Chartanalyse: Darauf sollten Anleger achten
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, seine Handelsentscheidungen am Aktienmarkt zu treffen. Neben der Fundamentaldatenanalyse gibt es die Chartanalyse, die zur technischen Analyse gehört und Aufschluss darüber geben kann, wann der richtige Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf einer Aktie ist.
• Chartanalyse untersucht zurückliegende Kursentwicklung, um Vorhersagen zu treffen
• Wichtig: In welche Richtung weist der Trend?
• Anleger sollten neben Bewegung der Aktie auch Handelsvolumen im Blick behalten
Mit der Chartanalyse machte erstmals der US-Amerikaner Charles Dow Ende des 19. Jahrhunderts auf sich aufmerksam. Er war der erste Herausgeber des Wall Street Journal und auch derjenige, der später den Dow Jones, einen der wichtigsten Aktienindizes der Welt, gründete.
Auch heute noch nutzen viele Anleger die Chartanalyse, um Kursbewegungen vorherzusagen und frühzeitig Trends und Kauf- oder Verkaufssignale zu erkennen. Die Chartanalyse konzentriert sich auf die Psychologie und beruht auf der Annahme, dass bestimmte Situationen am Markt aufgrund menschlicher Verhaltensweisen immer zu denselben Reaktionen führen. Daher untersucht die Chartanalyse die zurückliegende Kursentwicklung einer Aktie auf auffällige Kursformationen, die so oder so ähnlich wieder auftreten und somit vorhergesagt werden können.
Wohin zeigt der Trend?
Wichtig, um entscheiden zu können, ob man eine Aktie kaufen, verkaufen oder halten sollte, ist: Wohin zeigt der Trend - aufwärts, abwärts oder seitwärts? Denn in der Chartanalyse geht man davon aus, dass sich die Kurse nicht zufällig entwickeln, sondern die eingeschlagene Richtung über eine gewisse Zeit fortsetzen, bis sie auf eine Art Gegenkraft treffen.
Um einen solchen Aufwärts-, Abwärts- oder Seitwärtstrend zu erkennen, sind in vereinfachter Form nur wenige Hoch- und Tiefpunkte nötig, die jeweils zu einer Linie verbunden werden können, die dann aufwärts oder abwärts weist. Daneben gibt es zahlreiche Chartformationen, also bestimmte Chartbilder, die einen Trend anzeigen, wie zum Beispiel Flagge, Wimpel, Rechteck, Dreieck, Keil oder Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Solche Formationen können Anlegern helfen, einen Trend oder eine Trendwende zu erkennen und eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu treffen.
Handelsvolumen im Blick behalten
Entscheidend ist allerdings nicht nur, wohin sich die Aktie bewegt - ob sie steigt oder fällt - sondern auch das entsprechende Handelsvolumen. Gibt es einen Preisanstieg bei hohem Handelsvolumen, weist das darauf hin, dass zum Beispiel Fondsmanager und andere Großinvestoren vermehrt Aktien kaufen. Solche Käufe von institutionellen Investoren sind genau das, was Anleger sehen wollen, weil diese genügend Kraft haben, um der Aktie nachhaltig Auftrieb zu verleihen. Andersherum sollten die Alarmglocken schrillen, wenn es bei einer Aktie einen Preiseinbruch bei hohem Volumen gibt, da dies entsprechend ein Zeichen dafür ist, dass Großinvestoren vermehrt aussteigen.
Dagegen kann ein Preisanstieg bei ungewöhnlich geringem oder üblichem Handelsvolumen darauf hindeuten, dass Großinvestoren aktuell nicht aggressiv kaufen und das Papier womöglich nur kurzfristig ansteigt, während ein Preiseinbruch bei geringem Handelsvolumen, ein Hinweis darauf ist, dass zumindest die Großinvestoren nicht in großem Stil verkaufen und Anleger in diesem Fall vermutlich besser die Füße still halten sollten, um mit der Aktie weitere Gewinne zu erzielen.
Unterstützung und Widerstand
Für Anleger interessant sind auch Unterstützungen und Widerstände. Hält sich eine Aktie über einem in der Vergangenheit relevanten Niveau, so findet sie dort eine Unterstützungslinie oder eine Unterstützungszone. Fällt der Kurs unter diese Unterstützung, kommt es zu einem Chartdurchbruch, der als Verkaufssignal gedeutet werden kann. Prallt der Kurs einer Aktie mehrmals an einer bestimmten Marke ab und schafft es nicht, diese zu überwinden, so trifft er hier auf einen Widerstand. Wenn ein Widerstand nach mehrmaligem Abprallen auf dem Weg nach oben überwunden werden kann, kommt zu einem Chartausbruch, der als mögliches Kaufsignal gewertet werden kann. Aus dem ehemaligen Widerstand kann sich nun auch eine charttechnische Unterstützung bilden. Auch in die andere Richtung kann es zu einem Rollentausch kommen, so dass aus einem oder mehreren ehemaligen Zwischentiefs eines Abwärtstrends ein Widerstand entstehen kann. Je nachdem, ob es sich um ein konkretes Kursniveau oder einen etwas breiteren Bereich handelt, wird von einer Unterstützungslinie oder einer Unterstützungszone bzw. einer Widerstandslinie oder einer Widerstandzone gesprochen.
Allerdings gibt es auch Fehlsignale, bei denen der Kurs nach einem Durchbruch des Widerstand oder der Unterstützung wieder unter respektive über dieses Niveau zurückkehrt.
Psychologisch wichtige Levels sind neben ehemaligen Hochs und Tiefs auch runde Chartmarken, da Anleger irgendeine Art von Orientierung für ihre Handelsentscheidungen brauchen und dafür gerne auf runde Marken zurückgreifen. Solche runden Marken gelten zum Beispiel auch bei Aktienindizes als psychologisch wichtig.
Markttechnische Indikatoren
Neben der Charttechnik, deren Instrumente sich unmittelbar mit dem Kursverlauf beschäftigen, gibt es in der technischen Analyse auch zahlreiche markttechnische Indikatoren, die in drei große Gruppen - Trendfolge-Indikatoren, Oszillatoren und gleitende Durchschnitte - unterteilt sind. Sie arbeiten ebenfalls mit den Daten aus dem Aktienchart, die allerdings in Indikatoren umrechnet werden. Zu den wichtigsten dieser Indikatoren gehören unter anderem der gleitende Durchschnitt, der Moving Average Convergence/Divergence-Indikator (MACD), der Relative Stärke Index (RSI) und der Stochastik-Oszillator.
Redaktion finanzen.net
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