Kabel-Deutschland-Chef v. Hammerstein: "Börsengänge können uns nur guttun"
Kabel Deutschland gilt als heißer IPO-Kandidat 2010. Geschäftsführer Adrian v. Hammerstein sieht inzwischen deutlich günstigere Bedingungen als noch im Frühjahr. Eine der größten neuen Medienaktien in Europa könnte prinzipiell starten.
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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Der Finanzinvestor Providence hat Kabel Deutschland im Zuge der Privatisierung 2003 übernommen. Seitdem floss rund eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau der Internetfähigkeit des größten europäischen Kabelnetzes mit neun Millionen Fernsehkunden. Mit Erfolg: Die Zahl der Internet- und Telefonkunden soll noch in diesem Jahr die Million überschreiten. Die Deutsche Telekom dominiert zwar noch immer das Breitbandgeschäft mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent. Doch Kabelnetzbetreiber wie Unity Media, Kabel Baden-Württemberg oder KDG greifen den Marktführer aggressiv an. So kommt KDG 2010 mit einer Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung auf den Markt. Intern will Vorstandschef Adrian v. Hammerstein ein Kostensenkungsprogramm für die Callcenter durchsetzen. Sollte der Betriebsrat nicht in Kürze darauf eingehen, droht die Geschäftsführung mit der Auslagerung von 580 der 2700 Mitarbeiter.
Euro am Sonntag Online: Der zweitgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber Unity Media bereitet für 2010 den Börsengang vor. Wann ist es bei Ihnen soweit?
Adrian v. Hammerstein: Wir würden es absolut begrüßen, wenn Unity Media einen erfolgreichen Börsengang hinlegt. Das erhöht die Aufmerksamkeit für unsere Branche und kann uns allen nur guttun. Immer mehr Leute erfahren so, wie attraktiv unsere Branche ist und welche Wachstumsaussichten wir für die kommenden Jahre haben.
Welche strategischen Ziele haben Sie denn als Marktführer?
Kabel Deutschland hat heute rund neun Millionen Fernsehkunden in Deutschland. Unsere Strategie ist es, diesen Kunden zusätzliche Premiumfernsehprodukte wie beispielsweise Abo-TV oder zukünftig Video on Demand anzubieten, vor allem aber den Telekommunikationsbereich mit Internet und Telefonie auszubauen. In diesem Breitbandgeschäft hat die Kabelbranche insgesamt mittlerweile einen Marktanteil von neun Prozent erreicht, die Telekom liegt als Marktführer bei rund 50 Prozent. Aber wir gewinnen wegen unseres sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses inzwischen 30 Prozent der Neukunden. Ich kann mir deshalb durchaus vorstellen, dass wir unseren Marktanteil mittelfristig verdoppeln.
Wie entwickeln sich die Kundenzahlen?
Wir hatten im Wachstumsfeld Internet und Telefonie zum 30. Juni knapp 900 000 Kunden. Wir installieren bis zu 2000 neue Kunden pro Tag. Bis Jahresende 2009 werden wir die Million überschritten haben.
Analysten rechnen damit, dass KDG innerhalb der nächsten sechs Monate an die Börse geht. Wie ist Ihre Planung?
Dass wir börsenfähig sind, zeigt unsere kontinuierlich gute und zuverlässige Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre. Ob und wann ein Börsengang kommt, hängt auch von der Entwicklung des Kapitalmarkts ab.
Dort sah es doch zuletzt ganz gut aus: Kapitalerhöhungen werden erfolgreich durchgezogen, die Börsengänge kommen zurück ...
Die Kapitalmärkte sind heute in der Tat positiver einzuschätzen als noch vor einem halben Jahr. Die Rahmenbedingungen für einen Börsengang haben sich deutlich verbessert. Aber Konkretes gibt es derzeit nicht zu sagen.
Der Finanzinvestor Providence hat KDG bei der Privatisierung 2003 übernommen. Wäre jetzt nicht ein geeigneter Zeitpunkt für einen Ausstieg?
Providence hat beispielhaftes unternehmerisches Engagement gezeigt, indem uns ermöglicht wurde, in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro allein in den Ausbau der Internetfähigkeit unseres Kabelnetzes zu investieren. Dadurch haben wir dazu beigetragen, dass es im deutschen Telekommunikationsmarkt erstmalig echten Infrastrukturwettbewerb gibt. Providence ist mit der Entwicklung unseres Geschäfts außerordentlich zufrieden und sieht die weitere Entwicklung sehr positiv. Ich glaube nicht, dass Providence es besonders eilig hat, seine Anteile zu veräußern, weil wir viel weiteres Wachstumspotenzial haben.
