Die Geld-Schleusen bleiben länger offen als zunächst erwartet
Gut Ding will eben Weile haben.
Bevor die Europäische Zentralbank mit ihrer Exitstrategie beginnen kann, die das Ende der Zeit der überfluteten Kapitalmärkte einläuten würde, wird es länger dauern als bisher von vielen erwartet. Davon gehen immer mehr Beobachter am Kapitalmarkt aus. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist die nach wie vor exorbitant hohe Verschuldung und deren Folgen. So beschränkt sich die Ausweitung der Ausfallprämien bei Staatsanleihen längst nicht nur mehr auf Griechenland, sondern betrifft alle Länder der Europäischen Währungsunion (EWU). Das daraus resultierende höhere Renditeniveau aber hat eine dämpfende Wirkung auf die Wirtschaft. Zudem zwingt der Finanzmarkt die Regierungen zu einem noch restriktiveren Sparkurs. Daher dürfte es zu niedrigeren Lohnabschlüssen und geringeren staatlichen Investitionen kommen – mit der Folge einer geringeren Inlandsnachfrage, aber auch einer Dämpfung der Inflationsgefahr. Um dennoch die Konjunktur nicht absterben zu lassen, so ist zu erwarten, wird die EZB ihre Schleusen des billigen Geldes also noch eine ganze Weile offen halten. Eine Zinserhöhung ist damit von der aktuellen Agenda in die Warteschleife gerückt.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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