Hongkong-Listing im Fokus

Exodus von der NYSE: Zahlreiche große China-Aktien kehren der Wall Street den Rücken zu

25.08.22 23:15 Uhr

Exodus von der NYSE: Zahlreiche große China-Aktien kehren der Wall Street den Rücken zu | finanzen.net

Der schwelende Konflikt zwischen den USA und China geht in eine neue Runde. Innerhalb kürzester Zeit kündigten fünf chinesische Staatsunternehmen an, ihr Listing an der New York Stock Exchange freiwillig aufzugeben und stattdessen auf ihre Notierung in China beziehungsweise Hongkong zurückzugreifen.

• Fünf chinesische Staatsunternehmen verlassen NYSE
• Konflikt zwischen den USA und China schwelt im Hintergrund
• Weitere China-Größen könnten folgen

Immer mehr chinesische Unternehmen ziehen sich von der Wall Street zurück. Zuletzt kündigten die fünf chinesischen Staatsunternehmen China Life Insurance, PetroChina, Sinopec, Aluminum Corporation of China sowie Sinopec Shanghai Petrochemical in jeweiligen Statements an, ihr Listing an der New York Stock Exchange (NYSE) bis Ende des Monats aufzugeben. Als Begründung für diesen Schritt nannten alle fünf Konzerne das geringe Handelsvolumen in den USA sowie die hohen Kosten und administrativen Pflichten, die mit dem Listing an der NYSE einhergehen würden. Stattdessen wollen die fünf China-Riesen nun von ihren Notierungen an der Börse Hongkong, wo auch ausländische Investoren willkommen sind, sowie Festlandchina Gebrauch machen.

Spannungen zwischen USA und China

Keines der Unternehmen geht in seiner Ankündigung jedoch auf den Elefanten im Raum ein, nämlich die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China, die auch einen Grund für das jähe Delisting von der NYSE spielen dürften. Schließlich stehen die fünf Unternehmen auf der Watchlist der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC, da sie sich weigern die US-Prüfstandards zu erfüllen.

Hintergrund ist ein Konflikt, der bereits seit mehreren Jahren zwischen den USA und China schwelt. So verlangt die US-Börsenaufsicht von den in Amerika gelisteten Unternehmen, dass diese den US-Behörden Einsicht in die Unterlagen zu Unternehmensprüfungen geben. China hingegen verlangt von chinesischen Unternehmen, die an Auslandsbörsen gehandelt werden, dass die Prüfungsunterlagen in Festlandchina gelagert werden, wo sie von ausländischen Behörden jedoch nicht kontrolliert werden können. Die SEC jedoch hat wiederum das Recht, jedes börsennotierte Unternehmen, welches drei Jahre am Stück seine Prüfungsunterlagen nicht zur Einsicht vorlegt, von der Börse auszuschließen.

Aus diesem Grund hätten die fünf China-Staatskonzerne nach Ablauf der Frist ohnehin mit dem Ausschluss von der NYSE rechnen müssen. Allerdings hatte es noch im April so ausgesehen, als könne eine Lösung in dem Konflikt gefunden werden, da die chinesischen Behörden damals vorgeschlagen hatten, die besagte Regel so abzuändern, dass US-Aufseher doch die Möglichkeit bekommen, chinesische Unternehmen, die an der NYSE gelistet sind, zu überprüfen.

Folgen weitere Aktien von China-Riesen?

Ungeachtet dessen haben auch andere China-Giganten, wie der nichtstaatliche Online-Händler Alibaba, mittlerweile Schritte unternommen, um ihr Hongkong-Listing zu stärken und einen möglichen Rückzug aus den USA vorzubereiten. So verkündete Alibaba im Juli, sein Zweitlistung in Hongkong auf eine Stufe mit seinem Erstlisting in den USA bringen zu wollen. Von Marktbeobachtern wurde der Schritt als Vorbereitung auf einen möglichen US-Exodus gesehen. So kommentierte die US-Investmentbank Goldman Sachs die Entscheidung laut CNN wie folgt: "Ein Erstlisting in Hongkong gibt den chinesischen ADRs (American Depository Shares) die Optionalität ihr Listing-Risiko zu diversifizieren und den Zugang zum öffentlichen Aktienmarkt zu behalten". Nachdem Alibaba diese Vorkehrung wagte, könnten laut Analysten der Citigroup auch andere chinesische ADRs folgen. Im Juni hatte bereits die chinesische Uber-Konkurrent DiDi die NYSE für Hongkong verlassen.

Die chinesische Börsenaufsicht kommentierte den Rückzug der fünf chinesischen Konzerne von der NYSE nur dahingehend, dass sie über den Vorgang informiert sei und es "normal für Unternehmen sei, sich auf einem Markt listen oder auch delisten zu lassen. Wir werden mit ausländischen Regulierungsinstitutionen weiterhin in Kontakt bleiben und die Rechte von Unternehmen und Investoren gemeinsam verteidigen."

Redaktion finanzen.net

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