Des Stifters Not - wenn Erträge stiften gehen
Die Deutschen sind Europas führende Stifternation.
Gemäß der vom Bundesverband Deutscher Stiftungen geführten Statistik waren Anfang des Jahres 21.301 rechtsfähige Stiftungen in Deutschland registriert. Und es werden stetig mehr. Im Schnitt werden jeden Tag zwei neue Stiftungen gegründet.
Dabei ist das aktuelle Kapitalmarktumfeld gerade für kleinere Stiftungen eine große Herausforderung. Schließlich muss das Stiftungsvermögen in seinem Bestand dauerhaft erhalten werden und der Stiftungszweck aus den laufenden Erträgen erbracht werden. Rund 75 Prozent aller Stiftungen verfügen über Kapital von weniger als eine Million Euro. Im aktuellen Zinsumfeld bei weitem keine leichte Aufgabe ausreichend Erträge für den guten Zweck zu erwirtschaften.
Während die ganz großen Stiftungen in der Regel Unternehmensbeteiligungen, Aktien, Immobilien, Wald und manchmal auch Kunst besitzen, aus denen kontinuierliche Zuflüsse erfolgen und damit das niedrige Zinsniveau zumindest abfedern, ist das Anlageuniversum kleinerer Stiftungen deutlich eingeschränkter. Die Herausforderung für die Stiftungsverantwortlichen sind daher hoch: Kein Ertrag bedeutet keine Förderung. Keine Förderung ruft die Stiftungsaufsicht auf den Plan.
Man kann es drehen und wenden wie man will, mit einem vermeintlich sicheren Rentendepot kann der Stiftungszweck aus laufenden Erträgen nicht mehr erfüllt werden. Das Vermögen anzugreifen ist nur den so genannten Verbrauchsstiftungen erlaubt, daher müssen Anlagestrategien überdacht werden. Dies betrifft neben den Stiftungen ebenso die Gemeinnützigen Vereine sowie Non-Governmental Organisations (NGO). Der Anlagenotstand ist groß und so ist es nicht verwunderlich, dass der ein oder andere bereits auf dubiose Angebote reingefallen ist.
Eine Alternative, auch aus Haftungsgründen, kann die Investition in speziell dafür aufgelegte Stiftungsfonds sein. Solch ein Fonds hat natürlich ganz andere Anlagemöglichleiten und kann durch wohl überlegte Vermögensauswahl das Risiko minimieren. Zaubern können die Fondsmanager allerdings auch nicht und deshalb sollten Investoren mindestens folgende Kriterien prüfen:
Total expanse Ratio: Die Kennzahl zeigt die jährliche Gesamtkostenquote des Fonds -ohne Ausgabeaufschlag- an. Die Unterschiede sind erheblich und gehen von 0,70 Prozent bis deutlich über zwei Prozent pro Jahr. Wenn der Fonds dann auch noch Bestandteil einer kostenpflichtigen Vermögensverwaltung ist wird es schon eng. Denn diese Gebühren muss der Fonds erst einmal verdienen, bevor er etwas ausschütten kann.
Risikomanagement: Rendite ist der Preis für eingegangenes Risiko und ohne eine angemessene Risikobereitschaft wird es wohl auch in den nächsten Jahren keine auskömmlichen Renditen geben. Doch nichts ist für eine Stiftung schlimmer als Verluste zu realisieren. Daher ist es nicht nur lohnend, sondern zwingend, sich mit dem Risikomanagement eines Stiftungsfonds auseinanderzusetzen. Flexibel zu sein reicht heute nicht. Vielmehr sind eindeutig definierte Regeln und deren Einhaltung Grundlage für ein funktionierendes Risikomanagement. Denn auch ein fest vereinbartes Risikobudget hilft nicht weiter, wenn es im ersten Quartal verbraucht ist und künftige Gewinne nur zu dessen Auffüllung verwendet werden dürfen.
Wer ist mein Partner: Die Zahl der Anbieter von Stiftungsfonds ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Hierbei wurden häufig normale Multi-Asset Fonds einfach zu Stiftungsfonds umgewandelt bzw. umgelabelt. Das ist jedoch nicht Sinn der Sache. Die Bezeichnung des Fonds ist ebenso unerheblich, wie die Größe des Anbieters. Wichtig ist, dass das Fondsmanagement Erfahrung mit dem Management von Stiftungsgeldern hat und deren Bedürfnisse und Anlagerichtlinien versteht und umsetzt.
Letztendlich sollte der Investor sich von einem Anbieter verstanden fühlen, die vorgestellte Strategie verstehen und die Kosten kennen. Kurz um, sich auch in schwierigen Zeiten wohl fühlen.
Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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