Geldpolitik

Deutsche Bank: EZB macht Instrumenteneinsatz von Nebenwirkungen abhängig

05.12.19 13:28 Uhr

Deutsche Bank: EZB macht Instrumenteneinsatz von Nebenwirkungen abhängig | finanzen.net

Die Deutsche Bank rechnet damit, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) in seinem geldpolitischen Statement in der nächsten Woche keine uneingeschränkte Bereitschaft zum Einsatz "aller Instrumente" mehr signalisieren wird.

"Wir erwarten, dass die Bereitschaft zur Nutzung aller Instrumente von einer Einschätzung ihrer möglichen Nebenwirkungen begleitet werden wird", schreiben die Deutsche Bank-Analysten Mark Wall und Marc de-Muizon in ihrem Ausblick auf die Ratssitzung am 12. Dezember.

Die Analysten glauben nicht, dass eine derartige Relativierung im Rat auf großen Widerstand stoßen wird. "Bereits aus dem Protokoll der Sitzung vom 24. Oktober geht hervor, dass die Nebenwirkungen der Geldpolitik ausreichend beachtet werden müssten", schreiben sie.

Wall und De-Muizon rechnen damit, dass die Berücksichtigung von Nebenwirkungen in drei Schritten erfolgen könnte:

1. Der Einsatz von Instrumenten mit Nebenwirkungen erfordert Gegenmaßnahmen, die für eine Übertragung des geldpolitischen Signals sorgen. Ein Beispiel wäre eine Veränderung der Freibeträge beim negativen Einlagenzins.

2. In dem Maße, wie Gegenmaßnahmen wirkungslos sind, schränkt das den "Zugang" der EZB zu "allen Instrumenten" für den Fall ein, dass sie ihre Politik weiter lockern muss. Die Analysten sehen diesbezüglich eine geringere Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Einlagensatz erneut gesenkt wird.

3. Im Extremfall könnten Nebenwirkungen eine geldpolitische Wende nach sich ziehen, zum Beispiel eine Abschaffung des Negativzinses, weil dieser die Stabilität des Bankensystems gefährdet.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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