Die Welt braucht Banken – und Bankiers mit Ethos
„Wenn Du einen Freund brauchst, kauf‘ Dir einen Hund", empfiehlt der zynische Investmentbanker Gordon Gekko ...
... in „Wall Street“, dem Kinohit der 1980er Jahre. Damals waren Banker noch Bankiers. Heute werden sie als Bankster bezeichnet, gelten als egoistische und von Gier besessene Volksfeinde.
Daher findet die Protestbewegung „Occupy“ großen Anklang in der Bevölkerung. Selbst die Medien unterstützen diese Bewegung. So wurde zum Beispiel der Initiator von Occupy Deutschland zum Talk mit Maybrit Illner eingeladen, obwohl hierzulande noch keine einzige Demonstration stattgefunden hatte. Der Werbeeffekt war enorm. Welthandel funktioniert nur mit global tätigen Banken Aber was ist das Ziel dieser - teilweise blinden - Proteste? In den Attacken gegen die Finanzwelt schwingt der Irrglaube mit, dass der Welthandel mit den Mitteln und Möglichkeiten einer örtlichen Volksbank betrieben werden könnte. Die Demonstranten verkennen, dass wir unseren Wohlstand ganz wesentlich einem funktionierenden Bankensystem zu verdanken haben.
Die moderne Finanzwelt ist nämlich nicht das Ergebnis unersättlicher Gier, sondern dient den Bedürfnissen einer wirtschaftlich wachsenden und auch mit den Schwellenländern eng vernetzten Welt. Globale Finanzhäuser waren es, die in den vergangenen 20 Jahren dafür gesorgt haben, dass Unternehmen sich gegen extreme Ausschläge bei Wechselkursen, Zinsen und Rohstoffpreisen schützen konnten. Falls die Proteste dazu führen, dass die Politik die internationalen Finanzmärkte regulatorisch stark einschränkt, wird der Welthandel einbrechen. Zu den großen Verlierern zählten dabei auch die Schwellenländer. Wir würden in ein unvorstellbares Desaster stürzen. Der Fluch des billigen Geldes
Wir brauchen daher keine Diskussion über das System, sondern über den Banker im heutigen Format. Die Gier, also den Wunsch nach mehr, hat nicht der Banker allein, aber keiner steht im Ansehen der Gesellschaft heute so schlecht da wie er.
Doch was hat dazu geführt, dass die Gier das Hirn frisst?
Getrieben von der Politik, die ihre Staatshaushalte ausufern ließ, begann der damalige US-Notenbankchef Alan Greenspan, der „Magier der Wall Street“, mit einer noch nie da gewesenen Politik des dauerhaft „billigen Geldes". Dadurch lasse sich jede Wirtschaftskrise verhindern, propagierte er.
Billiges Geld aber senkt die Risikoschwelle! Banker wurden zu Zockern, strebten immer neue Rekordrenditen an, die nur mit waghalsigen Spekulationen zu erzielen waren.
Bankiers statt Bankster
Es ist höchste Zeit, ein neues Berufsethos für Banker zu definieren und zu verankern. Es braucht Banker, die wieder Bankiers sein wollen, nicht profitbesessene Bankster. Dafür brauchen wir eine neue Ethik, die Antworten auf die Frage finden muss, wofür Gewinne gut sind, und welchen Mehrwert der Banker für die Stabilität der Gesellschaft bietet. Ohne weltweit verbindliche Regeln kommt der einzelne Banker nicht aus dem Kreislauf heraus.
Die Bankenbranche selbst muss vor populistischer Einflussnahme durch die Politik geschützt werden. Sie ist zu wichtig, um sie von demonstrierenden Menschen verurteilen zu lassen, die anscheinend nicht zu tieferer Analyse in der Lage sind.
Autor: Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg
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