Hybridanleihen: Hohe Renditen für Mutige
Anleger können sich mit Hybridanleihen sogar bei DAX-Konzernen attraktive Erträge sichern. Sie sollten aber die Risiken kennen.
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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Die Deutsche Börse hat mit ihrer Hybridanleihe genau das gemacht, was Investoren erwarten — sie hat das Papier zum ersten möglichen Termin gekündigt und vor Kurzem zurückgezahlt. Seit Mitte 2008 konnten Anleger den hohen Kupon von 7,5 Prozent einstreichen. Wer den Mut aufbrachte, in den turbulentesten Tagen der Finanzkrise Ende 2008 bei Notierungen nahe 70 Prozent einzusteigen, durfte obendrein satte Kursgewinne einfahren.
Derlei Renditen sind zurzeit nicht drin. Die Kurse von Hybridanleihen liegen oft weit über 100 Prozent. Attraktiv können die Erträge für Anleihefans in der noch einige Zeit anhaltenden Niedrigzinsphase dennoch sein. Wer in sichere Papiere wie Top-Staatsanleihen investiert, muss sich mit Mickerzinsen begnügen. Bei Unternehmensbonds gibt es etwas höhere Renditen nur im Ramschsegment, von Firmen mit manchmal nur bescheidener Bonität. Wer ähnliche Erträge mit Papieren besserer Schuldner erzielen will, muss Abstriche an anderer Stelle hinnehmen.
Etwa beim Rang der Schulden: Mit Hybridanleihen, auch Nachrangpapiere genannt, können sich Anleger einen Aufschlag zu normalen Bonds desselben Emittenten sichern. Bei einer Insolvenz laufen sie aber Gefahr, nichts abzubekommen, weil sie sich in der Schlange der Gläubiger sehr weit hinten einreihen müssen.
Drei Prozentpunkte Aufschlag
Beispiel RWE: Der Versorger mag unter der Energiewende leiden, die Zahlungsunfähigkeit droht kurzfristig aber kaum. Vier Prozent Rendite gibt es aktuell für eine Hybridanleihe von RWE auf zwei Jahre. Bei ähnlicher Restlaufzeit bringt eine normale Anleihe deutlich weniger als ein Prozent. Wer mit einem herkömmlichen Schuldtitel vier Prozent erzielen will, muss RWE schon bis ins Jahr 2033 sein Geld leihen.
Wie heikel so lange Laufzeiten werden können, hat sich jüngst gezeigt. Die US-Notenbank deutete ein Ende der Liquiditätsflut an, und prompt fielen die Kurse fast aller Anleihen. Besonders betroffen: Langläufer. Denn je länger ein Bond noch läuft, desto heftiger reagiert sein Kurs auf Zinsänderungen. Wer dann verkauft, muss Einbußen hinnehmen. Wer die Anleihe behält, muss auf höhere Erträge andernorts verzichten.
Kündigung ist nicht garantiert
Mit Hybridanleihen können Anleger hingegen Zinsen oberhalb der Inflationsrate einstreichen, ohne das Risiko langer Laufzeiten tragen zu müssen. Etliche Nachrangpapiere dürfen die Emittenten in den Jahren ab 2015 zum ersten Mal kündigen.
Aber natürlich gibt es solche Renditen nicht ganz ohne Risiko. Einer der Haken: Die Unternehmen können die Anleihe bei erster Gelegenheit zurückzahlen — sie müssen aber nicht. Die Investitionsentscheidung vieler Anleger beruht auf dem ersten Rückzahlungstermin. Lässt das Unternehmen den verstreichen, verprellt es viele Investoren. Doch das dürfte Emittenten, deren Ruf schon ruiniert ist, nicht sonderlich scheren: Wer für frisches Geld deutlich höhere Zinsen bieten muss, wird kaum kündigen.
Für Anleger kann das zum Problem werden, denn Hybridanleihen laufen sehr lange. Das Papier des Gasekonzerns Linde etwa 60 Jahre, das von RWE gar endlos. Deshalb zählt das nachrangige Kapital für die Unternehmen zum Teil als Eigenkapital, was gut ist für die Finanzstruktur und damit die Bonität.
Verstreicht der erste Kündigungstermin, wird der fixe Kupon von einem variablen Zins abgelöst, dessen Höhe bei Emission festgelegt wurde. Bis 2015 zahlt RWE 4,625 Prozent. Ab dann müsste der Versorger eine Risikoprämie von 2,65 Prozentpunkten auf den Fünf-Jahres-Midswap zahlen. Dieser Interbankenzins liegt derzeit bei rund 1,1 Prozent, er dürfte bis 2015 aber steigen.
