Strategie: Das sind Deutschlands stärkste Aktien!
Die Aktienmärkte haben den Brexit-Schock verarbeitet. Die Kurse klettern wieder, die Angst vor neuen Krisen aber bleibt. Mit welchen Aktien sich Anleger geschickt positionieren - und wie sie Risiken kontrollieren.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Die Rechenschieber rotieren. In den Finanzabteilungen der DAX-Konzerne werden in diesen Tagen die aktuellen Geschäftsberichte zusammengestellt. Die ersten Zahlen für das zweite Quartal sind bereits draußen und durchaus erfreulich. Daimler, SAP und Volkswagen haben die Prognosen der Analysten übertroffen. Bis zum 11. August dauert die Berichtssaison des DAX. Sie wird zeigen, wie die Unternehmen die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen verarbeiten. Neben den genauen Geschäftszahlen werden Börsianer auf die Prognosen der Manager zum weiteren Jahresverlauf schauen. Eine Frage brennt besonders unter den Nägeln: Welche Folgen hat der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union für die deutsche Wirtschaft? Der Internationale Währungsfonds hat mit Verweis auf den Brexit seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr gesenkt.
Das alles überragende Thema an den Aktienmärkten aber bleibt die Renditenot der Investoren, die immer mehr Geld in den Aktienmarkt umschichten. Jeder Kursrutsch wurde darum bislang als Kaufgelegenheit genutzt. Der DAX hat seine Kursverluste nach dem Brexit-Schock wieder aufgeholt. Die großen amerikanischen Indizes glänzen sogar mit neuen Rekordständen.
Im Schatten der Wall Street
Je höher die Kurse getrieben werden, desto größer aber wird das Risiko. Während der DAX nach klassischen Kennziffern derzeit angemessen bewertet ist, sind viele amerikanische Papiere teuer geworden. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des US-Aktienindex S & P 500 liegt auf Basis der von Analysten für die kommenden zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinne 20 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Beim DAX beträgt der Aufschlag weniger als fünf Prozent.Wie sollen sich Privatanleger in diesem Umfeld positionieren? Im Idealfall wird der DAX im Sog der Wall Street nach oben getrieben. Aufgrund der im Vergleich zu den US-Papieren günstigeren Bewertung hätten deutsche Aktien sogar mehr Kurspotenzial. In Krisenphasen aber setzen Anleger erfahrungsgemäß eher auf den Dollar und Aktien der großen US-Konzerne. Ein Kursrutsch würde den DAX darum wohl härter treffen als die amerikanischen Börsen.
€uro am Sonntag hat mithilfe der Datenbank des Finanzdienstes Bloomberg den deutschen Aktienmarkt unter die Lupe genommen. Die Redaktion hat nach Aktien gesucht, die eine gesunde Mischung aus Sicherheit und Kurspotenzial bieten.
Ein wichtiger Aspekt war die Dividende. Regelmäßige Einkünfte sind für viele Investoren auch als Zinsersatz wichtig. Die Redaktion hat ein Minidepot mit Aktien erstellt, deren Rendite über dem Durchschnitt liegt, die aber auch relativ zuverlässig sind. In einer zweiten Simulation wurde nach niedrig bewerteten Papieren gesucht - Aktien, die aufgrund ihrer Bewertungskennziffern höhere Kurse verdient haben.
Für einen langfristig planenden Anleger ist nicht nur die Aktienauswahl wichtig. Viele Anleger übersehen, dass es in bestimmten Phasen die beste Entscheidung ist, Geld aus dem Aktienmarkt abzuziehen.