Providence muss sich ja nicht völlig verabschieden. Es gibt ja auch die Möglichkeit, sich erst mal von einer Minderheit zu trennen.
Das ist in der Tat eine Möglichkeit, die auch deutlich zeigen würde, dass die Investoren weiterhin großes Vertrauen in die Zukunft des Geschäftsmodells haben.
Wofür würden Sie einen Börsenerlös verwenden?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es müßig, darüber zu spekulieren. Üblicherweise fließt ein Teil des Börsenerlöses dem bisherigen Anteilseigner und ein anderer Teil dem Unternehmen zu, den es dann für weiteres Wachstum oder zur Schuldenrückführung verwenden kann.
Es gab Spekulationen, dass der britische Telekommunikationskonzern Vodafone Interesse an KDG hat. Könnten Sie sich eigentlich auch den Einstieg eines strategischen Investors vorstellen?
Der Einstieg eines strategischen Investors ist als Alternative zu einem Börsengang durchaus denkbar. Wer heute Interesse hat, im deutschen Festnetzgeschäft ernsthaft mitzuspielen, kommt am Kabel kaum vorbei.
Sie selbst haben mehrfach Interesse an einer Übernahme der Kabelnetzbetreiber Unity Media und Kabel Baden-Württemberg signalisiert. Dem hat das Kartellamt vorerst einen Riegel vorgeschoben. Trotzdem noch Interesse?
An der industriellen Logik eines Zusammenschlusses von Kabel Deutschland mit Unity Media und Kabel BW hat sich nichts geändert. Das ist aber ein langfristiges Thema, das haben wir heute nicht auf der Agenda.
Wie kommen Sie beim Kabeldienstleister Tele Columbus voran?
Wir sind grundsätzlich an einer Übernahme weiterer Netze interessiert, insbesondere in unserem Verbreitungsgebiet. Konkretes gibt es aber momentan nicht.
Wie entwickelt sich das Geschäftsjahr 2009/2010?
Wir halten an unserer Jahresprognose fest: Der Umsatz, im Vorjahr 1,37 Milliarden Euro, soll um fünf bis sieben Prozent steigen, das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) nach 571 Millionen im Vorjahr auf 635 bis 645 Millionen Euro.
Unabhängig von einem Börsengang – wie sieht der weitere Fahrplan bei der Entschuldung des Unternehmens aus?
Um mal eines klarzustellen: Wir sind als Unternehmen kein Himmelfahrtskommando, sondern ein ordentlicher Mittelständler. Unsere derzeitigen Finanzverbindlichkeiten von rund 3,1 Milliarden Euro sind solide finanziert. Eine erste Rückzahlung in Höhe von 1,15 Milliarden Euro ist erst 2012 fällig. Wir generieren aus dem operativen Geschäft ausreichend Cash, um unsere Nettoverschuldung kontinuierlich zu reduzieren.
Sind weitere Einsparmaßnahmen geplant?
Unser Unternehmen ist zwischen 2003 und heute komplett umstrukturiert worden. Dabei konnten wir den Mitarbeiterstand bei rund 2700 konstant halten. Dennoch müssen wir regelmäßig in allen Bereichen auf die Kosten schauen. So prüfen wir derzeit im Bereich der Callcenter, ob es uns gelingt, mit den Arbeitnehmervertretern durch interne Maßnahmen eine wettbewerbsfähige Kostenposition zu erreichen. Alternativ haben wir die Möglichkeit, unsere Einsparziele durch ein Outsourcing des Bereichs mit insgesamt 580 Mitarbeitern umzusetzen. Die Gespräche befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium, wir werden in Kürze zu einem Ergebnis kommen.
Sie waren lange Jahre Spitzenmanager bei Siemens, bevor sie 2007 zu Kabel Deutschland gekommen sind. Ihr Fazit?
Nach meiner Zeit in diesem großen Konzern fühle ich mich beim Mittelständler Kabel Deutschland sehr wohl. Die Abläufe sind schnell und unbürokratisch, das Geschäft lässt sich geradlinig entwickeln und ist nicht von Politik geprägt. Wir müssen uns nicht mit der Abwägung komplexer Konzerninteressen beschäftigen, sondern können uns ganz auf das Geschäft konzentrieren.
Adrian v.
Hammerstein:
Siemensianer
Adrian v. Hammerstein (Jahrgang 1953) war Chef des größten deutschen Computerherstellers Fujitsu Siemens und leitete den Siemens-IT-Bereich SBS, bevor er 2007 die Geschäftsführung des Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland (KDG) übernahm. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der KDG-Umsatz um 14 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um ein Viertel auf 571 Millionen Euro zu.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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