Vermögensverwalter-Kolumne

Konservative Anleger müssen umdenken

24.10.11 10:11 Uhr

Konservative Anleger müssen umdenken | finanzen.net

Wer sein Vermögen schützen will, muss es temporären Schwankungen aussetzen.

Nur so haben Anleger überhaupt die Chance, die reale Kaufkraft Ihres Kapitals zu bewahren oder gar zu steigern. Wer indes ausschließlich auf die Karte „Sicherheit“ setzt und sich mit den niedrigen Zinsen von Festgeldkonten oder Bundesanleihen zufrieden gibt, wird längerfristig teuer dafür bezahlen.

Von Friedrich Huber, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung

In der jüngsten Hochphase der europäischen Schuldenkrise wurde mehr als deutlich, wer zu den Krisengewinnern zählt. Besonders begehrt waren Bundesanleihen, während Aktien massenweise aus den Portfolios flogen. Die vermeintliche Sicherheit der deutschen Staatstitel war weit stärker als der Wunsch nach Rendite: Knapp zwei Prozent im Jahr erzielen Bundesanleihen, die in einem Jahrzehnt das Kapital an die Anleger zurückbezahlen. Fünfjährige Bundesobligationen bringen im Jahr 1,25 Prozent.

Kalte Enteignung durch den Staat

Dabei handelt es sich wohl gemerkt um Bruttorenditen, die durch Inflation und Steuern geschmälert werden – und das führt zu einem negativen Realzins. Den offiziellen Statistiken zufolge bewegte sich die Inflationsrate in Deutschland im September 2011 mit 2,6 Prozent auf einem Drei-Jahres-Hoch. Selbst wenn man unterstellt, dass die Geldentwertung auf Sicht von fünf Jahren durchschnittlich zwei Prozent beträgt, schaffen es die Anleger nicht, die reale Kaufkraft Ihres Kapitals zu erhalten: Wer etwa 10.000 Euro in die fünfjährige Bundesobligation investiert, kommt nach Inflation und Steuerabzug auf ein Kapital, das nach fünf Jahren, in realer Kaufkraft ausgedrückt, 9470 Euro beträgt. Das entspricht einer negativen jährlichen Realrendite von minus einem Prozent.

Kein Vermögenserhalt ohne Risiko

Diese kalte Enteignung durch negative Realzinsen bei den Staatsanleihen bedeutet: Wer die Kaufkraft seines Vermögens schützen will, muss unter den heutigen Bedingungen eine Bruttorendite vor Inflation und Steuern in Höhe von rund 2,8 Prozent erwirtschaften. Das aber ist nur möglich, wenn die Anleger bereit sind, ihr Vermögen zumindest zum Teil den Schwankungen des Kapitalmarkts auszusetzen. Deshalb empfiehlt es sich, dass Anleiheportfolio so mit Unternehmensanleihen zu diversifizieren, dass die angestrebte reale Rendite erreicht wird.

Voraussetzung für den Kauf von Unternehmensanleihen ist zum einen, dass die Papiere beziehungsweise die Schuldner ähnlich wie bei Aktien sorgfältig analysiert und die Anleihen auch bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden können. Zum anderen sollte das Gewicht der Papiere im Portfolio so gewählt werden, dass auch bei einem erneuten Aufflammen der Finanz- und Schuldenkrise die Renditesprünge beziehungsweise die zeitweiligen Kursverluste bei den Unternehmensanleihen überschaubar bleiben.

Mix aus Investmentgrade- und Hochzins-Anleihen

Attraktiv sind aus unserer Sicht grundsätzlich Anleihen, bei denen eine Besserung des Ratings erwartet werden kann. Bei den Unternehmensanleihen mit Investmentgrade erscheinen uns Schuldtitel der führenden Telekommunikations-, Chemie- und Versorgungsunternehmen aus den stabileren Euroländern attraktiv. Bei mittleren Laufzeiten zwischen zwei und fünf Jahren sind in dieser Gruppe Nettorenditen (nach Inflation und Steuern) zwischen 1,5 und etwa 2 Prozent möglich.

Mehr Rendite, aber auch mehr Risiko ist mit Anleihen außerhalb des sogenannten Investmentgrades verbunden. Bei kluger Abwägung des Chance-Risiko-Verhältnisses sind generell die klassischen Anleihen solcher Unternehmen interessant, die wir unter fundamentalen Gesichtspunkten grundsätzlich auch für unser Aktienportfolio aussuchen würden. Hier sind derzeit Nettorenditen zwischen 2,2 und 5,0 Prozent möglich; die Wahl kurzer Laufzeiten von bis zu zwei Jahren ist Pflicht. Aus unserer Sicht ist streng darauf zu achten, dass keinerlei strukturierte Papiere, die gerne als Anleihen verkauft werden, sowie keine Anleihen von Banken ins Depot genommen werden, an denen der deutsche Staat nicht beteiligt ist.

Fazit:
Konservative Anleger müssen umdenken. Der reale Erhalt ihres Vermögens wird ihnen nur gelingen, wenn sie bereit sind, Unternehmensanleihen in ihr Depot aufzunehmen. Dass es dabei zu temporären Schwankungen kommen kann, ist unvermeidlich.

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