Der September-Fluch
Wie stark eine geschickt gesteuerte Bargeldquote die Wertentwicklung beeinflussen kann, hat der amerikanische Finanzwissenschaftler Jeremy Siegel an einem einfachen Beispiel vorgerechnet: Eine Familie, die im Jahr 1885 einen Dollar in den amerikanischen Dow Jones investiert hat, hätte Ende des Jahres 2012 Aktien im Wert von 511 Dollar im Depot. Hätte dieselbe Familie das Depot jeweils für den September leergeräumt, wäre der Depotwert nicht auf 511, sondern auf 2.201 Dollar angewachsen. Ein einziger Monat Pause hätte also den Gesamtertrag mehr als vervierfacht! Warum ausgerechnet der September weltweit der mit Abstand schlechteste Börsenmonat ist, lässt sich schwer erklären. Eine Theorie verweist auf den nahenden Herbst. Die fallenden Temperaturen und die kürzeren Tage schlagen auf das Gemüt der Menschen und beeinflussen womöglich auch deren Verhalten an der Börse.Seit den 1990er-Jahren hat sich der September übrigens leicht verbessert. Dafür ist der August schwächer geworden. Gut möglich, dass Anleger aus Furcht vor dem September schon im August Aktienpositionen reduzieren.
Auch wenn der Kalendereffekt wissenschaftlich nicht erschöpfend erklärt werden kann, ist er so signifikant, dass ihn die Redaktion als eine von vier Komponenten in einem Börsenindikator integriert. Der €uro-Börsenindikator soll helfen, die Bargeldquote eines Aktiendepots systematisch zu steuern und die Rendite langfristig zu verbessern, um so schwierige Börsenphasen zu meistern. Wie genau der Indikator funktioniert und welche Aktien es in die Minidepots schafften, lesen Sie auf den kommenden beiden Doppelseiten.
DIVIDENDE:
Ankergröße: Eine verlässliche Ausschüttung stabilisiert den Aktienkurs. €uro am Sonntag stellt die zuverlässigsten Zahler aus Deutschland vor.Das noch junge Jahrhundert hat Aktionäre bereits auf harte Proben gestellt: Der Internetcrash, der Lehman-Kollaps und die Staatsschuldenkrise haben den DAX abstürzen lassen. Auch bei Siemens wurden Anleger durchgeschüttelt. Der Kurs schwankte zwischen 31 und 124 Euro. Dennoch konnten Aktionäre des Industriekonzerns Turbulenzen relativ gelassen verfolgen. Denn auf eines ist bei Siemens Verlass: die Dividende.
Seit mehr als 20 Jahren hat Siemens seine Dividende ohne Ausnahme mindestens auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. Allein über die vergangenen zehn Jahre wurde die Ausschüttung um durchschnittlich zehn Prozent aufgestockt. Natürlich können auch bei Siemens größere Probleme auftauchen. Die Historie aber zeigt, dass die Münchner stark genug sind, um auch in schwächeren Phasen Bargeld auszuschütten.
Verlässliche Dividendenzahler sind in Zeiten mickriger Zinsen besonders begehrt. Wer beispielsweise 100.000 Euro in ein Depot von Aktien mit vier Prozent Dividendenrendite investiert, kassiert jedes Jahr vor Steuern 4.000 Euro. Im Idealfall zahlen die Unternehmen jedes Jahr ein bisschen mehr Geld, sodass die Summe unabhängig von der Kursentwicklung steigt. Bei einem jährlichen Aufschlag von fünf Prozent beispielsweise werden aus 4.000 Euro nach zehn Jahren 6.515 Euro.
Die Ausschüttung bringt nicht nur Geld in die Tasche des Aktionärs, bei einem zuverlässigen Dividendenzahler stabilisiert sie zusätzlich den Aktienkurs. Denn: Bei fallenden Kursen steigt die Dividendenrendite, die ab einen gewissen Niveau dann die Schnäppchenjäger auf den Plan ruft. Langfristig müsste sich der Kurs bei einem Mittelwert einpendeln. Die Siemens-Aktie kam über die vergangenen fünf Jahre im Schnitt auf 3,8 Prozent Dividendenrendite. Das entspricht in etwa dem aktuellen Niveau und ist ein Anker für die Aktie.
