Warum Facebook genial, die Aktie aber trotzdem absturzgefährdet ist
Facebook hat es geschafft für immer mehr Menschen unverzichtbar zu werden. Es ist quasi die natürliche digitale Ergänzung zum Leben außerhalb des Internets.
Werte in diesem Artikel
Die Grundidee ist hinlänglich bekannt: User können sich hier mit Menschen verbinden, zu denen sie sonst aus zeitlichen oder räumlichen Gründen keinen (oder weniger) Kontakt haben könnten.
Inzwischen aber ist Facebook weit mehr geworden. Es entwickelt sich zu DER Anlaufstelle schlechthin im Internet über die quasi alle digitalen und mobilen Interaktionen abgewickelt werden.
Entweder über den Messenger oder über WhatsApp, das ja ebenfalls zu Facebook gehört. Ein spektakuläres Beispiel zweier Disruptoren ist aus meiner Sicht die Symbiose zwischen Facebook Messenger und dem Fahrdienst Uber. Künftig wird es keine separate Taxi-App mehr brauchen.
User können via Messenger ausmachen, wann und wo sie abgeholt werden.
Das ist nur ein Beispiel unter vielen. In ein paar Jahren werden vielleicht auch Überweisungen ausgehend von der Messenger-App getätigt und in manchen Fällen wird die Bank als Intermediär vielleicht gleich komplett ausgeschaltet und die Überweisung direkt von User zu User vollzogen - natürlich mit sofortiger Verbuchung des Betrags.
Das Paradoxe ist ja, dass nach ein paar Dekaden an technologischen Innovationen, die dafür gesorgt haben, dass wir viele Dinge viel schneller erledigen können als früher, Zeit für die meisten Menschen trotzdem Mangelware ist.
Jegliche Möglichkeit Zeit zu sparen und Abkürzungen zu nehmen, wird daher sofort in Anspruch genommen. Und im Internet lässt sich am meisten Zeit sparen, wenn man alles von einer App aus erledigt. Zumindest in der Theorie und wenn man sich nicht vom Information Overload im Newsfeed zu sehr ablenken lässt.
Und selbst wenn: Facebook profitiert so oder so. Je mehr Zeit die Menschen auf Facebook verbringen, je wertvoller wird es als Werbeplattform.
Wer dann doch mal woanders unterwegs ist, kann sich via Social Login dann zumindest über seinen Facebook-Account auf die betreffende Seite einloggen. So muss sich der User keine Passwörter mehr merken - und Facebook erfährt zumindest, wo er sich rumtreibt im Internet, was dem Zuckerberg-Imperium wiederum hilft, dem User beim nächsten Besuch Anzeigen zu präsentieren, die noch perfekter auf seine Interessen und Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Einfach genial. Kein Wunder, dass die personalisierte Werbung von Facebook sich als weit effektiver herausgestellt hat, als alles was die Konkurrenz macht. Es gibt kaum mehr Experten, die daran zweifeln, dass Facebook Google sukzessive immer weitere Marktanteile im Bereich der Online-Werbung abnehmen wird.
Beispielsweise via Facebook Audience Network. Damit können Werber ihre Kampagnen über die Facebook-Plattform hinaus ausweiten und ihre Zielgruppe über andere Apps, beim Konsum von Videos und beim Lesen von Instant Articles erreichen.
Facebook sorgt mit Instant Articles dafür, dass Inhalte von Verlagen oder freien Autoren auch direkt auf der Facebook-Seite konsumiert werden. Der Gag dabei: Die Artikel werden bis zu 10x schneller geladen, wenn sie direkt in Facebook eingebunden sind und nicht nach extern verlinkt werden müssen. Wieder spart der User Zeit und Facebook kann seinen Einfluss weiter ausdehnen und sich hochwertigen externen Content zunutze machen.
Natürlich müssen in dem Fall die Werbeerlöse mit den Publishern geteilt werden (in den USA gehen 70 Prozent der Erlöse an den Content-Lieferanten. So kann Facebook natürlich nicht die Margen erreichen, die über Werbung auf der eigenen Plattform erzielt werden. Trotzdem ein weiterer cleverer Schachzug der Wachstum bringt und am Thron von Noch-Platzhirsch Google kratzt.
Frappierend: Facebook beginnt gerade erst jetzt so richtig, diese Umsatzströme aufzubauen und wird das Audience Network in 2016 weiter stark pushen. Das Potenzial ist also weiter enorm.
