Eba: Bankenstresstest basiert erstmals auf anhaltendem Niedrigzins
Die European Banking Authority (Eba), Regelsetzerin für den europäischen Bankensektor, hat am Freitag den Startschuss für den Bankenstresstest 2020 gegeben.
Neu an dem Test ist nach ihren Angaben, dass das makroökonomische "Stressszenario" erstmals auf einer Rezession bei für längere Zeit niedrigen oder sogar negativen Zinsen beruht.
Dabei werden ein kumulativer Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,3 Prozent bis 2022 und ein Anstieg der Arbeitslosenquote um 3,5 Prozentpunkte unterstellt - laut Eba das bisher ungünstigste Szenario in der Geschichte der Stresstests. Die Ergebnisse sollen am 31. Juli dieses Jahres veröffentlicht werden.
Laut Eba werden die Banken beim Stresstest wie schon bei den beiden vorigen Tests nicht durchfallen können. Vielmehr sollen die Ergebnisse sowohl Banken als auch Aufsehern und Marktteilnehmern als ein analytischer Rahmen zur Einschätzung und zum Vergleich der Widerstandsfähigkeit der EU-Banken dienen.
Das Basisszenario des Tests entspricht den Projektionen, die die nationalen Zentralbanken im Dezember 2019 veröffentlicht haben. Das adverse Szenario dagegen basiert auf den wichtigsten vom Systemrisikorat ESRB identifizierten Finanzstabilitätsrisiken und einer eigenen Eba-Risikoanalyse.
Dieses negative Szenario beinhaltet eine längere Zeit historisch niedriger Zinsen, kombiniert mit einen starken Rückgang des Vertrauens, der zu einer signifikanten Konjunkturschwäche führt, die von internationalen Handelsspannungen verschärft werden. Darüber hinaus wird angenommen, dass ein schwaches Wachstum und steigende Risikoprämien die Schuldentragfähigkeit mindern.
Die weltweiten Aktienkurse fallen in diesem Szenario um 25 Prozent in Industrie- und um 40 Prozent in Schwellenländern. Die Wohnimmobilienpreise gehen um 16 Prozent zurück und die Gewerbeimmobilienpreise um 20 Prozent. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) liegt in der EU 2022 um 3,8 Prozent unter dem im Basisszenario angenommenen Wert. Laut Eba berücksichtigt der Test auch eine Reihe von Risiken, die mit dem Brexit einhergehen, nicht aber Klimarisiken.
Am EU-weiten Stresstest beteiligen sich 51 Banken, darunter 35 aus dem Zuständigkeitsbereich der Europäischen Zentralbank (EZB), die 70 Prozent der Vermögenswerte der Banken der EU und Norwegens repräsentieren. Einbezogen werden auch britische Institute.
Die Tests werden auf höchsten Konsolidierungsniveau durchgeführt, die Ergebnisse sollen bis 31. Juli 2020 veröffentlicht werden. Sie werden im laufenden Aufsichtsprozess (Srep) berücksichtigt. Die angelaufenen Diskussionen über methodische Veränderungen des 2022 anstehenden Stresstests werden den laufende Test nicht beeinflussen.
DJG/hab/cbr
FRANKFURT (Dow Jones)
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