Prozentprotze
Viele Privatanleger greifen gern nach Aktien mit besonders hohen Dividendenrenditen. Im HDAX, dem Index der 110 wichtigsten deutschen Unternehmen, kommen einige Unternehmen auf mehr als fünf Prozent. So hohe Sätze gibt es im aktuellen Zinsumfeld aber nur bei entsprechenden Risiken. Wie wackelig die Ausschüttungen oft sind, zeigt ein Blick in den DAX. Dort hat über die vergangenen drei Jahre fast jedes dritte Indexmitglied die Dividende gekürzt oder eine Nullrunde verordnet. Und das, obwohl es in dieser Zeitspanne in der Weltwirtschaft keine dramatischen Verwerfungen gab.
Fragezeichen gibt es bei Unternehmen aus dem Finanzsektor. Allianz oder auch Munich Re haben angesichts der niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt Probleme, mit ihren Geldanlagen Rendite zu erwirtschaften. Analysten gehen zwar davon aus, dass die Dividende bei beiden auf solidem Fundament steht, deutliche Steigerungen werden aber nicht erwartet.
Komplett anders ist die Lage bei Firmen aus defensiven Wirtschaftszweigen. Fresenius hat seine Dividende 23 Jahre in Serie gesteigert. Da Fresenius nahezu immun gegen Schwankungen der Weltwirtschaft ist, dürfte es weiter aufwärtsgehen. Einen Haken gibt es aber: Die Dividendenrendite bei Fresenius ist kleiner als ein Prozent. Da verliert jeder Renditejäger die Lust. Anleger müssen also einen Mittelweg zwischen Rendite und Risiko finden.
Um die Aktiensuche zu erleichtern, hat die Redaktion wichtige Kennziffern für die HDAX-Mitglieder ausgewertet. Ausgangspunkt ist die Dividendenrendite: Unternehmen mussten zum Stichtag auf Basis der Schätzungen für das laufende Jahr auf mindestens drei Prozent kommen. Als Nachweis für Kontinuität wurden im nächsten Schritt alle Firmen aussortiert, die ihre Ausschüttung über die vergangenen fünf Jahre um weniger als vier Prozent aufgestockt haben.
Wichtig ist auch die Ausschüttungsquote. Sie misst, welcher Prozentsatz des Jahresgewinns als Dividende ausgezahlt wird. Ist die Quote zu hoch, droht in einem schwächeren Jahr womöglich eine Dividendenkürzung. Als Schwelle für die Ausschüttungsquote haben wir 80 Prozent gesetzt. Letztes Kriterium ist die Kursentwicklung: Keine Aktie sollte zum Stichtag über die vorangegangenen zwölf Monate mehr als zehn Prozentpunkte auf den DAX verloren haben. Dadurch soll sichergestellt werden, dass akute Krisenfälle aussortiert werden.
Die Favoriten
An der Spitze der Rangliste stehen die drei Versicherungskonzerne Allianz, Munich Re und Hannover Rück. Um die Branche nicht zu stark zu gewichten, würden wir uns aufgrund der leicht höheren Dividendenrendite für die Allianz entscheiden. Hinzu kommen BMW, BASF, Siemens und der Immobilienkonzern Deutsche Euroshop. Nicht alle haben eine saubere Dividendenhistorie. Vor allem bei BASF und BMW müssen Anleger schwächere Jahre einkalkulieren. Langfristig aber sollte der Trend auch dort nach oben zeigen. Aktuell kommt das Mini-Depot auf eine Dividendenrendite von 4,3 Prozent.
VALUE:
Bewertungsgröße: Die Launen der Börse eröffnen immer wieder günstige Kaufgelegenheiten. €uro am Sonntag stellt deutsche Schnäppchen vor.An der Börse gilt: Jede Krise ist eine Chance. Wenn Anleger in Panik Aktien auf den Markt werfen, können hartgesottene Investoren Papiere billig einsammeln. Schnäppchenjäger brauchen aber nicht unbedingt eine spektakuläre Krise, um Beute zu finden.
In jeder Marktphase werden Aktien von der Masse verschmäht - weil diese Unternehmen eine Schwächephase durchlaufen oder in einer Branche aktiv sind, die an der Börse aus der Mode ist. Wer in solchen Phasen zugreift, kann langfristig hohe Kursgewinne erzielen. Denn über kurz oder lang wird auch die breite Masse auf diese Werte aufmerksam werden. Zugleich bringt eine niedrig bewertete Aktie Sicherheit ins Depot, da in der nächsten Krise meistens die zuvor stark gestiegenen Titel abgestoßen werden.
