: Warum nachrangige Bankanleihen gerade so attraktiv sind

23.05.21 12:02 Uhr

Hochzins mit Cocos: Warum nachrangige Bankanleihen gerade so attraktiv sind | finanzen.net

Die Papiere sind im derzeitigen Umfeld besonders interessant. Privatanleger können über Fonds investieren.

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Im aktuellen Umfeld mit anziehenden Inflationsraten und steigendem Zinsniveau raten Investmentexperten zu höher verzinsten Anleihesegmenten. Besonders häufig werden dabei zurzeit nachrangige Bankanleihen empfohlen.

"Top geratete Unternehmensanleihen werden durch die Käufe der EZB immer noch gut unterstützt", erklärt Philip Gisdakis, Chefanlagestratege im Wealth Management & Private Banking der Hypovereinsbank. Ihr geschmolzener Renditevorteil gegenüber sicheren Staatsanleihen mache die Unternehmensanleihen bonitätsstarker Emittenten aber anfällig für Kursverluste, wenn das allgemeine Zinsnivau steigt und ältere Anleihen mit ihren Konditionen für Investoren unattraktiver werden. Gisdakis favorisiert deshalb nachrangige Schuldtitel von europäischen Banken und verweist auf die komfortablen Kapitalpuffer der Häuser.

Ähnlich argumentieren Scott DiMaggio und Gershon Distenfeld, Leiter Fixed Income beim Fondsanbieter AllianceBernstein: "Risikoaktiva wie hochverzinsliche Unternehmensanleihen können in einem Umfeld steigender Zinsen eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielen, insbesondere wenn die Inflationserwartungen steigen." Denn dies gehe typischerweise mit einem soliden Wirtschaftswachstum einher.

Finanzanleihen sollten von der wirtschaftlichen Erholung und den steigenden Zinsen profitieren, weil dann auch die Margen der Banken zulegten, so die Bondexperten. Sie bevorzugen nachrangige Additional-Tier-1-Anleihen europäischer Banken, da diese höhere Renditen böten als normale Hochzinsanleihen von Emittenten schlechterer Bonität. Zugleich wiesen die Banken bessere Bilanzen auf als die High-Yield-Emittenten.

Vorteilhafte Kombination

An dieser Stelle hilft ein Blick auf die Kapitalstruktur einer Bank. Bei einem börsennotierten Haus bilden die Aktien das harte Kernkapital (Common Equity Tier 1, CET1). Contingent Convertible Bonds, kurz Coco-Bonds, gehören zum zusätzlichen Kernkapital (Additional Tier 1, AT1). Gerät eine Bank in Schieflage, werden Coco-Bonds in Aktien umgewandelt oder ihr Nennwert wird herabgesetzt. Investoren winkt für das höhere Risiko eine Rendite, die deutlich über den mit normalen Bankanleihen möglichen Erträgen liegt.

Die Anlageklasse der Additional-Tier-1-Anleihen sei wegen der vergleichsweise hohen Renditen und der geringen Duration nach wie vor ein "Sweetspot" im Anleihebereich, meint Daniel Björk, der den Swisscanto Bond Fund Responsible Coco managt. "Cocos erzielen Renditen von mehr als drei Prozent und weisen eine Duration von nur rund drei Jahren auf", stellt er fest. Aufgrund dieser günstigen Kombination seien die Coco-Anleihen im ersten Quartal auch von größeren Kurseinbußen infolge des allgemeinen Zinsanstiegs verschont geblieben.

"Banken haben sich in der COVID-Krise als widerstandsfähig erwiesen und Bankgeschäfte waren bisher nicht besonders von Lockdowns betroffen", sagt der Swisscanto-Portfoliomanager. Coco-Investoren könnten von jahrelanger intensiver Bankenregulierung profitieren, die zu mittlerweile rekordverdächtigen Kapitalpuffern geführt habe. Ausfälle der Zinszahlungen, die bei dieser Anleiheform unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind, fürchtet Björk deshalb nicht. Er verweist zugleich darauf, dass die Risikoprämien, die den Anlegern bei Coco-Bonds gegenüber sicheren Staatsanleihen geboten werden, zurzeit noch deutlich höher sind als vor der Corona-Krise.

Neue Papiere

Die Deutsche Bank platzierte diese Woche eine AT1-Anleihe. Zu den Häusern, die 2021 schon Coco-Bonds emittierten, zählen auch die britische HSBC, die UBS aus der Schweiz und die französische BNP Paribas. Das anhaltend große Interesse der Investoren an dieser Anleiheart zeigte sich etwa bei der BNP-Emission im Februar, die deutlich überzeichnet war. Letztlich sammelte die Bank 1,25 Milliarden US-Dollar mit dem Coco ein.

Dies steht auch beispielhaft für einen Markt, in dem der US-Dollar die dominierende Emissionswährung ist. Das liegt nicht daran, dass US-Banken als Emittenten auftreten, sie nutzen Preferred Shares für ähnliche Zwecke. Vielmehr zielen Banken etwa aus Europa mit ihren Dollar-Papieren auf die internationale Investorenschaft. Auf Coco-Bonds spezialisierte Fonds sichern die Wechselkursrisiken für Euro-Anleger in der Regel ab, so auch der Swisscanto-Fonds.

Aussichtsreiche Anleihen: Der Fonds hält vor allem Coco-Bonds von Banken aus der Eurozone, aus Großbritannien und der Schweiz. Die genannte Fondsanteilsklasse ist für Euro-Anleger währungsgesichert.
ISIN: LU0599119707










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