Preise im Höhentaumel: Goldman Sachs schwört Verbraucher auf weiter steigende Preise ein
Eine wachsende Inflation in den USA und Europa lässt Verbraucher unter steigenden Preisen ächzen. Während die Währungshüter noch vor wenigen Monaten versuchten zu beschwichtigen und die Teuerung als vorübergehendes Phänomen abzutun, mussten sie mittlerweile einsehen, dass die hohen Preise nicht von kurzer Dauer sind. So bereitet auch Goldman Sachs Verbraucher auf weiter steigende Preise vor.
Werte in diesem Artikel
• Steigende Preise in den USA, Europa und Deutschland
• Teuerung doch langlebiger als erwartet
• Goldman Sachs sieht weiter steigende Preise bis Jahresende
Wer in den letzten Wochen an die Tankstelle fuhr, um das Auto zu betanken, musste sicherlich angesichts der hohen Preise das ein oder andere Mal kräftig schlucken. Doch auch in anderen Lebensbereichen, wie beispielsweise im Supermarkt oder beim Autokauf, fallen die teureren Preise auf. Dabei ist dieses Phänomen nicht auf Europa beschränkt, auch in den USA ächzen Verbraucher unter höheren Preisen.
Dass es im Zuge der Erholung von der Coronapandemie zu einer vermehrten Teuerung kommen würde, damit wurde von Währungshütern und verschiedenen Marktexperten durchaus gerechnet. Allerdings war damals noch davon ausgegangen worden, die größer werdenden Inflationszahlen seien lediglich auf Sondereffekte zurückzuführen und würden sich zwangsläufig wieder zurückentwickeln. Danach sieht es aktuell allerdings noch nicht aus.
Wachsende Inflationsraten
So notierte die US-Inflationsrate im September bei 5,4 Prozent verglichen mit dem Vorjahresmonat und war damit mehr gestiegen als im Vorfeld von Ökonomen geschätzt. Ähnlich sieht es in Europa und auch Deutschland aus. So stieg die Teuerungsrate in der Eurozone im September auf 3,4 Prozent. In Deutschland erreichte sie im Oktober 4,5 Prozent, was das höchste Niveau seit 1993 darstellt.
Diese hohen Raten veranlassten jüngst die US-Währungshüter dazu, ihr umfangreiches Corona-Hilfsprogramm in Form von milliardenschweren Anleihekäufen etwas zurechtzustutzen. Während bisher monatlich Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar getätigt wurden, sollen es künftig 15 Milliarden US-Dollar weniger sein. Die Leitzinsen wurden jedoch bei der sehr niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent belassen.
Goldman Sachs sieht weiter steigende Preise voraus
Hintergrund der wachsenden Preise sind laut der US-Investmentbank Goldman Sachs insbesondere die aktuellen Unausgewogenheiten zwischen Angebot und Nachfrage. Denn während die Nachfrage im Zuge der wirtschaftlichen Erholung steigt, kommen die Anbieter nicht hinterher, diese Nachfrage auch zu bedienen. Hier sorgen die durch Corona bedingten Lieferengpässe und gestörten Lieferketten für lange Wartezeiten. Laut Goldman Sachs dürfte es auch noch eine Weile dauern, bis sich diese Situation wieder normalisiert und die Waren normal fließen.
Es könnte also noch etwas dauern, bis die Preise wieder sinken. Mehr noch, das Finanzhaus geht davon aus, dass die Inflation "sich wahrscheinlich verschlimmert, bevor sie sich verbessert", erklärte Goldman Sachs in einem Untersuchungsbericht, der CNN Business vorliegt. So dürften die Preise aufgrund des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage, der steigenden Mieten und der zunehmenden Löhne auch "über den Großteil des nächsten Jahres ziemlich hoch" bleiben.
Das scheinen auch die US-Amerikaner so zu sehen, denn wie die Ergebnisse einer Umfrage der Währungshüter von New York zeigen, würden Verbraucher davon ausgehen, dass die Preise innerhalb des nächsten Jahres um 5,7 Prozent steigen dürften. Dabei ist es für die Zentralbank wichtig, ein solches Sentiment in der Bevölkerung zu erkennen, da die Erwartungen weiter steigender Preise das Konsumverhalten der Verbraucher beeinflusst.
Goldman Sachs' Inflationsausblick
Auch wenn viele Faktoren für weiter steigende Preise sprechen, mahnen die Ökonomen von Goldman Sachs dennoch, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Denn mittelfristig dürfte die Inflation wieder sinken und sich dem Fed-Ziel von rund 2 Prozent wieder annähern. Bis dahin müssen Verbraucher jedoch noch stark sein. So geht die Investmentbank davon aus, dass die Konsumentenpreise, welche aktuell bei 3,6 Prozent liegen, bis Ende 2021 auf 4,4 Prozent steigen dürften. Bis Ende 2022 solle es dann jedoch auf 2,3 Prozent und bis Ende 2023 auf 2,1 Prozent abwärts gehen. Ob es tatsächlich so eintreten wird, bleibt jedoch ungewiss, weiß auch Goldman Sachs: "Bei unserem Ausblick überwiegen wahrscheinlich die Aufwärtsrisiken".
Redaktion finanzen.net
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