Was genau eine werthaltige Aktie ("Value") ausmacht, ist nicht klar definiert. Die meisten denken an den Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham. Nach dessen Philosophie kaufen Anleger am besten jene Aktien, deren Kurswert unter ihrem "inneren", das heißt tatsächlichen Wert liegt. Der intelligente Investor kauft also mit Rabatt ein. Zugleich achtet er darauf, dass ein Unternehmen ein zuverlässiges Geschäftsmodell und eine starke Marktstellung hat. Das soll gewährleisten, dass sich das Unternehmen langfristig gut entwickelt.
Zurzeit sind die Automobilwerte an der Börse auffallend niedrig bewertet. Bei Daimler und BMW ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis fast so hoch wie die Dividendenrendite. Trotzdem fassen nur wenige Investoren die Papiere an. Der Grund: Das Umfeld für die Automobilindustrie ist schwierig. In Krisenzeiten verschieben viele Konsumenten teure Anschaffungen wie ein Auto. Auch die hohe Abhängigkeit von China könnte zum Problem werden, wenn sich die Wirtschaft des Landes stärker abkühlt, als es Volkswirte derzeit erwarten. Diese Sorgen sind berechtigt, spiegeln sich aber nicht in den Geschäftszahlen der Unternehmen wider. Im zweiten Quartal haben die Schwaben entgegen der Analystenprognose ihren operativen Gewinn gesteigert.
Nicht alle Aktien, die auf dem Papier billig erscheinen, sind tatsächlich Schnäppchen. Manche können sich als Value-Falle entpuppen. Viele Titel aus dem Ölsektor beispielsweise waren bereits vor dem Ölpreis-Crash des vergangenen Jahres niedrig bewertet. Weil sich die Lage der Branche weiter verschlechterte, stürzten die Aktien noch tiefer, Das könnte sich jetzt vielleicht bei Finanzwerten wiederholen.
Raus aus der Value-Falle
Deutsche Bank, Commerzbank und Co sind nach klassischen Kennziffern wie dem Kurs-Gewinn- oder dem Kurs- Buchwert-Verhältnis günstig zu haben. Das Geschäftsmodell der Finanzwelt aber steht auf einem wackligen Boden. Die niedrigen Zinsen erschweren das Kreditgeschäft, die schärfere Regulierung belastet das Investmentbanking, die Konkurrenz durch neue Technologiefirmen wie Paypal wächst. Die niedrige Bewertung der Bank-Aktien hat also Gründe und lädt nicht zwingend zur Schnäppchenjagd ein.
Der weltweit berühmteste Aktienindex für Value-Werte ist der MSCI World Value. Dort werden anhand von drei Kennziffern werthaltige Unternehmen ermittelt: Kurs-Buchwert-, Kurs- Gewinn-Verhältnis und Dividendenrendite. Unter den knapp 900 Indexmitgliedern am stärksten gewichtet waren zuletzt der Ölriese ExxonMobil, der Softwarekonzern Microsoft und der Konsumgüterspezialist Johnson & Johnson.
In der europäischen Variante des Value-Index sind neben der britischen Bank HSBC die Ölkonzerne Royal Dutch Shell, BP und Total die Schwergewichte.
Bei deutschen Aktien ist die Suche nach Value-Aktien schwieriger, da die Aktienauswahl nicht so groß ist wie in den USA oder Großbritannien. €uro am Sonntag hat sich dennoch auf die Suche gemacht. Die Redaktion hat den HDAX nach mehreren Kriterien durchsucht: Kurs-Buchwert-, Kurs-Gewinn-Verhältnis und Dividendenrendite. Als weitere Kennziffer haben wir das Gewinnwachstum mit dem KGV verglichen. Für jede der Kennziffern wurde eine Rangliste erstellt und dann die durchschnittliche Platzierung jeder Aktie errechnet.
