NASDAQ-Wert Microsoft-Aktie in Rot: Microsoft schränkt Nutzung des Bing-Chatbots ein - Übereinkünfte im Streit um Übernahme von Activision Blizzard
Microsoft hat die Nutzung seines Bing-Chatbots eingeschränkt, der mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auch komplexe Fragen beantworten und ausführliche Konversationen führen kann.
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Der Software-Konzern Microsoft reagiert damit auf etliche Vorfälle, in denen der Text-Roboter aus dem Ruder gelaufen ist und Antworten formuliert hat, die als übergriffig und unangemessen empfunden wurden.
In einem Blog-Eintrag kündigte das Unternehmen an, Bing-Chats nun auf 50 Fragen pro Tag und fünf pro Sitzung zu begrenzen. "Unsere Daten haben gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen die Antworten, die sie suchen, innerhalb von 5 Runden findet", erklärte das Bing-Team. Nur etwa ein Prozent der Chat-Unterhaltungen enthalte mehr als 50 Nachrichten. Wenn die Nutzerinnen und Nutzer das Limit von fünf Eingaben pro Sitzung erreichen, wird Bing sie auffordern, ein neues Thema zu beginnen.
Microsoft hatte zuvor bereits davor gewarnt, den KI-Chatbot, der sich noch in einer Erprobungsphase befindet, in längliche Konversationen zu verwickeln. Längere Chats mit 15 oder mehr Fragen könnten demnach dazu führen, dass Bing "sich wiederholt oder zu Antworten veranlasst beziehungsweise provoziert wird, die nicht unbedingt hilfreich sind oder nicht mit unserer beabsichtigten Tonalität übereinstimmen."
Für Aufsehen im Netz hatte ein Test des Bing-Chatbots durch einen Reporter der "New York Times" gesorgt. In einem mehr als zweistündigen Dialog behauptete der Chatbot, dass er den Journalisten liebe. Dann forderte er den Reporter auf, sich von seiner Frau zu trennen.
Zuvor hatten bereits andere Anwender auf "unangemessene Antworten" des Chatbots hingewiesen. So sagte die Bing-Software einem Nutzer, sie würde ihr eigenes Überleben wahrscheinlich dem seinen vorziehen. Bei einem anderen Nutzer beharrte sie darauf, es sei das Jahr 2022. Als dieser darauf beharrte, dass 2023 das richtige Jahr sei, wurde der Text-Roboter ausfällig. Der Chatbot bedrohte außerdem einen Philosophieprofessor mit den Worten "Ich kann dich erpressen, ich kann dir drohen, ich kann dich hacken, ich kann dich bloßstellen, ich kann dich ruinieren", bevor er seine Drohung selbst wieder löschte.
Microsoft setzt bei seinem Bing-Chatbot auf Technik des Start-ups OpenAI und unterstützt das kalifornische KI-Unternehmen mit Milliarden. Microsoft-CEO Satya Nadella sieht in der Einbindung von KI-Funktionen zum einen die Chance, die Marktverhältnisse im Wettbewerb mit dem Google-Konzern Alphabet umzukehren. Außerdem will er mit Hilfe von KI die Vormachtstellung seiner Bürosoftware absichern und das Cloud-Geschäft mit Microsoft Azure vorantreiben.
Google hat mit dem Chatbot Bard eine eigene KI-Offensive gestartet, um den Vorstoß von Microsoft und OpenAI zu kontern. Konzernchef Sundar Pichai hat nach einem Bericht von "Business Insider" seine Mitarbeiter aufgefordert, die Weiterentwicklung des Systems mit Hochdruck vorantreiben: Sie sollten zwei bis vier Stunden ihrer wöchentlichen Arbeitszeit in das Training des Chatbots investieren.