Nach dem sensationellen Run steht dem gegenüber aber natürlich eine bereits sehr ambitionierte Bewertung entgegen. Facebook wird in 2016 den Prognosen nach in etwa 26 Milliarden US-Dollar an Umsätzen erzielen, Alphabet (Google) 87 Milliarden.
Obwohl Facebook also nur ziemlich exakt 30 Prozent der Alphabet-Umsätze erzielen wird, liegt die Marktkapitalisierung (337 Milliarden US-Dollar) aber schon bei etwas mehr als 68 Prozent dessen, was Alphabet (492 Milliarden US-Dollar) auf die Waage bringt.
Das heißt: Der Markt hat zu einem gewissen Maß bereits eingepreist, dass Facebook schneller und profitabler wachsen wird als Google. Zudem wird Facebook natürlich auch irgendwann an Grenzen stoßen.
Der Online-Werbemarkt wächst, aber er wächst nicht unendlich schnell und Facebook gehört auf Basis der Marktkapitalisierung ja gemeinsam mit Alphabet, Amazon (339 Milliarden US-Dollar), Apple (542 Milliarden US-Dollar), Microsoft (406 Milliarden US-Dollar) sowie dem Ölriesen Exxon Mobil (XOM) ja schon zu den Top 6 am US-Markt.
Deshalb fängt das Zuckerberg-Imperium nun richtigerweise damit an, Wachstum außerhalb des Kerngeschäfts zu generieren und in neue Felder zu investieren. Das ist aber natürlich mit einem erhöhten Risiko verbunden, weil Facebook das eigene starke Geschäftsmodell nur bedingt weiter hilft und es noch Jahre dauern wird, bis sich diese Investitionen auszahlen werden, wenn überhaupt.
Beispiel Virtual Reality: Für die VR-Brille Oculus Rift hatte Zuckerberg vor zwei Jahren zwei Milliarden US-Dollar bezahlt - für ein noch nicht marktreifes Produkt, mit dem logischerweise auch noch keine Umsätze generiert worden sind.
Seine Vision: Facebook-User werden sich in Zukunft auch in der virtuellen Realität treffen und Facebook wird ihnen auch dort Dinge verkaufen bzw. Anzeigen präsentieren können. Ob der Plan aufgeht steht in den Sternen. Bisher geht es langsamer voran als erwartet. Bis Ende 2015 hat Oculus Meilensteine, die weitere Zahlungen an Gründer Palmer Luckey ausgelöst hätten, nicht erreicht.
Das alles kostet Geld. CFO Dave Wehner hat bereits angekündigt, dass die operativen Kosten in 2016 stark steigen werden. Die operative Marge kam auf GAAP-Basis im ersten Quartal bereits auf 37 Prozent zurück, weil die operativen Kosten gegenüber dem direkten Vorquartal um 29 Prozent angestiegen sind. Und das ist laut Management nur der Anfang.
Alles in allem sollen die operativen Kosten fürs Gesamtjahr auf GAAP-Basis entsprechend um 30 bis 40 Prozent wachsen. Die Analysten haben das natürlich bereits in ihre Schätzungen integriert, allerdings nur auf Non-GAAP-Basis. Kommt hier die Umstellung auf GAAP (s. Teil 1 des heutigen Reports) könnte es unter Umständen zu einer Art Bewertungsschock bei Facebook und anderen Techwerten kommen.
MEIN FAZIT:
Facebook hat ein geniales, höchst profitables Geschäftsmodell, wächst weiter schnell und dürfte den Online-Werbemarkt in ein paar Jahren dominieren. Prinzipiell ist so eine Aktie immer eine Kaufoption - auch nahe der Höchststände.
Angesichts der beschriebenen Investitionsoffensive und einer eventuellen Umstellung von Non-GAAP auf GAAP-Bilanzierung in Verbindung mit der sehr ambitionierten Bewertung, gibt es aktuell aber ein erhöhtes Abwärtsrisiko. Daher rate ich derzeit von einem Kauf ab.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Buy | UBS AG | |
31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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02.02.2023 | Meta Platforms (ex Facebook) Halten | DZ BANK | |
27.10.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
28.07.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
21.07.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
29.06.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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12.05.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Hold | HSBC | |
05.12.2019 | Facebook Reduce | HSBC | |
31.01.2019 | Facebook Sell | Pivotal Research Group | |
31.10.2018 | Facebook Sell | Pivotal Research Group | |
12.10.2018 | Facebook Sell | Pivotal Research Group |
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