Unvorhersehbare Ereignisse

Schutz vor Schwarzen Schwänen: Mit welchen ETFs sich Anleger absichern können

22.04.25 23:18 Uhr

Risikomanagement mit ETFs: So schützen sich Anleger vor Börsen-Crashs durch Schwarze Schwäne | finanzen.net

Schwarze Schwäne sind seltene, aber verheerende Ereignisse an den Finanzmärkten. Konventionelle Risiko-Strategien bieten bei ihrem Eintreten kaum Schutz. Es gibt jedoch einige ETFs, die es auch Privatanlegern ermöglichen, sich gezielt gegen solche sogenannten Extremrisiken abzusichern.

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• Schwarze Schwäne treten plötzlich und unvorhersehbar ein
• Absicherung gegen sie muss daher immer Teil des Portfolios sein
• Spezielle ETFs bieten einen gewissen Schutz, sind aber mit Absicherungsprämien verbunden

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Der Begriff des "Schwarzen Schwans" wurde 2007 vom Risikoanalysten Nassim Nicholas Taleb in seinem gleichnamigen Buch geprägt. Gemeint sind seltene, unvorhersehbare Ereignisse mit massiven Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Finanzmärkte. Gerade weil Schwarze Schwäne so unwahrscheinlich erscheinen und selten sind, wird das von ihnen ausgehende Risiko von Anlegern oft ignoriert - bis sie plötzlich eintreten und erhebliche Verluste verursachen. Laut "MarketWatch" seien Schwarze Schwäne zwar unvorhersehbar, aber letztlich unvermeidlich. Bei einer Absicherung gegen sie könne man sich daher nicht auf die Illusion stützen, dass man sie rechtzeitig bemerken werde. Zudem würden klassische Strategien zur Risikominimierung bei ihnen oft nicht wirken. Der Schutz vor Schwarzen Schwänen hänge daher von den Absicherungs-Strategien ab, die immer in Kraft seien, betont "MarketWatch".

In der Praxis bedeutet das: Herkömmliche Strategien wie das klassische 60/40-Portfolio, das aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen besteht, bieten bei Schwarzen Schwänen keinen verlässlichen Schutz. Denn sie dienen mit ihrer nicht zu riskanten und nicht zu konservativen Mischung lediglich zur Absicherung gegen Risiken im "mittleren Bereich", nicht jedoch gegen Extremrisiken, also solche mit sehr schlimmen Folgen, aber geringer Wahrscheinlichkeit. "MarketWatch" liefert dazu eine passende Analogie: "Einem Mann, dessen Füße im Ofen und dessen Kopf im Gefrierschrank stecken, geht es nicht gut, egal, was seine durchschnittliche Körpertemperatur vermuten lässt". Genau deshalb sei auch bei dem Schutz vor Schwarzen Schwänen ein anderer Denkansatz gefragt.

Hantel-Strategie zum Schutz vor Schwarzen Schwänen: Mit speziellen ETFs gezielt absichern

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Zur Absicherung gegen Schwarze Schwäne empfahl Taleb die sogenannte "Hantel-Strategie" (englisch "Barbell Strategy"). Sie besteht darin, sowohl in so risikoarme als auch in so risikoreiche Anlagen wie möglich zu investieren. Investitionen mit mittlerem Risiko sollten hingegen gemieden werden.

Laut "MarketWatch" könnte bei der Umsetzung einer Hantel-Strategie beispielsweise ein sehr großer Teil des Portfolios in sichere US-Staatsanleihen investiert werden. Die damit erwirtschafteten Zinsen würden hingegen in risikoreiche, aber potenziell sehr renditestarke Instrumente wie Call-Optionen auf den S&P 500 fließen, die dann den deutlich kleineren Teil des Portfolios ausmachen würden. Wenn Anleger die Anleihen bis zur Fälligkeit halten, bekommen sie dann zumindest den ursprünglich investierten Betrag zurück, während sie durch die Call-Optionen gleichzeitig die Chance auf deutlich höhere Gewinne haben.
Ein etwas anderer Hantel-Ansatz sei es laut dem Nachrichtenportal auch, wenn Aktienindexfonds einen Großteil des Depots ausmachen und diese dann mit Put-Optionen auf den entsprechenden Index ergänzt würden. Bei diesem Ansatz wären dann mögliche Verluste am Aktienmarkt durch die Put-Optionen abgesichert.

Für Privatanleger kann es jedoch mühsam sein, eine solche Strategie umzusetzen. Es gibt jedoch ein paar ETFs, die einen entsprechenden Ansatz abbilden. Einer ist der Amplify BlackSwan Growth & Treasury Core ETF. Dieser wurde im November 2018 aufgelegt und investiert rund 90 Prozent seines Portfolios in US-Staatsanleihen und 10 Prozent in Call-Optionen auf den S&P 500. Zurückgerechnet bis Ende 2005 erzielte der ETF laut "MarketWatch" eine annualisierte Rendite von 6,8 Prozent - im Vergleich zu 8,4 Prozent beim S&P 500, allerdings bei deutlich geringerer Volatilität.

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Ein weiterer ETF, der auf eine Ausprägung der Hantel-Strategie setzt, ist der Swan Hedged Equity US Large Cap ETF. Hier fließt der Großteil des Kapitals in einen breit gestreuten Aktienindexfonds, während ein kleiner Anteil in Put-Optionen auf den S&P 500 investiert wird. Von Mitte 1997 bis Ende 2024 lag die - ab dem Auflagedatum Ende 2020 zurückgerechnete - durchschnittliche Jahresrendite hier laut "MarketWatch" bei 7,5 Prozent - verglichen mit 9,1 Prozent beim S&P 500. Anleger müssen also in jedem Fall eine Absicherungsprämie in Kauf nehmen.

ETFs für Tail-Risiken bieten Schutz vor Extremen

Eine weitere Möglichkeit zur Absicherung gegen Schwarze Schwäne bieten laut "Bloomberg" auch Tail-Risk-Strategien. Diese konzentrieren sich auf die Absicherung gegen Extremereignisse am Ende der statistischen Verteilung - also genau jene, die durch Schwarze Schwäne ausgelöst werden. Laut der Nachrichtenseite erlebten etwa Fonds wie der Cambria Tail Risk ETF und der Alpha Architect Tail Risk ETF im Rahmen des Hin und Her bei den US-Zöllen und den damit verbundenen Börsenbeben Anfang April ein starkes Comeback. Beide setzen auf gestaffelte, schützende Put-Optionen auf den S&P 500, um gegen Abstürze geschützt zu sein.

Diese Strategien zahlen sich zwar in ruhigen Marktphasen häufig nicht aus, da sie dann typischerweise niedrigere Renditen liefern, können aber im Fall eines plötzlichen Crashs massive Gewinne einfahren - genau dann, wenn klassische Portfolios ins Straucheln geraten. In diesem Sinne fungieren sowohl die genannten Black-Swan-ETFs als auch die Tail-Risk-ETFs wie eine Versicherung gegen das Unerwartete.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: nancekievill / Shutterstock.com, BEST-BACKGROUNDS / Shutterstock.com

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