Für die Auswahl der Favoriten haben wir die am besten platzierten Unternehmen einer genaueren Prüfung unterzogen - und einige Kandidaten aussortiert. So ist Volkswagen streng nach den Daten der billigste Wert, steckt aber noch immer in der Abgas-Affäre. Das könnte noch einige unangenehme Überraschungen bringen. Auch bei den Banken rät die Redaktion weiterhin zur Vorsicht.
Die Favoriten
Im Mini-Depot (siehe Investor-Info) finden Anleger deutsche Werte, die die Redaktion als echte Schnäppchen einstuft. Fünf Aktien aus dem Value-Ranking hat die Redaktion ausgewählt: Daimler trotzt mit guten Geschäftszahlen der negativen Börsenstimmung. Die Dividendenrendite liegt auf Basis der Analystenschätzung für das kommende Jahr mehr als zwei Prozentpunkte über dem Durchschnitt des DAX.
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement wird an der Börse knapp unter Buchwert gehandelt. Die Deutsche Post fällt mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite und moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnis auf.
Unter den Nebenwerten sticht der Telekomdienstleister Freenet mit hoher Dividendenrendite hervor. Bei Rheinmetall ist das KGV gemessen niedrig. Das Rüstungsgeschäft sollte die Aktie bald wieder in die Offensive bringen.
BARGELD:
von Stephan Bauer, Euro am SonntagBarometer: Der €uro- Börsenindikator sagt Anlegern zuverlässig, wann sie wie viel Bargeld im Depot haben sollten.
Wann muss ich rein in den Markt - und wann raus? Die Frage aller Fragen beschäftigt Börsianer schon, solange es Aktienkurse gibt. Die Leser von €uro am Sonntag und unserer Schwesterpublikation, des Monatsmagazins €uro, haben seit gut zwei Jahren einen patenten Signalgeber für diese Entscheidung an der Hand: den €uro-Börsenindikator. Weil die Märkte nach dem Brexit-Votum zuletzt stark schwankten und ab August eine besonders heikle Marktphase beginnt, erklären wir das wöchentlich in €uro am Sonntag vorgestellte Barometer hier ausführlich.
Der €uro-Börsenindikator gibt Anlegern Signale, welchen Anteil ihres für Aktieninvestments vorgesehenen Vermögens sie tatsächlich investieren - und wie viel davon sie in Bargeld halten sollten. Der Börsenindikator besteht dabei aus vier Bestandteilen, die sich inhaltlich ergänzen. Das Prinzip: Jeder der vier Teilindikatoren - ein saisonaler, ein technischer, ein makroökonomischer sowie ein Stresstest - steht für einen Aktienanteil von jeweils 25 Prozent. Stehen alle Signale auf Grün, liegt die Aktienquote bei 100 Prozent. Wechselt ein Signal auf Rot, dann sinkt der Anteil auf 75 Prozent etc.
Strategie schont Nerven
Die Performance spricht für sich: Die Strategie brachte in den Jahren 1988 bis 2015 eine durchschnittliche Rendite von rund zwölf Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Der DAX legte in diesem Zeitraum gut acht Prozent zu.
Noch aus einem anderen Grund ist die Methode empfehlenswert: Die Ergebnisse schwanken in aller Regel weniger stark als etwa der DAX. Vor allem in Krisenjahren kommt diese nervenschonende Komponente zum Tragen. 2011 etwa gab der Leitindex wegen der Eurokrise über den Jahresverlauf rund 15 Prozent ab. Eine Anlage nach dem €uro-Börsenindikator ging mit bloß sieben Prozent Verlust aus dem Rennen. Im Krisenjahr 2008 standen beim DAX sogar knapp 43 Prozent Minus zu Buche, mit Indikator konnte der Verlust auf immerhin etwa 20 Prozent begrenzt werden.
