Vermögensverwalter-Kolumne

Notenbankpolitik: Die EZB drückt die Nicht-Euro-Länder an die Wand

30.03.15 12:48 Uhr

Notenbankpolitik: Die EZB drückt die Nicht-Euro-Länder an die Wand | finanzen.net

2010 hatte die schwedische Riksbank trotz niedriger Inflation und hoher Arbeitslosigkeit die Zinsen noch erhöht.

Von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

Doch seit einigen Wochen haben sich die Skandinavier zum Verfechter einer ultralockeren Geldpolitik gewandelt. Sie sind damit nicht die einzigen. Die Dänische und Schweizer Notenbank sind ebenfalls auf einen weitaus aggressiveren Kurs umgeschwenkt: In allen genannten Ländern sind die Einlagenzinsen für Banken mittlerweile negativ.

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Egal ob in Schweden, Dänemark oder der Schweiz: Die nationalen Notenbanker waren durch äußere Zwänge zum Handeln gezwungen. Denn alle drei offenen Volkswirtschaften litten unter der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, ab März massiv Staatsanleihen aufzukaufen. Die bevorstehende Geldflut in Euro-Raum hatte einen Aufwertungsdruck auf die Währungen dieser kleineren Länder zur Folge. Die EZB-Notenbanker haben ihren Kollegen außerhalb der Euro-Zone schlicht das Heft aus der Hand genommen. Auf der Strecke geblieben ist dabei ein nicht unerheblicher Teil ihrer Unabhängigkeit. Eine Bewegung gegen den Strom, wie ihn die Riksbank noch vor fünf Jahren unternommen hatte, wäre heute schlichtweg unmöglich.

Die Folgen dieser importierten Geldpolitik könnten für die kleineren Volkswirtschaften dramatisch sein. Denn zum Einen ist zu befürchten, dass sich die Zinssenkungsspirale noch weiter drehen wird. Norwegen ist schon das nächste nordeuropäische Land, welches tiefer in den geldpolitischen Strudel gezogen wird und das möglicherweise die Zinsen demnächst wieder senken wird. Und der von den Frankfurter Doppeltürmen der EZB ausgehenden Sog könnten noch stärker werden: Einige Fondsmanager und Banker rechnen bereits mit einem Folgeprogramm der EZB, wenn das angekündigte 1,1-Billionen-Euro-Staatsanleihenkaufprogramm im September 2016 ausläuft. Das wäre eine weitere Eskalationsstufe.

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Zum Zweiten könnte sich die Lockerung der geldpolitischen Zügel ins Gegenteil verkehren: Statt die Inflation anzuheizen, könnten derart beherzte Zinssenkungen die Deflationserwartungen fest verankern. Frei nach dem Motto: Wenn die Notenbanken zu solch radikalen Maßnahmen bereit sind, muss die Deflation real sein. Bürger und Investoren könnten dann auf die Idee kommen, ihr Geld künftig bar zu verwahren. Schließlich ist Bargeld in Deflationszeiten keine schlechte Anlage.

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