Nach Zahlen: NVIDIA-CEO beschwichtigt - Analysten zweifeln
Kaum ein Ereignis wurde an der Wall Street jüngst so antizipiert wie die Zahlenvorlage des Börsenschwergewichts NVIDIA in der vergangenen Woche. Obwohl Umsatz und Gewinn über den Erwartungen lagen, ließen Anleger die NVIDIA-Aktie fallen. Analysten geben sich trotz der Beschwichtigungen von NVIDIA-CEO Jensen Huang vorsichtig.
Werte in diesem Artikel
• NVIDIA-Zahlen überzeugen Wall Street nicht
• NVIDIA-CEO Jensen Huang versucht zu beschwichtigen
• Analysten bleiben vorsichtig
Die Zahlenvorlage des KI-Spezialisten und Chipdesigners NVIDIA stellte in der letzten Woche den Höhepunkt der aktuellen Bilanzsaison dar. Dabei zeichneten die Zahlen ein gemischtes Bild, das Anleger letztlich nicht überzeugte.
So konnte NVIDIA zwar Umsatz und Gewinn mehr als erwartet steigern, der Ausblick des KI-Profiteurs sorgte dann jedoch für lange Gesichter. So steigerte NVIDIA im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres 2025 den Umsatz von 13,5 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf gut 30 Milliarden US-Dollar und verzeichnete damit einen Zuwachs von 122 Prozent. Der Gewinn schoss derweil im Jahresvergleich von gut 6,2 Milliarden US-Dollar auf knapp 16,6 Milliarden US-Dollar hoch.
Auf der anderen Seite blieben zahlreiche Fragen zu dem neuen Produktionsverfahren für das leistungsstarke KI-System "Blackwell" unbeantwortet, was für Unsicherheit sorgte. So ließen NVIDIA-Aktionäre die Anteilsscheine des Chip-Architekten in Reaktion auf die Quartalsvorlage letztlich um 6,38 Prozent auf 117,59 US-Dollar fallen.
KI-System Blackwell im Fokus
So wurde die Blackwell-Serienproduktion um ein Quartal nach hinten verschoben. Bisher war davon ausgegangen worden, dass Blackwell im dritten Quartal in die Massenproduktion gehen würde. Neu wird mit der Serienfertigung im vierten Jahresviertel gerechnet. NVIDIA-CFO Colette Kress begründete die Verspätung damit, dass auf diese Weise die Produktionsausbeute des Chips verbessert werden solle, schreibt MarketWatch. Man habe Änderungen an der sogenannten Maske vorgenommen, mit deren Hilfe die Chipstrukturen auf Halbleiterplatten aufgetragen werden. "Die Änderung ist abgeschlossen, es waren keine funktionalen Veränderungen notwendig", beschwichtigte auch NVIDIA-CEO Jensen Huang im Rahmen der Telefonkonferenz die Analysten. Er geht weiterhin davon aus, dass mit Blackwell-Verkäufen im Schlussquartal Milliarden-Erlöse erzielt werden können, allerdings ließ der Konzernlenker offen, ob die Änderung auch zu Verzögerungen mit Blick auf die ursprünglichen Planungen führen werde.
Hopper-Nachfrage weiterhin stark
Gleichzeitig versuchte Huang, die Analysten zu beruhigen, indem er betonte, dass auch die Nachfrage nach dem aktuellen Chipsystem "Grace Hopper", zu dem die H100 Hopper-Familie zählt, weiterhin hoch sei, NVIDIA dementsprechend nicht so bald auf die Blackwell-Einnahmen angewiesen sei: "Die Hopper-Nachfrage bleibt weiterhin hoch und die Antizipation für Blackwell ist unglaublich", so der NVIDIA-Chef. Dem hält Third Bridge-Analyst Lucas Keh jedoch laut MarketWatch entgegen, dass NVIDIA die H100-Chip günstiger gemacht hätte, was ein Grund für den Rückgang der Bruttomargen gewesen sein könnte. Dennoch geht der Experte laut CNN davon aus, dass 60-70 Prozent der KI-Modellschulungen bei so genannten Hyperscalern wie Microsoft und Google bis Ende nächsten Jahres mit den neuen NVIDIA-Chips durchgeführt werden.
Wie MarketWatch schreibt, gäbe es mittlerweile an der Wall Street auch einige Anleger, die einen Beweis dafür sehen wollen, dass die kostenintensiven Investitionen von NVIDIA in den KI-Bereich in den letzten anderthalb Jahren auch Früchte tragen würden. Huang antwortete im Conference Call auf diese Sorgen damit, dass der Wechsel zu einem neuen Computing-Paradigma insgesamt zu mehr Effizienz führen würde: "Wenn Sie eine Hopper- und bald auch eine Blackwell-basierte Infrastruktur aufbauen, sparen Sie Geld. Das ist ein enormer Return on Investment. Und der Grund, warum Sie anfangen, Geld zu sparen, ist, dass die Datenverarbeitung Geld spart... Die Welt des Allzweck-Computings verlagert sich zum beschleunigten Computing."
Erste Risse in NVIDIA-Erfolgsgeschichte?
Dennoch blieben Aktionäre skeptisch zurück. Es bleibt die Sorge, dass der Hype rund um das Trendthema künstliche Intelligenz nicht ewig währen wird: "Während die Zahlen zeigen, dass die KI-Revolution lebendig und wohlauf ist, kommt das Schlagen der Erwartungen mit einem geringeren Abstand im Vergleich zu den vorangegangenen Quartalen zu den zahlreichen Warnzeichen in der Tech-Branche zu Beginn dieser Gewinnsaison hinzu", kommentierte dahingehend Thomas Monteiro, Senior Analyst bei Investing.com, in einer E-Mail an CNN.
NVIDIA bleibe weiterhin die große KI-Hoffnung an der Wall Street und Anleger wollten weiter glauben, dass es auch weiterhin Investitionen in Chips und Ausrüstung geben werde, fasste MarketWatch zusammen. Dennoch würden die jüngsten NVIDIA-Zahlen zeigen, dass es erste Risse in der Erfolgsgeschichte des KI-Spezialisten gebe. Es wird sich jedoch erst zeigen müssen, ob diese unbedeutend bleiben oder sich in Zukunft zu ausgemachten Problemen entwickeln werden.
Redaktion finanzen.net
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