Doch wie funktioniert das Ganze in der Praxis? Anleger, denen die Investition in Einzeltiteln zu aufwendig beziehungsweise zu riskant ist, können die Aktienkomponente mit einem ETF auf den DAX abbilden (ISIN: DE 000 59 33 93 1). Der Rest wird in bar gehalten oder, um wenigstens etwas an Zinsen zu kassieren, in einen Bundesanleihe-ETF (ISIN: LU 044 460 670 0) investiert.
Die aktuelle Empfehlung: Anleger sollten zur Hälfte Aktien und Bargeld im Depot halten. Denn zwei der vier Teilindikatoren melden negative Signale. Der (chart-)technische Indikator steht schon seit Monaten auf Rot. Im August 2015 fiel der DAX mehr als fünf Prozent unter den 200-Tage- Durchschnitt - das Signal für ein "Verkaufen"-Urteil. Eine Wende gibt es hier erst wieder, wenn der DAX fünf Prozent über der 200-Tage-Linie notiert - diese Linie verläuft aktuell knapp unter 10.600 Punkten.
Wegen der zuletzt starken Kursausschläge ist das Stresssignal, der VaR-Indikator (VaR steht für: Value at Risk), soeben auf Rot umgesprungen. Die VaR-Größe steigt, wenn die Schwankungen an den Märkten zunehmen. Denn damit steigt der maximale prozentuale Verlust, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent während einer Woche nicht überschritten wird - die Bedeutung von VaR.
Die Zeichen stehen auf zunehmenden Bargeldanteil. Denn Anfang August bis Ende September wechselt der saisonale Indikator definitionsgemäß auf "Verkaufen". August und September bringen statistisch gesehen die schlechteste Rendite von allen Börsenmonaten. Seit Anfang 1988, dem Jahr, in dem die Deutsche Börse den DAX ins Leben rief, verlor der Leitindex in diesen Monaten mit je rund zwei Prozent am meisten - ganz im Gegensatz etwa zu den Monaten Oktober bis Dezember, in denen meist, in der Jahresendrally, deutliche Kursgewinne anfallen.
Auch die makroökonomische Komponente, der fundamentale Indikator, steht auf "Kaufen". Der makroökonomische Teil unseres Börsenbarometers besteht selbst aus drei Subsignalen: der Inflationsentwicklung, der Entwicklung des Euro zum Dollar sowie der Zinsentwicklung in der Eurozone. Senden mindestens zwei von drei Teilen positive Signale, so steht der fundamentale Indikator auf Grün. Das ist zurzeit der Fall. Als positiv für die künftige Entwicklung der Aktienkurse gelten konstante oder sinkende Zinsen, eine sinkende Inflationsrate (weil diese in der Regel nicht zu steigenden Zinsen führt) sowie eine Abwertung des Euro zum Dollar, da diese die Absatzchancen der Exporteure verbessert.
Zuletzt wertete der Euro im Jahresvergleich auf, was negativ ist. Zinsen und sinkende Inflation sorgten dafür, dass der Indikator auf "Kaufen" steht. Würden Inflation oder Zinsen steigen, dann würde der Makro-Indikator insgesamt drehen.
Investor-Info
Aktien
Deutsche Dividendenstars
Die Allianz kommt unter den fünf ausgewählten Aktien auf die höchste Dividendenrendite. Die Ausschüttungsquote liegt bei 50 Prozent der vom Konzern angestrebten Größe. BASF und BMW bieten ebenfalls überdurchschnittliche Prozentzahlen, allerdings schwankt die Dividende bei diesen Unternehmen stärker. Der Immobilienkonzern Deutsche Euroshop will die Dividende jährlich um fünf Cent steigern. Siemens überzeugt mit einer Dividendenhistorie ohne Kürzung.
