Kriegsangst und Handelsstreit: Zertrampelt Trump die Börsenrally?
Die Aktienmärkte sind unter Druck. Ein Problem sind die Tiraden des US-Präsidenten. Aber auch die Wirtschaftsdaten werden schwächer. Wie sich Anleger jetzt klug positionieren.
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von S. Parplies und C. Platt, €uro am Sonntag
Noch heute schwärmt Donald Trump von seinem Besuch in China. Präsident Xi Jinping führte den Staatsgast im November durch die Verbotene Stadt. Bei einer Tasse Tee zeigte Trump ein Video, in dem seine sechsjährige Enkeltochter ein chinesisches Gedicht aufsagt - Xi lobte die kleine Arabella überschwänglich. Er und Xi würden immer Freunde bleiben, beteuerte der für Schmeicheleien stets empfängliche US-Präsident dieser Tage via Twitter.
Ein Problem gibt es aber doch: In Trumps Weltbild werden die USA von China und anderen Staaten über den Tisch gezogen. Dieser Gedanke ist eine Besessenheit des streitsüchtigen Milliardärs. "Die Leute sind es leid zu sehen, wie die Vereinigten Staaten ausgenommen werden", polterte er schon vor über 30 Jahren in einem Interview. Als Präsident will Trump "bessere Deals" aushandeln. In einer ersten Attacke hat die US-Regierung Schutzzölle auf Aluminium- und Stahlimporte erlassen, China droht mit Gegenmaßnahmen.
Börsianer sehen die Entwicklung mit Sorge. In einer Umfrage der Bank of America Merrill Lynch nannte im März ein Drittel der Fondsmanager einen Handelskrieg als größtes Risiko. Mit unbändiger Energie vergrößert Trump die Liste der Gefahren: In dieser Woche kündigte er über Twitter Raketenangriffe auf Syrien an, attackierte Russland und Sonderermittler Robert Mueller, der illegale Eingriffe in die letzte US-Präsidentschaftswahl untersucht.
Lange war Trump ein Erfolgsgarant der Aktienmärkte. Mit Rückendeckung des Präsidenten konnten die Republikaner massive Steuersenkungen durchsetzen und Regulierungen der Wirtschaft zurückdrängen. Das steigert die Unternehmensgewinne und treibt die Kurse. Im ersten Jahr unter Trump legte der amerikanische Aktienindex S & P 500 um mehr als 26 Prozent zu. Trumps Twitter-Tiraden waren in diesem Umfeld nur Nebengeräusche.
Vom Kurstreiber zum Börsenschreck
Inzwischen dreht die Stimmung. Krisenindikatoren wie der Goldpreis steigen. In der Finanzwelt geschätzte Experten wie der Wall-Street-Banker Gary Cohn und der ehemalige ExxonMobil-Chef Rex Tillerson haben die Regierung nach diversen Streitereien verlassen. Persönlich motivierte Attacken auf Amazon-Chef Jeff Bezos drücken die Aktie des Onlinehändlers und ziehen den Gesamtmarkt nach unten, weil Amazon Schwergewicht in vielen Indizes ist.
Trump spielt mit hohem Einsatz. Er selbst hat steigende Aktienkurse immer wieder als Beleg für den Erfolg seiner Präsidentschaft herangezogen. Seit dem Jahreshoch im Januar aber hat der S & P 500 in der Spitze zehn Prozent an Wert verloren. Der Handelsstreit dürfte Trump dennoch helfen, den harten Kern seiner Anhänger zu mobilisieren, denn China ist beliebtes Feindbild auf seinen Wahlkampfveranstaltungen.
Die Unterstützung der Basis ist wichtig, weil im November in den USA die Zwischenwahlen anstehen, bei denen die Partei eines Präsidenten in früheren Zyklen fast immer Verluste hinnehmen musste. Sollten die Demokraten die Mehrheit im Parlament erobern, hätten sie bessere Möglichkeiten, Licht in die Schattenwelt des Präsidenten zu bringen - seine Verbindungen zu Russland, die Geschäfte seines Washingtoner Hotels oder auch dubiose Zahlungen an Pornodarstellerin Stormy Daniels. Im Extremfall droht ein Amtsenthebungsverfahren, das neue Turbulenzen an den Aktienmärkten auslösen dürfte.
Trump wird also weiter polarisieren. Börsianer hoffen, dass er zumindest die für die Wirtschaft brisanten Themen meidet. China setzt im Handelsstreit auf Entspannung: Xi stellte in dieser Woche die Öffnung der heimischen Wirtschaft und eine Senkung von Importzöllen in Aussicht - Aussagen, die Chinas Staatsführung bereits früher gemacht hat, Trump aber leicht als Erfolg seiner Verhandlungstaktik verkaufen kann. Laut Wall Street Journal will die US-Regierung weiter Druck machen.
Bislang sind die Kursverluste der Aktienmärkte eine normale Korrektur, also ein Rückschlag von weniger als 20 Prozent. Das ist fester Bestandteil eines Bullenmarkts. Wie es mit den Kursen weitergeht, hängt nicht allein von Trump ab. €uro am Sonntag analysiert im Folgenden weitere wichtige Triebkräfte der Aktienmärkte.
