Rennen um E-Auto-Krone

Tesla-Aktie vs. Buffett-Investment BYD: Warum die Chinesen das bessere Tesla sein könnten

21.05.17 16:58 Uhr

Tesla-Aktie vs. Buffett-Investment BYD: Warum die Chinesen das bessere Tesla sein könnten | finanzen.net

Die Tesla-Aktie hat einen Lauf. Der größte Konkurrent im Kerngeschäft, der chinesische Marktführer BYD, hat sich hingegen deutlich schwächer entwickelt. Und doch hält Warren Buffett keine Tesla-Aktien, sondern ist seit geraumer Zeit bei den Chinesen investiert. Aus gutem Grund.

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Das waren schwache Zahlen: Der weltweite Marktführer im Bereich Elektroautos, der chinesische BYD-Konzern, hat im ersten Geschäftsquartal herbe Rückschläge hinnehmen müssen. Der Gewinn sackte auf Dollarbasis um 28,8 Prozent auf 87,88 Millionen ab. Auch die Erlöse waren mit einem Minus von mehr als 30 Prozent deutlich rückläufig. Doch die schwache Quartalsperformance war nicht etwa auf einen massiven Nachfragerückgang im Reich der Mitte zurückzuführen, tatsächlich hatte BYD die Märkte auf die enttäuschende Geschäftsentwicklung bereits im Vorfeld vorbereitet, das Minus lag im Rahmen der eigenen Prognose. Subventionskürzungen von Seiten der chinesischen Regierung hatten entsprechende Auswirkungen auf Elektroautobauer bereits erwarten lassen - und tatsächlich litt die gesamte Branche unter den Maßnahmen. BYD kam verglichen mit der Inlandskonkurrenz noch glimpflich davon - kleinere Wettbewerber waren deutlich massiver betroffen. Möglicherweise ist BYD sogar Nutznießer der aktuellen Entwicklungen, denn die von der Regierung angestrebte Marktbereinigung dürfte dem Markführer am Ende einen deutlich höheren Marktanteil verschaffen.

Tesla mit deutlich besseren Zahlen

BYDs größter Konkurrent in den USA, der Tesla-Konzern, hat im ersten Geschäftsquartal daneben neue Rekorde bei Umsatz und Auslieferungszahlen erzielt. Und noch einen Unterschied gibt es zwischen den Chinesen und den US-Amerikanern: Während Tesla im Berichtszeitraum 25.000 Fahrzeuge unters Volk gebracht hat - mehr als jemals zuvor in der Konzerngeschichte - hatte BYD im ersten Geschäftsquartal mit einem Absatzeinbruch um 34 Prozent zu kämpfen.

BYD macht Gewinn - Tesla nicht

Auf den ersten Blick hat der von Elon Musk geleitete Konzern daher im direkten Vergleich den deutlich besseren Jahresauftakt erwischt. Doch während BYD trotz aller politischen und anderer Widrigkeiten im Auftaktquartal einen Gewinn erzielen konnte, hat sich das Minus bei Tesla unter dem Strich deutlich vergrößert. Das Unternehmen rutschte mit 330 Millionen Dollar noch tiefer in die roten Zahlen. Fakt ist also: BYD verdient Geld, Tesla verbrennt es (derzeit noch).

Doch rote Zahlen sind nur ein Hinweisgeber, dass BYD am Ende über Tesla triumphieren könnte. Elon Musk argumentiert ja ohnehin, dass der Aufbau eines integrierten grünen Konzerns mit einem ansprechenden Gesamtproduktportfolio nun mal zunächst hohe Investitionen erfordert, bevor unter dem Strich Gewinne anfallen. Und die Tesla-Community hat das verstanden - schließlich steht mit dem Model 3 der Einstieg in den Massenmarkt an, der Tesla nach Verkaufszahlen nach vorn katapultieren könnte. Die Hoffnungen auf einen Erfolg des Mittelklassefahrzeuges sind groß - und kaum einer versteht es,Hoffnungen so gut zu verkaufen, wie der charismatische Selfmade-Milliardär Elon Musk.

Warum Tesla möglicherweise das Nachsehen hat

Doch BYD hat ebenfalls großes Potenzial. Denn anders als der Konkurrent aus den USA verkaufen die Chinesen nicht nur Personenkraftwagen, sondern sind insbesondere im Bus-Segment stark engagiert. Elektro-Busse sind ein vielversprechendes Wachstumsfeld, mit dem BYD auf dem chinesischen Markt bereits große Erfolge feiert. Doch auch international findet der BYD eBus großen Anklang: Der Batteriebus ist weltweit der am häufigsten verkaufte Elektrobus und fährt unter anderem in London und Paris. Diverse andere europäische Städte, darunter auch München, haben den BYD-Bus probeweise eingesetzt.