Name Div-Rend. 1) A.-Quote 2) Historie 3)
Allianz 5,9 % 50 % 7/2/1
BASF 4,1 % 67 % 8/1/1
BMW 4,4 % 33 % 8/1/1
Dt. Euroshop 3,4 % 24 % 6/4/0
Siemens 3,8 % 38 % 6/4/0
1) Dividendenrendite 2016, 2) Ausschüttungsquote 2015, 3) Angehoben/Gleich/Gesenkt in den vergangenen zehn Jahren Stand: 21. Juli 2016, 18:00 Uhr
Indexfonds
Weltweit Dividende
Weltweit auf Aktien mit hoher Dividendenrendite setzt der vom Anbieter Stoxx entwickelte Index Global Select Dividend 100. Die regionale Verteilung ist klar definiert: 40 Indexwerte kommen aus Amerika, jeweils 30 aus Europa und Asien/Pazifik. Aus Deutschland waren zuletzt die Allianz, Munich Re und die Deutsche Post im Index vertreten. Investieren können Anleger in den GIobal Select Dividend unter anderem über einen Indexfonds von iShares (ISIN: DE 000 A0F 5UH 1). Dividenden werden bei diesem Produkt an die Anleger ausgeschüttet. Die jährlichen Kosten liegen bei 0,46 Prozent. Der ETF hat die €uro-FondsNote 2.
Fonds
Globale Schwergewichte
Ein Klassiker unter den Dividendenfonds ist der DWS Top Dividende. Schwerpunkt des Portfolios sind etablierte Unternehmen mit hoher Dividendenrendite. Hinzu kommen Aktien, die Dividenden- und Gewinnwachstum versprechen. Größte Position waren zuletzt die Telekomkonzerne Nippon Telegraph & Telephone und Verizon. Seit Auflegung im Jahr 2003 kam der Fonds auf eine durchschnittliche Ausschüttungsrendite von 3,6 Prozent.
Aktien aus Deutschland
Günstig abzugeben
Fünf niedrig bewertete Aktien hat die Redaktion aus den 110 deutschen Unternehmen des HDAX (DAX, MDAX, TecDAX) ausgewählt, darunter drei DAX-Mitglieder und zwei Nebenwerte. Bei KGV, KBV und Dividendenrendite sehr günstig bewertet ist Daimler. HeidelbergCement notiert unter Buchwert. Freenet fällt durch die hohe Dividendenrendite auf. Die Deutsche Post und Rheinmetall haben es dank solider Kennzahlen in allen Kategorien in die Endauswahl geschafft.
Name KGV 1) KBV 2) Div.-Re. 3)
Daimler 7,5 1,1 5,6 %
HeidelCement 14,0 0,9 2,2 %
Freenet 12,9 2,3 6,5 %
Dt. Post 12,8 2,6 3,7 %
Rheinmetall 12,9 1,5 2,4 %
1) Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016, 2) Kurs-Buchwert 2016, 3) Dividendenrendite 2016 Stand: 21. Juli 2016, 18:00 Uhr
Lyxor ETF MSCi EMU Value
Europas Schnäppchen
Niedrig bewertete Unternehmen aus der Europäischen Währungsunion hat der Indexanbieter MSCI gebündelt. Der MSCI EMU Value Index bildet die Wertentwicklung von 134 Unternehmen ab, die nach KGV, KBV und Dividendenrendite ausgewählt werden. Größte Positionen waren zuletzt die französischen Konzerne Total und Sanofi. Dahinter folgten mit Siemens, BASF, Allianz und Daimler vier DAX-Mitglieder. Anleger können den Index u. a. über einen Indexfonds des Anbieters Lyxor abbilden (ISIN: FR 001 016 878 1).
LOYS Global
Klare Akzente
Auf unterbewertete Qualitätsunternehmen hat sich der Fonds Loys Global der Fondsgesellschaft Loys spezialisiert. Investiert wird in Unternehmen, die unter Wert gehandelt werden und ein überzeugendes Geschäftsmodell haben. Am stärksten gewichtet waren zuletzt der Ölkonzern BP und die Deutsche Post. Beide zusammen machten 16 Prozent des Portfolios aus, eine ungewöhnlich hohe Gewichtung. Ein Drittel des Fonds waren Aktien aus Deutschland. Die USA sind mit neun Prozent für einen international ausgerichteten Fonds deutlich untergewichtet. Das zeigt, dass der Fonds eigene Akzente setzt.Ausgewählte Hebelprodukte auf Allianz
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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