Vermögensverwalter-Kolumne

Mittelstandsanleihen – Gier frisst mal wieder Hirn!

01.08.11 12:51 Uhr

Mittelstandsanleihen – Gier frisst mal wieder Hirn! | finanzen.net

Sogenannte Mittelstandsanleihen gehören derzeit zu den Börsenraketen.

Neuemissionen sind in kürzester Zeit vergriffen. Doch viele Anleger wissen mal wieder nicht, was sie tun.

Von Burkhard Wagner, Vorstand der Partners Vermögensmanagement AG, München

Was haben Valensina, Underberg und Katjes gemeinsam? Neben den bekannten Markennamen haben die Mittelständler zuletzt Unternehmensanleihen platziert und Millionen an frischem Geld eingesammelt. Anleihen von mittelständischen Unternehmen erfreuen sich rasanter Beliebtheit und gehen weg „wie warme Semmeln“. Das Lockmittel lautete: hohe Zinsen von über 7 Prozent. Innerhalb eines Jahres ist so ein neuer Markt entstanden. Die Börse Stuttgart war mit dem Marktsegment „Bond M“ am schnellsten. Andere Regionalbörsen folgten. Insgesamt wurden bis heute rund zwei Milliarden Euro an Schuldtiteln platziert.

Win-Win für Banken und Mittelstand?

Der Mittelstand jubelt darüber. Seit Jahren klagen die Unternehmen über fehlende Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung. Das scheint jetzt vorbei, stellt doch eine Anleihe eine einfache und oft preiswertere Refinanzierungsmöglichkeit dar, als die klassische Bankfinanzierung. Auch die Banken freuen sich –waren die Institute bisher die Hauptfinanzierer des Mittelstands, können sie sich jetzt ganz elegant der Finanzierungsrisiken entledigen. Nicht selten werden mit den Einnahmen aus den Anleihen direkt die Hausbankkredite abgelöst.

Gier frisst Hirn

Der Treibsatz für die Anleger sind hohe Zinssätze zwischen 6 und 9 Prozent pro Jahr. Das ist deutlich mehr als bei Anleihen von Unternehmen mit Top-Bonität. Diese rentieren mittlerweile im dritten Jahr mit mickrigen Zinssätzen. Da blendet so mancher Anleger die Risiken lieber aus. Erstaunlich ist dabei, mit welcher Selbstverständlichkeit relativ unbekannten Firmen das Geld „nachgeworfen“ wird. Oder kennen Sie Gesellschaften wie Sappi Papier, Oxea, 3W-Power, Ziggo Finance, Labco oder Xefin Lux? Häufig handelt es sich um holländische oder gar südafrikanische Gesellschaften. Da wird es im Pleitefall schwierig, an sein Geld heranzukommen.

Kunterbunte Ratings - wenig Regulierung

Der „high-yield-Markt“ wird so zum „high-risk-Markt“ und Anleger erleben einen „Neuen Markt –2. Teil“. Investoren sollten sich nicht von hohen Kupons blenden lassen und die Bonität des Emittenten genau überprüfen.
Entscheidend für die Risikoeinschätzung ist das Rating –Griechenland lässt grüßen. Bei den Mittelstandsanleihen kommen diese allerdings nicht von den bekannten US-Agenturen, sondern von Creditreform oder Euler Hermes. Deren Ratings genießen bei Weitem nicht den Ruf und die Aussagekraft einer Moodys oder von Standard &Poors. Doch welcher Anleger weiß schon, was sich hinter einem attraktiv erscheinenden „BBB“-Rating verbirgt? Denn oft werden nur die Firmen bewertet und nicht die emittierten Anleihen. In vielen Fällen liegt überhaupt keine Bewertung der Bonität vor.
Schärfere Regeln zur Börsen-Zulassung wären ebenfalls wünschenswert. Denn die generell gute Idee einer Mittelstandsfinanzierung wird auf Dauer geschädigt, je mehr zweifelhaft Unternehmen an den Markt gehen, bei denen es früher oder später zu Ausfällen kommen kann. Den meisten Anlegern dürfte nicht bewusst sein, dass für eine Börsennotiz einer Mittelstandsanleihe keine besonders strenge Regulierung von Nöten ist. Oft ist nur ein Jahresabschluss des Emittenten notwendig.

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