Wachsende Gier

So entwickelt sich eine Preisblase an den Kapitalmärkten

06.09.17 16:53 Uhr

So entwickelt sich eine Preisblase an den Kapitalmärkten | finanzen.net

Bei der Reise durch die Wirtschaftsgeschichte der letzten Jahrhunderte fällt eines auf: Preisblasen auf den Kapitalmärkten kommen häufiger vor, als man denkt.

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Dabei ist die Anatomie einer Blase bei allen Assets weitestgehend immer gleich: Steigende Preise auf einem Markt bei guten Zukunftsaussichten ziehen immer mehr "Glücksritter" an, die kaufen und darauf hoffen, bald zu einem höheren Preis wieder verkaufen zu können. Mit ordentlich Gewinn versteht sich. Wenn jedoch nahezu jeder gekauft hat und investiert ist, dann kommt die Nachfrage ins Stocken. Es kommt zum "Umschwung", wie es Charles P. Kindleberger in seinem Werk "Manien, Paniken, Crashs - Die Geschichte der Finanzkrisen dieser Welt" bezeichnet. Die Preise fangen an zu fallen, fallen immer weiter und können in einem Crash enden, wenn die Mehrheit der Spekulanten verkauft, aber kaum jemand mehr kaufen möchte.

Zuletzt konnte die Anatomie einer Blase beispielsweise am US-Häusermarkt beobachtet werden. Zu Beginn des neuen Millenniums sorgten steigende Hauspreise, zinsgünstige Hausbaudarlehen und eine lockere Kreditvergabepraxis für einen Boom am US-Häusermarkt. Selbst Familien mit kaum Einkommen erfüllten sich den Traum vom Eigenheim oder spekulierten sogar kräftig mit, indem Häuser gekauft und kurz darauf wieder mit Gewinn verkauft wurden. Im Jahr 2006 begann jedoch der Umschwung. Die Hauspreise fielen und der Hausmarktcrash zog die Welt in eine ihrer schwersten Finanz- und Wirtschaftskrisen seit einhundert Jahren.

Immer wieder kommt es auch bei bestimmten Branchen am Aktienmarkt zur Blasenbildung, so beispielsweise in den 1990er Jahren bei Internetwerten oder im neuen Millenium zeitweise bei Solartiteln. Aktuell spielt sich auch viel Fantasie rund um das Thema Elektromobilität ab. Ob sich die Aktie des E-Auto-Pioniers Tesla in einer Blase befindet, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Sollte Tesla seine Autoverkäufe nämlich drastisch erhöhen können, so würden sich die hohen Bewertungen und der hohe Aktienpreis im Nachhinein als gerechtfertigt herausstellen können.

Das große Problem bei Blasen ist auch immer, dass sie sich weiter und weiter aufblähen können. Wo ist also das Ende der Fahnenstange erreicht, könnte man fragen. Wenn eine Aktie in einem Jahr 1.000 Prozent Kursplus verzeichnet, wer sagt, dass sie sich nicht nochmal verdoppeln oder verdreifachen könne? Doch eines hat die Geschichte zumindest gelehrt: Blasen platzen irgendwann - und dann wird es für viele Anleger grausam. Die Blasenbildung an den Finanzmärkten lebt ja für gewöhnlich vom Zustrom der Anleger. Häufig sind die "wissenden" Anleger längst schon ausgestiegen, wenn es zu einem Umschwung kommt. Wer dann die Verluste einstreicht, sind zumeist die "unwissenden" bzw. normalen Anleger. Und gerade diese bringen es oftmals nicht zustande, mit kleinem Verlust auszusteigen. Sie halten an ihren Anlagen fest, komme was wolle. Diese Verlustaversion stürzt den Otto-Normalanleger beim Platzen einer Blase nicht selten ins finanzielle Chaos.



Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: MarcelClemens / Shutterstock.com, Rufous / Shutterstock.com

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