Asiatisch-griechische Verhandlungen: Nur nicht das Gesicht verlieren
Es ist ein in Verhandlungen unter asiatischen Gesprächspartnern oft geübtes Ritual.
Kolumne von Dr. Alexander Seibold, Dr. Seibold Capital GmbH
Wenn der Verhandlungspartner als nicht vertrauenswürdig eingestuft wird, dann werden freundliche Worthülsen ausgetauscht und ein weiterer Verhandlungstermin vereinbart – der natürlich nie stattfindet. Das oberste Gebot für beide Seiten lautet: bloß nicht das Gesicht verlieren. Genau so kommen mir die Verhandlungen mit den Euro-Schuldenländern, allen voran Griechenland, vor. Man vertagt sich von einer Frist zur nächsten und beteuert, dass es ermutigende Fortschritte über Sparmaßnahmen zu berichten gebe.
In Wirklichkeit geht es doch wohl nur um eines: Wie schafft man eine Neukonstruktion des Euro, ohne dass die Länder, die künftig draußen bleiben müssen, ihr Gesicht verlieren? Ebenso müssen sich auch die furchtlosen Euro-Kämpfer Angela Merkel und Wolfgang Schäuble ohne Ansehensverlust aus der Affäre ziehen. Der einzige, der sich nicht an die asiatisch-griechische Verhandlungstaktik hält, ist FDP-Chef Philipp Rösler, der den Ausschluss Griechenlands aus dem Euro offen zur Diskussion stellt. Prompt steht der Fortbestand der Regierungskoalition in Berlin auf der Kippe.
Kredite an Schuldenländer nur noch gegen Budgetkontrolle
Wie eine neue Euro-Struktur aussehen könnte, darüber liegen zahlreiche Vorschläge auf dem Tisch, die ich gar nicht alle aufzählen möchte. Im Prinzip geht es nur noch darum, ob die Schuldenstaaten die Euro-Zone verlassen oder ihre Haushaltspolitik – zeitweise – an Brüssel abgeben. Letzteres ist zwar für das betreffende Land nicht schön, aber im Anschluss würden die Anleihenzinsen drastisch fallen und ihnen Luft verschaffen. Der Staat könnte in Bildung und Infrastruktur investieren, um die Basis für eine bessere Zukunft zu legen.
Das Frustrierende an der Euro-Krise ist Folgendes: Europa könnte schon jetzt so weit sein, dass Griechenland, Portugal und Irland in einem reformierten Euro durchstarten. Vor mehr als einem Jahr habe ich bereits darauf hingewiesen, dass der Euro in dieser Form nicht überlebensfähig ist. Es wäre genug Zeit gewesen, eine „Gesicht wahrende“ eine Lösung zu finden. Der massive Vertrauensverlust in den Euro und die Beschädigung der EZB und ihrer Vertreter – man denke nur an die Rücktritte von Bundesbank-Chef Axel Weber und von EZB-Chefvolkswirt Udo Stark – wären uns erspart geblieben. Ganz zu schweigen von den erheblichen Turbulenzen an den Kapitalmärkten, die in erster Linie Ausdruck eben dieser Vertrauenskrise sind.
Rohstoffe und Immobilien sind gegen Vertrauenskrise an den Finanzmärkten immun
Solange diese Vertrauenskrise schwelt, ist es für Vermögensverwalter erste Pflicht, Ausschau nach Anlagen zu halten, die nicht von den volatilen Finanzmärkten abhängig sind. Leider enthalten Staatsanleihen, bisher der klassische „sichere Hafen“, aufgrund der Schuldenkrise in Europa, aber auch in den USA, derzeit erhebliche Risiken. Aus unserer Sicht bessere Alternativen sind zum Beispiel Wohnimmobilien in sehr guten Lagen, Rohstoffe wie Edelmetalle, oder auch wirtschaftlich genutzte Agrarflächen. Sie werfen bei geeigneter Auswahl Renditen ab, die nicht von Aktien- oder Anleihenkursen abhängig sind. Allerdings werden sich auch diese Sachwerte dem übergreifenden Trend nach kürzeren Zyklen nicht entziehen können. Daher sind eine enge Beobachtung dieser Investments und ein aktives Management aus unserer Sicht unerlässlich.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
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