Interview Exklusiv

Martin Mack: „Wir befinden uns in einer Mega-Aktienblase“

28.06.13 10:25 Uhr

Der bekannte Vermögensmanager Martin Mack von Mack & Weise spricht im Interview über Blasen an den Aktienmärkten, die Finanzkompetenz der Deutschen und den Kursverfall an den Edelmetallmärkten.

Werte in diesem Artikel
Aktien

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Rohstoffe

2.620,07 USD -88,83 USD -3,28%

30,30 USD -0,98 USD -3,13%

Indizes

1.671,8 PKT 8,1 PKT 0,49%

19.405,2 PKT 82,6 PKT 0,43%

44.711,3 PKT 414,8 PKT 0,94%

498,8 PKT 1,5 PKT 0,30%

4.799,9 PKT 10,8 PKT 0,23%

139,6 PKT -0,6 PKT -0,44%

10.209,3 PKT 58,5 PKT 0,58%

26.469,5 PKT 289,3 PKT 1,10%

20.787,6 PKT 11,3 PKT 0,05%

19.046,5 PKT 42,8 PKT 0,23%

7.588,9 PKT 22,7 PKT 0,30%

7.563,4 PKT 37,4 PKT 0,50%

5.985,4 PKT 16,1 PKT 0,27%

13.510,4 PKT 208,7 PKT 1,57%

4.309,0 PKT -7,5 PKT -0,17%

3.405,2 PKT 35,1 PKT 1,04%

von Benjamin Summa

Herr Mack, Banken wie die Deutsche Bank reden gerade viel von Beratungsqualität und vom Vertrauen der Kunden, das zurückgewonnen werden müsse. Was bedeutet für Sie persönlich Beratungsqualität in Bezug auf Geldanlagen in diesen schwierigen Krisenzeiten?
Seriöse Berater müssen umfassend informieren – die Grundzüge der aktuellen Überschuldungsproblematik sollten erläutert werden wie auch das Geldsystem selbst, welches auf Schulden und Schuldenausweitung aufgebaut ist. Bei vielen Anlegern ist beispielsweise das Verständnis nicht vorhanden, dass man mit Geldwerten aufgrund der negativen Realverzinsung aktuell Stück für Stück enteignet wird. Anleger lassen sich immer noch zu sehr durch Nominalrenditen täuschen.

Wie ist es Ihrer Meinung nach hierzulande um die „Finanzkompetenz“ der Menschen bestellt?
Bei intransparenten Produkten, wie z. B. Schiffsbeteiligungen, wurden über Jahrzehnte hinweg oft zweistellige weiche Kosten in Kauf genommen. In Deutschland hingegen ist es noch immer nicht üblich, für eine unabhängige und transparente Finanzberatung zu zahlen. Die meisten Anleger haben sich in der Vergangenheit in Sachen Geldanlage und Altersvorsorge sehr stark auf Institutionen wie Banken, Lebensversicherungen und auf den Staat verlassen. Dabei wurde überwiegend in Geldwerte investiert. Ich bin davon überzeugt, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Überschuldungsproblematik ein Umdenken bei den Sparern stattfinden und stärker von Papierwerten in Sachwerte umgeschichtet werden muss. An dieser Stelle ist noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. John D. Rockefeller sagte einmal: „Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.“ Dies sollte der Anleger in Bezug auf seine Anlagen berücksichtigen.

Wie beurteilen Sie die Politik des billigen Geldes der Notenbanken? Immerhin konnte der Dow Jones im Windschatten dieser enormen Geldmengenausweitung in diesem Jahr schon 15 Prozent zulegen, der Nikkei hat 30 Prozent gewonnen und der deutsche Dax immerhin noch über acht Prozent.
Sie haben es richtig formuliert – gewonnen! Der Aktienboom suggeriert den Menschen einen Scheinwohlstand, der nahezu ausschließlich durch die Liquiditätsspritzen der großen Notenbanken hervorgerufen worden ist. Allein seit 2007 haben diese Verantwortlichen mehr als 12 Billionen US-Dollar aus dem Nichts geschaffen. Die Gewinnsteigerungen in den Unternehmen wurden überwiegend durch Kosten- und Margenoptimierungen erreicht, nur unterdurchschnittlich durch höhere Umsätze. Wir sind unverändert weit entfernt von einem selbsttragenden Wirtschaftsaufschwung. Ein nachhaltiger und damit tragfähiger Wohlstandsaufbau sieht anders aus.

Befürchten Sie denn, dass die Geldschwemme zu einer Mega-Aktienmarktblase wie zwischen 1995 bis 2000 führen könnte?
Darauf möchte ich kurz und bündig antworten: Wir befinden uns mittendrin!

