Achtung bei Dividenden-Aktien?!
Jäger und Gejagte: Eine hohe Dividendenrendite reicht nicht immer!
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Die DAX-Unternehmen scheinen der Krise trotzen zu können, zahlen auch 2012 wieder erfreulich hohe Dividenden. Elf der 30 Konzerne werden in diesem Jahr vermutlich mehr ausschütten als ein Jahr zuvor, schätzen die Experten der Commerzbank.
Damit klettert die Rendite des Index über der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen. Eine historische Ausnahmesituation.
Doch allein darum ausschließlich (und ungeprüft) dividendenstarke Titel zu kaufen, macht keinen Sinn. Denn wer auf das falsche Pferd setzt, der erzielt womöglich ausschließlich Gewinne mit der Dividende, muss beim Aktienkurs aber umso stärkere Verluste hinnehmen. Das verdeutlicht das Beispiel Deutsche Telekom:
Am 24. Mai wird die Telekom ihren Aktionären rund drei Milliarden Euro überweisen. So spendabel ist sonst kein DAX-Unternehmen. Mit 70 Cent je Aktie streichen die Aktionäre gemessen am aktuell niedrigen Kurs eine Dividendenrendite von 7,8 Prozent ein. Doch wollten Sie die Telekom darum gerade jetzt gerne im Depot haben? Ich jedenfalls nicht, auch wenn ich der Ansicht bin, dass der Aktienkurs mittelfristig anziehen wird.
Das Problem der Telekom ist: Sie benutzt die hohe Gewinnausschüttung, um ihre Anleger einigermaßen bei Laune zu halten. Doch das fällt nach Jahren, in denen der Aktienkurs stetig gefallen ist (in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent), immer schwerer. Die Telekom handelt damit auch wenig weitsichtig, weil die ausgeschütteten Milliarden (fast der gesamte Jahresgewinn ist dahin) eigentlich gebraucht werden, um Investitionen anzuschieben.
Autotitel auf der Überholspur
Thyssen-Krupp, Wincor-Nixdorf und Siemens waren die Vorreiter der diesjährigen Dividendensaison. Sie waren mit ihren Hauptversammlungen und den anschließenden Dividendenzahlungen so früh, weil ihr Geschäftsjahr schon am 30. September 2011 endete. Eigentlich startet die Ausschüttungsperiode der 30 DAX-Unternehmen nämlich erst Anfang April.
Auf der Überholspur sind die Autohersteller. BMW, Daimler und Volkswagen dürften insgesamt 5,7 Milliarden Euro an ihre Aktionäre verteilen - so viel wie noch nie und fast 50 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch BASF-, SAP- und K+S-Aktionäre können sich auf deutliche Erhöhungen einstellen. Dagegen gibt es vermutlich weniger Dividende von der Allianz, der Lufthansa und den von Fukushima und der Energiewende in Deutschland gebeutelten Energiekonzernen E.ON und RWE.
Völlig leer ausgehen werden die Aktionäre der Commerzbank. Das darf allerdings niemanden überraschen. Da der Konzern noch immer von Staatshilfe abhängt, ist eine Ausschüttung auf lange Sicht kein Thema. Bei den restlichen neun Unternehmen im DAX soll die Dividende unverändert bleiben. So unter anderem bei der Münchener Rück.
Dividendenpolitik muss verlässlich sein
Der Versicherer hat seit 1969 seine Dividende nicht ein einziges Mal senken müssen und will das auch jetzt nicht tun. Dabei gäbe es jede Menge Gründe dafür, denn 2011 war finanziell ein Desaster. Eine Serie von Naturkatastrophen, vor allem aber das Beben in Japan, hatte den Konzern im ersten Quartal tief in die Verlustzone gerissen.
Von Januar bis September 2011 brach der Gewinn um 96 Prozent ein. Eine massive Dividendenkürzung wäre nun eigentlich logisch, doch aus der Unternehmenszentrale hieß es dazu nur lapidar, man strebe weiterhin eine Dividende „in Höhe des Vorjahres“ an.
Die Münchener haben dabei wohl im Hinterkopf, dass eine verlässliche Dividendenpolitik für viele Anleger immer noch als ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Aktienkauf gilt. Warum das so ist, zeigen aktuelle Statistiken, nach denen 40 Prozent der langfristigen Rendite von Aktieninvestments der jährlichen Ausschüttung zu verdanken sind.
Traditionell gelten dividendenstarke Titel auch als defensive Anlage. In mageren Börsenjahren behaupten sie sich gut und verlieren, verglichen mit schwankungsfreudigen Wachstumswerten, meist weniger. Doch – um das noch einmal zu betonen – es kommt auch (und gerade!) bei den so genannten „Dividendenstars“ auf die richtige Auswahl an. Mein Tipp: Vergleichen hilft! Meist findet sich dann ein attraktiverer Titel innerhalb derselben Branche.
Um zu verdeutlichen, was ich meine, lassen Sie uns noch einmal auf die Telekom blicken: Wer die Aktie nur wegen der Dividende im Depot haben möchte, sollte vielleicht einmal über den spanischen Wettbewerber Telefónica nachdenken. Gemessen am aktuellen Aktienkurs von 13,40 Euro und einer um 20 Cent auf 1,60 Euro steigenden Jahresdividende liegt die Rendite bei zwölf Prozent. 77 Cent haben die Spanier bereits ausgeschüttet – die restlichen 83 Cent dürften am 31. Mai folgen.
Anders als die Deutsche Telekom kann sich Telefónica die Ausschüttung leisten. Denn kein anderer europäischer Telekomkonzern hat in den vergangenen Jahren netto so viel verdient. Allerdings ächzen die Spanier, die in Deutschland mit dem Mobilfunkanbieter O2 vertreten sind, wie ihre Konkurrenten unter einem immensen Schuldenberg. Über 55 Milliarden Euro betragen die Verbindlichkeiten des Unternehmens bereits. Und für das kommende Jahr stehen vier Milliarden Euro zur Refinanzierung an.
Eskaliert die Schuldenkrise (z.B. bei einer Pleite Griechenlands und wenig später eventuell Portugals) könnte Telefónica in sehr schwere See geraten. Dann müsste man das Tafelsilber verscherbeln und zukünftige Dividendenzahlungen hätten sich erledigt.
MEIN FAZIT:
- Auf die reine Dividendenstrategie zu setzen ist sehr spekulativ. Viele Unternehmen, die hohe Gewinnausschüttungen versprechen, haben mit argen Problemen zu kämpfen. Oft scheint es so, dass das Management einfach nicht weiß, was es Besseres mit dem Geld anfangen soll.
- Anleger sollten darum auch nicht nur nach der Höhe der Dividendenrendite gehen. Vielmehr sollten sie als zweites Auswahlkriterium einbeziehen, ob die Unternehmen in den kommenden Jahren auch in der Lage sein werden, ihre Dividende zu erhöhen. Das trifft z.B. auf deutsche Autowerte zu, nicht aber auf die Telekom oder auch die Münchener Rück.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Analysen zu Deutsche Telekom AG
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10.12.2024 | Deutsche Telekom Overweight | Barclays Capital | |
09.12.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
28.11.2024 | Deutsche Telekom Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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10.12.2024 | Deutsche Telekom Overweight | Barclays Capital | |
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29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
28.11.2024 | Deutsche Telekom Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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26.11.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
14.11.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
14.10.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
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30.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
18.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
04.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
20.02.2020 | Deutsche Telekom verkaufen | Barclays Capital | |
19.02.2020 | Deutsche Telekom Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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