Vermögensverwalter-Kolumne

Deutschland verspielt seine Rente

10.03.15 10:42 Uhr

Deutschland verspielt seine Rente | finanzen.net

Würden Sie eine Aktie kaufen, wenn der Kurs dem 1.000-fachen Gewinn entspricht? Natürlich nicht? Bei Staatsanleihen zahlen deutsche Anleger hingegen ohne Zögern mehr als das Tausendfache der Rendite.

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von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein

Damit verspielen sie die Chance auf eine bessere finanzielle Versorgung im Alter oder auf eine besonders hochwertige und teure Ausbildung der Kinder.

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Denn die Zinsen sind extrem niedrig und bleiben es immer wahrscheinlicher noch auf Jahre. Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank, hat jüngst erklärt, dass die FED die Zinsen erst dann erhöhen werde, wenn sie "recht zuversichtlich" sei, dass die Inflation auf mittlere Sichtung Richtung zwei Prozent steigt. Da der Verbraucherpreisindex in den USA weiter gesunken ist und bereits im 33. Monat in Folge deutlich unter dieser Zielmarke liegt, sollte der Zins länger im Tief verharren als mancher Marktteilnehmer sich vorstellen kann.

Während die Fed das Aufkaufprogramm für Anleihen bereits 2009 gestartet hat und vor einigen Monaten beendete, hat die Europäische Zentralbank erst jetzt ihr Programm gestartet. Auch ihr Ziel lautet Reinflationierung auf zwei Prozent. Doch die 1,1 Billionen Euro, die für Anleihekäufe bis September 2016 budgetiert sind, werden wohl nicht reichen. Die Botschaft der EZB-Maßnahme an die Märkte ist klar: Der Realzins muss noch wesentlich stärker ins Negative gedrückt werden.

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Tiefpunkt des Realzinses erst 2019

Erst 2019 werde der Höhepunkt des negativen Realzinses erreicht, erklärte EZB-Chef Draghi im vergangenen August. Bis dahin werden wohl fast alle Euroländer ihre Schulden in Nullzinsanleihen umgeschichtet haben. Das hat gravierende Auswirkungen auf die klassischen Altersvorsorgeprodukte wie Lebensversicherungen, die weit überwiegend in Zinspapiere investieren müssen.

Wann wird der Privatanleger nun in Aktien investieren? Müssen erst alle Krisenherde beseitigt sein, und muss in Euroland Vollbeschäftigung vorliegen? Oder brauchen wir eine staatliche Zusatzförderung für Aktienanlagen in der Altersvorsorge?

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Bullenmarkt hält an

Eigentlich befinden wir uns in der besten aller Börsenwelten. Die Wirtschaft in Euroland ist noch wackelig, hat aber das Potenzial zu mehr Wachstum. Fundamental ist die Börsenhausse durch die tiefen Zinsen schon beinahe einzigartig untermauert. Die Differenz von Unternehmerlohn zum risikolosen Zins war noch nie so groß. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt im Deutschen Aktienindex (Dax) für dieses Jahr bei gut 14; seit 1980 lag der Durchschnitt bei 18, im Jahr 2000 sogar bei über dem 30fachen der Gewinne. Welche Aktienbewertung soll nun angemessen sein, wenn nur noch Aktien laufende Erträge erwirtschaften?

Der Bullenmarkt ist noch lange nicht am Ende. Nullrenditen sind sicher, während erfolgreiche, marktführende Unternehmen ihre Dividenden sogar Jahr für Jahr steigern. Wie stark die Rückschläge auch immer ausfallen werden. Die Erholung wird relativ zügig erfolgen. Am Ende werden wir Kurse sehen, die sich heute viele nicht vorstellen können.

Wer große Schwankungen aushält, ist im Aktienmarkt für die nächsten Jahre am besten aufgehoben. Wer es ruhiger haben will, der geht in gute aktive Mischfonds mit ordentlicher Aktienquote.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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