Unlängst gingen die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen in den USA nach oben. Ist dies eine technische Reaktion auf die vorangegangenen Kurssteigerungen der Anleihen oder sehen wir hier einen Trendwechsel?
Wir befinden uns noch immer in dem mittlerweile bereits über 30 Jahre währenden Zinssenkungstrend. Die aktuellen Renditeanstiege sind jedoch auch den alles offen lassenden Äußerungen des US-Notenbankchefs Bernanke geschuldet. Sie könnten aber durchaus auch für den Anfang einer systemgefährdenden Trendwende an den Zinsmärkten stehen. Allein nur die Erwähnung der Möglichkeit einer Beschränkung der Liquidität genügte, dass aus allerlei Assetklassen nun erstmal ein wenig die Luft abgelassen wurde. Dies beweist meines Erachtens eindrucksvoll, wie fragil die Finanzmärkte noch immer sind, und wie groß die Abhängigkeit von der zinslosen Notenbankenliquidität ist.
Dennoch können wir entgegen aller Exit-Ankündigungen sicher sein, dass insbesondere die US-Notenbank spätestens bei der nächsten krisenhaften wirtschaftlichen Zuspitzung die Druckerpressen sprichwörtlich noch stärker rotieren lassen wird, als sie es aktuell mit ihrem 1,02-Billionen-Dollar-Gelddruckprogramm bereits vorführt.
Die aktuellen Statements seitens der Notenbanken und der Politik sollen den Anlegern Stabilität, Steuerbarkeit und Verlässlichkeit suggerieren. Sie sind jedoch in Zeiten, wo planwirtschaftliche Eingriffe, sei es die Zinsbewirtschaftung oder der Ankauf von ausfallgefährdeten Anleihen, oder die Errichtung von Rettungsschirmen die Marktpreisbildung manipulieren, absolut unglaubwürdig. Schlussendlich wird damit nur die erforderliche Bereinigung des Systems verzögert, aber nicht aufgehalten – denn ein zukunftsfähiges und tragfähiges wirtschaftliches Fundament erfordert Schuldenreduktion und Abschreibungen.

Gold notiert derzeit knapp 30 Prozent unter seinem Allzeithoch von 1.921 Dollar je Feinunze aus dem Jahr 2011. Bereuen Sie es, in den vergangenen Jahren so euphorisch in Bezug auf Edelmetalle gewesen zu sein?
Wir waren schon bei Preisen von rund 300 US-Dollar vom Gold überzeugt und haben entsprechend investiert. Aber ja, wer hat schon gerne Rücksetzer in seinem Portfolio? Eine solch heftige und ausgeprägte Korrektur hatten wir auch tatsächlich nicht erwartet. Den aktuellen Einbruch sehen wir jedoch als Korrektur im Aufwärtstrend, den längerfristig die Geldmengenausweitung der Notenbanken vorgibt. In diesem Umfeld, in dem sich die Notenbanken durch ihre Politik der massiven Geldmengenausweitung nur Zeit kaufen und die Kaufkraft aushöhlen, sind wir bereit, lieber eine erhöhte Volatilität bei Edelmetallen und damit auch in dem Fondsportfolio zu akzeptieren, als das Risiko einzugehen, keine Vermögensschutz bietenden Edelmetalle zu besitzen. Wir nutzen die aktuelle Situation daher zum Nachkaufen von physischem Gold und Silber, aber auch von ausgewählten Minenaktien.

In den Medien ist vom „Abstieg des Silbers“ zu lesen. Das Metall hat in diesem Jahr von allen Rohstoffen am schlechtesten performt. Kaufen Sie dennoch zu?
Silber hat eine Zwitterfunktion zwischen Edel- und Industriemetall. Es ist schon interessant, dass die Industrienachfrage nach Silber nicht steigt, obwohl doch allerorten von einem Aufschwung zu hören ist!? Silber ist jedoch trotz seiner Bedeutung für die Industrie bisher bedeutend stärker gefallen als Gold. Durchaus vorstellbar ist ein weiteres Absinken der Silberpreise, sollte die Wirtschaft konjunkturell noch offensichtlicher in eine Phase des Abschwungs kommen. Vor dem Hintergrund der Überschuldungskrise aber, und ganz aktuell aufgrund der Verabschiedung der Mehrwertsteuererhöhung von 7 auf 19 Prozent bei Silbermünzen in Deutschland zum Jahreswechsel 2013/2014, sollten Investoren sukzessiv weiter physische Bestände aufbauen. Silber wird neben Gold auch in der Zukunft – wie seit Tausenden von Jahren – ein sehr wichtiger Baustein beim Vermögensaufbau und vor allem beim realen Vermögenserhalt bleiben.

Wer darauf vertraut hat, dass Minenaktien 2013 ihren Rückstand gegenüber dem Goldpreis aufholen, sieht sich bislang getäuscht. Woran liegt das hauptsächlich?
Es ist bemerkenswert, dass die Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Minenaktien bis 2006/2007 sehr gut funktioniert hat. Seitdem gibt es einen Bruch. Dieser ist rückwirkend gut zu erklären, u. a. durch die immensen Kostensteigerungen bei der Förderung und ganz aktuell natürlich durch die Korrektur der Edelmetalle. Man muss allerdings auch festhalten, dass viele Minengesellschaften über Jahre sehr lax mit dem Aktionärsvermögen umgegangen sind. So haben sie oftmals sehr nachlässig überteuerte Akquisitionen getätigt, die nun zu entsprechenden Abschreibungen führen. Seit dem letzten Jahr ist aber bei vielen Gesellschaften ein Umdenken festzustellen, was auch mit Konsequenzen für das Management verbunden war. In der Minenindustrie werden also die Hausaufgaben gemacht, die aktuell jedoch durch die Korrektur im Edelmetallbereich überlagert bzw. kompensiert werden. Nie war die Bewertungsschere zwischen dem Goldpreis und dem XAU-Index der 30 wichtigsten Goldförderer größer als heute. Oder anders gesagt: Nie waren Minenaktien stärker unterbewertet. Ich bin davon überzeugt, dass neben physischen Edelmetallen, die – und das sollte jeder Investor berücksichtigen – keine Wette auf steigende Preise, sondern eine Versicherung des Vermögens darstellen, auch ein Portfolio an erstklassigen Minenaktien dem Anleger langfristig Freude bereiten wird.

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