Busse - ein Geschäftsfeld, das eigentlich auch Elon Musk im Visier hatte. Neben Minibussen waren auch elektrische Lastwagen aus dem Hause Tesla im Gespräch. Doch der Tesla-Chef hat seine Meinung diesbezüglich offenbar geändert. "Ich weiß nicht, ob die Bus-Geschichte im vollautonomen Sharing-Umfeld wirklich Sinn macht", ruderte der Manager kürzlich zurück. Schließlich sei ein Busticket möglicherweise teurer, als die Nutzung einer vollautomatischen Fahrzeugflotte als Sharing-Konzept. Darüber hinaus hat der Unternehmer ohnehin derzeit ein anderes Projekt im Visier, mit dem er die Problematik des hohen Verkehrsaufkommens auf den Straßen lösen will: Er arbeitet mit seinem neu gegründeten Startup "The Boring Company" an einer unterirdischen Tunnellösung. Busse von Tesla dürften in naher Zukunft daher wohl nicht im Tesla-Konzept vorgesehen sein - BYD hat unterdessen bereits ein einträgliches Geschäft damit aufgezogen.

Warren Buffett an Board

Neben dem eBus hat BYD noch etwas, das Tesla nicht hat: Einen Starinvestor an Board. Denn das "Orakel von Omaha", Warren Buffett, hat sich bereits im Jahr 2008 bei dem chinesischen Unternehmen eingekauft und dafür über seine Berkshire Hathaway-Tochter MidAmerican Energy 230 Millionen Dollar investiert - für 225 Millionen Aktien. Da die BYD-Aktie für über 5 Dollar gehandelt wird, hat sich der Wert von Buffetts Aktienpaket vervielfacht. Tesla-Aktien hat der 86-Jährige hingegen nicht im Depot - und dürfte dies in naher Zukunft auch nicht ändern.

Der weltweit erfolgreichste Kapitalanleger als Investor - eine bessere Werbung für BYD-Aktien könnte es kaum geben. Zumal die Anteilsscheine der Chinesen verglichen mit denen von Tesla auch noch deutlich erschwinglicher sind.

Billighersteller vs. Premium-Autobauer

Einen Vorteil hat Tesla aber doch: Die Fahrzeuge, die die Tesla-Fabriken verlassen, sind Premium-Produkte. Wer einen Tesla kauft, kauft einen Hauch von Luxus und Prestige - denn das Model S und das Model X sind hochpreisig und beileibe nicht für jeden erschwinglich. Zudem sind die Wagen mit einem Autopilot-System ausgestattet, das ständig weiterentwickelt wird und Tesla-Kunden einen Vorteil gegenüber Konkurrenzmodellen sichert. BYD hingegen hatte seit jeher den Massenmarkt im Visier, in der Anschaffung sind chinesische Elektrofahrzeuge deutlich erschwinglicher als ein Tesla. Auf dem chinesischen Markt feiert BYD mit dieser Strategie große Erfolge, in den USA dürften aber diejenigen, die es sich leisten können, schon allein des Image wegen vermehrt auf Tesla-Modelle setzen.

Doch es kündigt sich eine Strategieänderung an - und zwar auf beiden Seiten. Mit dem Model 3 bringt Tesla noch in diesem Jahr ein erschwingliches Modell auf den Markt und nimmt damit in Kauf, dass sich die Verkaufszahlen der Premiumfahrzeuge rückläufig entwickeln dürften. Dieser Schritt ist aus unternehmerischen Gesichtspunkten unabdingbar - allerdings dürfte sich dies nicht unbedingt positiv auf die Gewinnentwicklung auswirken. Experten rechnen bereits vor, dass Tesla vorrangig mit seinen Premium-Fahrzeugen Geld verdient, beim Verkauf eines Model 3 aber nur wenig beim Konzern hängen bleiben wird. Oberstes Gebot für Elon Musk ist es daher, die Produktionskosten deutlich zu senken. Mit dem Bau der Gigafabrik in Nevada, mit deren Hilfe der Hauptkostentreiber bei der Produktion eines Elektrofahrzeugs, die Batterie, deutlich kostengünstiger hergestellt werden soll, geht der Konzern dieses Problem bereits an.

Auf der anderen Seite will BYD weg vom Image des Billiganbieters, das insbesondere in den USA und Europa negativ belastet ist. Schaffen es die Chinesen, sich als qualitativ hochwertiger Hersteller zu positionieren, der bezahlbare Fahrzeuge herstellt, wird sich Elon Musk einiges einfallen lassen müssen, um mit seinem Unternehmen an BYD vorbeizuziehen. Zumal die Chinesen mehr als ambitionierte Pläne für Musks Heimatmarkt, die USA, haben. Noch ist das Rennen offen - aber BYD hat leicht die Nase vorn.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Philip Lange / Shutterstock.com, JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images

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