Bond statt Bank
Mittelstandsanleihen heben die Depotrendite
Von Gottfried Urban, Vorstand der Neue Vermögen AG, Traunstein
Katjes tut es. Valensina und Seidensticker tun es. Und auch der Aldi-Zulieferer Royalbeach, finanziert sich direkt über Anleihen. Der deutsche Mittelstand – in vielen Marktnischen Weltspitze – setzt bei der Unternehmensfinanzierung verstärkt auf private Anleger. Damit diese auch tatsächlich investieren, bieten die Unternehmen Zinsen zwischen sechs und neun Prozent pro Jahr. Angesichts von Bank- und Pfandbriefzinsen, die nicht einmal die Inflation ausgleichen, wirken solche Konditionen reizvoll. Doch was sind dieZinsversprechen wert?
Banken finanzieren lieber Staaten
Bei jeder Anlage gilt grundsätzlich ein hoher Zins als Signal für ein besonders hohes Risiko. Dass Mittelstandsanleihen riskant sein können, hat die Pleite des Windkraftzulieferers SIAG in diesem Frühjahr gezeigt. Ob die Käufer der SIAG-Anleihe vom vergangenen Sommer wenigstens einen Teil ihres Geldes zurückbekommen, steht noch in den Sternen. Aber immerhin: Anders als Aktienbesitzer haben Anleihegläubiger zumindest einen rechtlichen Anspruch auf einen Teil der Konkursmasse.
Weitere Argumente sprechen für ein – fein dosiertes – Engagement in Mittelstandsanleihen. Die hohen Zinsen sind nämlich in erster Linie Ausdruck der allgemein gestiegenen Risikoprämien. Nach wie vor sind die Banken bereit, mittelständische Unternehmen zu finanzieren. Die Kreditzinsen haben sie jedoch nicht gesenkt, obwohl sie sich seit Monaten so günstig wie nie refinanzieren können, zum Beispiel über die Europäische Zentralbank.
Dahinter steckt System: Für jeden Euro, den sie an Firmenkunden ausleihen, müssen die Banken Kreditabteilungen beschäftigen und Eigenkapital hinterlegen. Warum also einem Mittelständler Kredit geben, wenn es so viel einfacher und genauso margenträchtig ist, zum Beispiel einem Staat wie Italien das Geld zu leihen? Mit der Ausgabe eigener Anleihen machen sich deshalb mehr und mehr Mittelständler von den Launen ihrer Banken unabhängiger.
Gründlich prüfen
Wer einen Teil seines Vermögens in diese Anlageklasse investieren möchte, sollte jedoch zunächst gründlich prüfen, wem er sein Geld leiht. Allein auf Ratingnoten – so überhaupt vorhanden – sollte sich kein Anleger verlassen.
Er sollte sich fragen: Wem gehört das Unternehmen? Besteht ein positiver Cashflow? Wozu wird das Anleihekapital benötigt? Wie hoch ist die Eigenkapitalquote? Wie ist die Anleihe besichert? Gibt es Schutzklauseln, falls sich die Rahmenbedingungen deutlich ändern, zum Beispiel durch einen Eigentümerwechsel? Sind die Gewinnentnahmen gedeckelt?
Zu beachten ist, dass unterschiedliche Branchen auch unterschiedliche Risiken bergen. Unternehmen aus dem Konsumsektor sind weniger anfällig für Konjunkturschwankungen als Maschinenbauer. Emittenten aus dem Bereich der regenerativen Energien sind oft sehr jung und im Bereich der Startfinanzierung von Projekten. Das kann gut gehen, muss es aber nicht. Vor allem aber sollten Anleger das Geschäftsmodell und die Produkte des Anleihe-Emittenten verstehen.
Kurzläufer bevorzugen
Kurze Laufzeiten, idealer Weise unter fünf Jahre, sollten bevorzugt werden. Denn der Anleger muss damit rechnen, dass er das Papier während der Laufzeit nur mit empfindlichen Abschlägen verkaufen kann. Viele Mittelstandsanleihen werden zwar an der Börse gehandelt, doch das Handelsvolumen ist gering. Dadurch können erhebliche Preisschwankungen auftreten, auch ohne dass es negative Nachrichten von Seiten des Unternehmens gäbe.
Wenn die Anleihe diesem Check standhält, steht einem Investment nichts mehr im Wege. Wer dieses Risiko nicht gerne über Einzelanleihen eingehen will, kann sich einen Investmentfonds mit Schwerpunkt auf Mittelstandsanleihen ins Depot legen.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.