Kurzfristig Gegenwind

SAP setzt weiter auf mittelfristig schnelleres Wachstum - SAP-Aktie schlussendlich im Minus

16.06.21 17:55 Uhr

SAP setzt weiter auf mittelfristig schnelleres Wachstum - SAP-Aktie schlussendlich im Minus | finanzen.net

Europas größter Softwarehersteller SAP will trotz kurzfristigen Gegenwinds Durchhaltevermögen beim beschleunigten Umbau zum Cloudanbieter beweisen.

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Allerdings bremst der starke Euro den Konzern wohl noch stärker als ohnehin schon vermutet, wie Finanzchef Luka Mucic auf einer Veranstaltung für Investoren und Analysten am Vortag bekanntmachte. Weiterhin steht aber das Mittelfristziel, die Erlöse im jüngst nochmal angekurbelten Geschäft mit Clouddiensten bis 2025 mindestens zu verdreifachen. Der US-Erzrivale Oracle meldete nach US-Börsenschluss durchwachsene Zahlen - die SAP-Aktie lag am Mittwoch im Minus.

Das Papier des DAX-Konzerns verlor bis Handelsende 1,20 Prozent auf 118,82 Euro, während der Leitindex ebenfalls leicht abgab. Damit hat der Kurs seit Beginn des Jahres zwar immer noch ein Plus von rund elf Prozent aufzuweisen; im vergangenen Herbst hatte die Aktie aber teils noch über 140 Euro notiert - bevor SAP SE-Chef Christian Klein die damals geltende Mittelfristprognose für die Profitabilität kassierte und damit die Anleger schockte. Der Kurs des wertvollsten deutschen börsennotierten Unternehmens stürzte daraufhin im Oktober an einem Tag in der Spitze um mehr als ein Fünftel ab.

Klein hatte den Cloudkurs der Walldorfer zu der Zeit noch einmal verstärkt, was zunächst höhere Investitionen in Technik und Marketing erfordert. Zudem ist das Cloudgeschäft noch nicht so profitabel wie herkömmliche Lizenzsoftware, die hohe Einmalverkaufspreise einspielt. So werden Investoren nach Einschätzung des Managements wohl noch zwei Jahre warten müssen, bis die viel beachtete um Sondereffekte bereinigte operative Marge (Ebit) wieder spürbar steigt. Anlegern gilt sie als wichtigstes Maß dafür, wie profitabel der Konzern insgesamt arbeitet.

Für dieses Jahr haben Klein und sein Finanzchef Mucic - den Einfluss von Wechselkursen herausgerechnet - beim bereinigten operativen Ergebnis einen Rückgang von einem bis sechs Prozent veranschlagt. Nun fallen die Wechselkursentwicklungen zusätzlich noch einmal etwas schwerer ins Gewicht. So gehen die Walldorfer jetzt davon aus, dass die Wechselkurse die Entwicklung des operativen Ergebnisses um weitere zwei bis vier Prozentpunkte schmälern werden, sollten sie auf dem Stand von Mai bleiben. Vorher war das Management von einer Belastung zwischen einem und drei Prozentpunkten ausgegangen. Im schlechtesten Fall könnte nunmehr das bereinigte operative Ergebnis 2021 um zehn Prozent sinken.

Der große Rivale Oracle konnte am Dienstag nach US-Börsenschluss insgesamt bessere Zahlen vorlegen als im Schnitt von Analysten erwartet. Doch auch wenn der Schub - wie bei SAP - vor allem von den Cloudangeboten stammte, fiel das Wachstum bei diesen nicht so stark aus wie erhofft: Fusion und Netsuite, die beiden vor allem mit SAP-Programmen konkurrierenden Softwarepakete zur Unternehmenssteuerung, legten beim Cloudumsatz im vierten Geschäftsquartal (Ende Mai) zwar stärker zu als im Vorquartal, das langte den Anlegern aber nicht und die Oracle-Aktie fiel nachbörslich.

Unterdessen behält SAP seine Mittelfristprognose für 2025 bei, weil sich Kleins Cloudkurs mit der Zeit auszahlen soll. Dann peilt der Konzern einen Gesamtumsatz von 36 Milliarden Euro an, wovon die Cloudsparte 22 Milliarden beitragen soll. Vor allem ab 2023 soll das Wachstum bei Umsatz und Ergebnis anziehen.

Klein hatte im Januar dazu ein neues Programmbündel aus der Taufe gehoben, mit dem Kunden schneller und einfacher auf die Cloudangebote des Konzerns umsteigen können. Zudem kündigte er jüngst auf der Kundenmesse "Sapphire Now" ein großes Geschäftsnetzwerk der SAP-Kunden an, das unter anderem deren Beschaffung untereinander erleichtern und Flexibilität erhöhen soll. In der Covid-Krise hätten drei Viertel der Unternehmen Schwierigkeiten in ihrer Lieferkette erlebt, warb Klein nun für ein solches Netzwerk.

SAP setzt darauf, im harten Wettbewerb bei den Kunden jetzt stärker einen Fuß in die Tür zu bekommen, damit diese für neuere Technologien nicht zu Konkurrenten wie Salesforce und Oracle gehen. Dann will SAP bestehenden Kunden mehr und mehr aus der eigenen großen Angebotspalette verkaufen. Vertriebsvorstand Scott Russell verwies auf die Faustformel, dass so aus jedem Dollar, den SAP zunächst mit dem Stamm-Softwarepaket S4 Hana ERP zur Unternehmenssteuerung bei einem Kunden verdiene, mit der Zeit rund vier Dollar werden würden.

SAP sei auf dem richtigen Weg, schrieb Analyst Gregory Ramirez von Bryan Garnier in seiner Einschätzung zu der Analystenkonferenz im Nachgang zur Kundenmesse "Sapphire Now". SAP habe jetzt mehr Munition, um das Wachstum nach 2022 zu beschleunigen. UBS-Experte Michael Briest attestierte dem Management, die Marschroute gut erklärt zu haben - dennoch würden sich Ergebnisse wohl erst in einer späten Phase zeigen. Mohammed Moawalla von Goldman Sachs verwies zudem auf "ermutigende" Anstrengungen der Konzernspitze, die Verzahnung der eigenen Produkte voranzutreiben, was die Verkäufe stützen könnte. Der Wachstumsschwung mit Cloudprodukten scheine robust./men/tav/jha/

Baader Bank belässt SAP-Aktie auf "Buy" - Ziel 141 Euro

Die Baader Bank hat die Einstufung für SAP auf "Buy" mit einem Kursziel von 141 Euro belassen. Die Walldorfer hätten ihre Hausaufgaben gemacht, zog der Analyst Knut Woller in einer am Mittwoch vorliegenden Studie ein positives Fazit der Investorenveranstaltung vom Vortag.

WALLDORF (dpa-AFX)

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Bildquellen: nitpicker / Shutterstock.com

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