Auch auf den Kupon können sich Anleger nicht hundertprozentig verlassen. Laufen die Geschäfte mies, können Emittenten die Zahlung ausfallen lassen. Meist muss sie nachgeholt werden, wenn es wieder eine Dividende für die Aktionäre gibt. Einheitliche Regeln haben Hybridanleihen jedoch nicht. Für Anleger heißt das grundsätzlich: Vor einem Investment unbedingt in den Prospekt schauen.
Dass bei soliden Schuldnern wie RWE die ganze Anleihe ausfällt, ist sehr unwahrscheinlich. Das Kursrisiko dürfen Anleger aber nicht unterschätzen, große Schwankungen sollten sie aushalten. Wenn die Notierungen am Rentenmarkt wie zuletzt nachgeben, sind risikoreichere Papiere, zu denen Hybridanleihen zählen, besonders stark betroffen. Die jüngsten Kursverluste haben viele Nachrangpapiere noch nicht wettmachen können. Ihre Renditen sind damit höher als noch vor wenigen Wochen: RWE beispielsweise kam Anfang Mai auf 2,4 Prozent, aktuell sind es vier Prozent.
Damit ist der Versorger die rentabelste Adresse unter den Industriekonzernen im DAX. Für Nachranganleihen von Linde, Bayer, Henkel oder MDAX-Mitglied Südzucker gibt es Erträge zwischen zwei und drei Prozent bis 2015 oder 2016.
Lohnender Blick über die Alpen
Wem das zu wenig ist, der kann auf längere Laufzeiten oder ins Ausland schauen. So bietet Versorger EnBW — beim gleichen S & P-Rating von „BBB–“ wie Bayer — 4,1 Prozent bis 2017. Der Hybridbond von Telekom Austria hat wie Südzucker ein „BB+“, die Note signalisiert höhere Risiken. Investoren werden dafür mit 5,1 Prozent bis 2018 entlohnt.
Ganz ohne Rating konnte der Wiener Verpackungsspezialist Constantia Flexibles, der zu den Führenden seiner Branche zählt und etwa Deckel für Joghurtbecher herstellt, im Mai mit einer Hybridanleihe problemlos Geld einsammeln. 2016 kann zum ersten Mal gekündigt werden, dann betrüge der Ertrag 6,2 Prozent.
Mit 9,4 Prozent bis 2017 bringt der Nachrangbond von Wienerberger noch mehr. Der weltgrößte Ziegelproduzent sitzt ebenfalls in Österreich. Das „B“ von S & P zeigt das größere Risiko. Im ersten Halbjahr lief das Geschäft schlechter als erwartet, der Vorstand gibt sich für die zweite Jahreshälfte zuversichtlich.
Konservative Anleger sollten sich hingegen den Bond des Linzer Stahlkonzerns Voestalpine (ISIN: AT 000 0A0 69T 7) anschauen. Zum ersten Kündigungstermin im Oktober 2014 beträgt die Rendite 3,3 Prozent. Voestalpine hat den Gläubigern im Februar den Tausch des Papiers in eine neue Hybridanleihe angeboten. Das Argument: Anleger könnten sich so den hohen Zins sichern.
Zwar stehe nicht fest, ob das Unternehmen die alte Anleihe kündigen werde. Aber, so hieß es kaum verklausuliert: „Marktteilnehmer erwarten eher, dass Emittenten ihre erste Kündigungsmöglichkeit nutzen.“ Die Hälfte der Anleger hat getauscht. Umso wahrscheinlicher also, dass Voestalpine das Gleiche macht, wie die Deutsche Börse:
kündigen.
Investor-Info
Emissionsvolumen
Nachrangiges Segment
Investoren sind im Niedrigzinsumfeld auf der Suche nach Rendite. Das nutzen Unternehmen aus und sammeln Geld auch verstärkt mit Nachranganleihen ein. 2013 wurde deshalb bereits das Emissionsvolumen des gesamten vergangenen Jahres übertroffen. Das Segment der Hybridbonds bleibt verglichen mit dem gesamten Markt der Unternehmensanleihen trotzdem eine Nische.
Aramea Rendite Plus
Erfolg mit Hybridpapieren
Das Management setzt auf Genussscheine und Nachranganleihen. Papiere von Banken und Versicherern finden sich im Portfolio ebenso wie Anleihen von Industriefirmen. Die vergangenen drei Jahre gab es ein Plus von 11,7 Prozent per annum. Top-Fonds in diesem Segment.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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