Deutsches KI-Start-up bei Vergleichstest auf Augenhöhe mit OpenAI
Das baden-württembergische Start-up-Unternehmen Aleph Alpha hat bei einem standardisierten Leistungsvergleich mit seinem KI-Sprachmodell Luminous ähnlich gut abgeschnitten wie der bislang führende KI-Spezialist OpenAI oder das Modell des Facebook-Konzerns Meta. Der wissenschaftliche Vergleich umfasste Aufgaben zur Klassifizierung, Auswertung und Erstellung von Texten, sowie der Beantwortung von Fragen zu bestimmten Textinhalten, teilte Aleph Alpha am Montag mit.Mit Luminous sei erstmalig ein europäisches KI-Sprachmodell auf Augenhöhe mit den amerikanischen Tech-Giganten gelandet, erklärte Jonas Andrulis, Gründer und CEO von Aleph Alpha. Man habe nicht nur das Leistungsniveau erreicht, sondern sei dabei auch viel effizienter gewesen. Im Vergleich zur Konkurrenz besitzt Luminous etwa halb so viele (70 Milliarden) Parameter und weist somit bei gleichem Leistungsniveau eine doppelt so hohe Effizienz auf. "Luminous ist in vielen Umgebungen eine starke Alternative und damit ein wichtiger Schritt zur Technologiesouveränität Europas", betonte Andrulis.
OpenAI steht mit seinem Textroboter ChatGPT seit Wochen in den Schlagzeilen, weil viele Millionen Anwenderinnen und Anwender die KI-Anwendung ausprobieren können. Das kalifornische Start-up wird dabei umfangreich von Microsoft unterstützt. Der Software-Konzern hatte Anfang Februar angekündigt, ChatGPT in die eigene Suchmaschine Bing zu integrieren, um dem Marktführer Google Konkurrenz zu machen. Google selbst will mit eigenen KI-Sprachmodellen kontern.
Das Heidelberger Start-up Aleph Alpha bietet dagegen kein Massenprodukt für private Verbraucherinnen und Verbraucher an, auch weil es sich einen Betrieb von Millionen von Anfragen täglich gar nicht leisten kann. Experten gehen davon aus, dass jede Anfrage an ChatGPT rund 5 Cent an Rechenleistung kostet. Dabei kommen schnell große Summen zusammen, die bei OpenAI von Microsoft bezahlt werden.
Es gehört aber ohnehin zur Strategie von Firmengründer Andrulis, sich auf Lösungen für Unternehmen oder die öffentliche Verwaltung zu konzentrieren. Im Oktober 2022 wurde beispielsweise mit dem Bürgerassistenten "Lumi" für die Stadt Heidelberg ein Bürgerassistent in Betrieb genommen, der auf Luminous basiert. Das System ist in der Lage auf ganz individuelle, nicht vorab programmierte Fragen von Bürgerinnen und Bürgern einzugehen. Damit könne man die Information auch Menschen zugänglich zu machen, die mit schlechter Orthografie oder anderen Sprachproblemen früher oft Probleme mit Behördenkommunikation hatten.
Microsoft sichert Rivalen Zugang zu Spielen zu
Im Streit um die milliardenschwere Übernahme des Spieleherstellers Activision Blizzard hat Microsoft Übereinkünfte mit Konkurrenten bekanntgegeben. Damit sollen Bedenken von Wettbewerbshütern eingedämmt werden. Sollte es zu einer Übernahme von Activision Blizzard kommen, würden Spielklassiker wie der Shooter "Call of Duty" künftig auch auf dem Streamingdienst Geforce Now verfügbar sein, kündigte Microsoft-Manager Brad Smith am Dienstagabend in Brüssel an.
Am Morgen war bereits bekanntgeworden, dass Microsoft auch Nutzern von Nintendo Switch das Spiel bereitstellen will. Diese hat im Vergleich zur Xbox von Microsoft und zur Playstation von Sony aber eine deutlich geringere Leistung.
Smith sagte am Dienstag, "Call of Duty" sei so auf rund 150 Millionen Geräten zusätzlich verfügbar. Die Übereinkünfte gelten zunächst für zehn Jahre. Der Gaming Service Geforce Now des auf Grafikkarten spezialisierten Chipherstellers NVIDIA hat offiziellen Angaben zufolge rund 25 Millionen Mitglieder in mehr als 100 Ländern.
Microsoft will den Spielkonzern Blizzard für 68,7 Milliarden Dollar (aktuell rund 64,5 Mrd Euro) kaufen. Neben "Call of Duty" gehören zu Activision Blizzard auch Titel wie "Overwatch", "World of Warcraft", "Starcraft" und "Hearthstone". Wettbewerbshüter haben Bedenken gegen die Übernahme, da sie befürchten, dass der Zugang zu Spielen für Nutzerinnen und Nutzer eingeschränkt werden könnte.
Die Microsoft-Aktie verlor im NASDAQ-Handel zu Handelsende 2,09 Prozent auf 252,67 US-Dollar.
REDMOND / HEIDELBERG / BRÜSSEL (dpa-AFX)
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