Konjunktur:
Wer bei der Beurteilung der Märkte einzig auf die gesamtwirtschaftlichen Daten blickt, wundert sich über die jüngsten Turbulenzen an den Börsen. Denn in allen wichtigen Staaten wächst die Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt der USA hat 2017 um 2,3 Prozent zugelegt, 2018 wird mit bis zu drei Prozent Zuwachs gerechnet. In Deutschland ging es 2017 um 2,2 Prozent nach oben, das Münchner Ifo-Institut erwartet 2018 einen Anstieg von 2,6 Prozent. Auch die übrigen Staaten der Eurozone, Japan, China und weitere Schwellenländer wachsen. Die Welt befindet sich im breiten, synchronen Aufschwung.
Eine Eskalation des Syrien-Konflikts jedoch könnte den Ölpreis treiben und den Aufschwung weltweit gefährden. Überdies birgt die Makellosigkeit der Konjunktur Risiken. Ein Nachlassen würde als Schwäche gedeutet, die Börsen könnten nachgeben, auch wenn die Wirtschaft noch brummt. Februar und März haben einen Vorgeschmack gegeben. Zudem gab es zuletzt immer wieder Nadelstiche, die zeigen, dass das starke Wachstum nicht in Stein gemeißelt ist, wie dies Anleger im vierten Quartal zu glauben schienen.
In den USA schrumpfen die Einzelhandelsumsätze, der Häusermarkt entwickelt sich schwach. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management, Gradmesser für den Zustand der US-Industrie, ist im März gefallen. Auch die niedrige Sparquote der Amerikaner, die im Dezember mit nur 2,4 Prozent den tiefsten Stand seit 2005 erreicht hatte, stimmt nachdenklich. "In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass eine sehr niedrige Sparquote auf ein schwächeres Wachstum hindeutet", sagt Guy Wagner, Chefanlagestratege der Banque de Luxembourg.
In Deutschland führte ein Rückgang der Exporte zu Sorgenfalten. Sie sind im Februar so stark gefallen wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Ausfuhren um 3,2 Prozent. Auch das Nachlassen der Ifo-Stimmungsindikatoren beäugen die Anleger skeptisch.
Prinzipiell gut sieht die Situation in den Schwellenländern aus. "Die Emerging Markets sind zwar sehr unterschiedlich, doch wir sehen die Region als Ganzes noch immer eher am Anfang des Konjunkturzyklus", sagt Ökonom Willem Verhagen von der niederländischen Fondsgesellschaft NN Investment Partners. Bis dieser sich abschwächt, dürfte es also noch etwas dauern.
Dennoch lässt sich auch hier Wasser in den Wein gießen. Die Einkaufsmanagerindizes in den Schwellenländern zeigen, dass das Vertrauen leicht nachlässt. Von den 14 aufstrebenden Volkswirtschaften, die Einkaufsmanagerindizes veröffentlichen, gaben neun nach. Vor allem aus Asien mit Ausnahme Chinas kamen schwächere Zahlen.
In Europa wurden ebenfalls schwächere Daten von den Einkaufsmanagern gemeldet. "Die EU-Einkaufsmanagerindizes fielen im März signifikant gegenüber dem Vormonat", sagt Jan Bopp, Investmentstratege von J. Safra Sarasin. "Und wenngleich sie weiterhin klar oberhalb der Expansionsschwelle notieren, ist das Momentum zuletzt schwächer geworden."
Alle diese Punkte tragen zur Verunsicherung der Anleger bei. Vor allem deshalb, weil im vierten Quartal 2017 und auch noch Anfang 2018 so gut wie kein Wölkchen am Konjunkturhimmel zu sehen war. "Obwohl das Wachstum nach wie vor äußerst robust ist, werden die Investoren aufgrund des nicht
mehr perfekten makroökonomischen Umfelds zunehmend sensibler hinsichtlich einzelner Datenpunkte", sagt Bopp. "Das Marktumfeld wird 2018 also
volatil bleiben."
Zinsen:
Wann tut sie es, wie oft und wie stark? Diese Fragen an die Notenbanken, allen voran die amerikanische Federal Reserve, haben die Aktienmärkte oft stärker beeinflusst als die Fundamentaldaten. Nach drei Zinserhöhungen 2017 ist in den USA im laufenden Jahr mit drei bis vier Zinsschritten zu rechnen. Der erste davon erfolgte vor gut drei Wochen, als Fed-Chef Jerome Powell den Leitzins um einen Viertel Prozentpunkt nach oben schraubte.
Dass die US-Notenbank in kleinen Schritten die Zinsen anhebt, haben die Börsen verdaut. Angst haben sie davor, dass schneller und stärker als erwartet an der Zinsschraube gedreht wird. Im Februar hatte die Sorge, dass die Fed infolge einer möglicherweise höheren Inflation die Zinsen schneller würde erhöhen müssen, weltweite Börsenturbulenzen ausgelöst. Besonders wichtig war deshalb eine bestimmte Botschaft: Die Gefahr einer schnell steigenden Inflation sieht die US-Notenbank nicht. 2018 erwartet sie eine Teuerungsrate von 1,9 Prozent, was ihrem Ziel entspricht. Bis 2020 soll die Inflation minimal auf 2,1 Prozent steigen. Von dieser Seite besteht also kein Druck auf die Fed.
In Europa sind die Zinsen noch immer im Keller. Die Europäische Zentralbank ist nach Ansicht der meisten Marktbeobachter weit davon entfernt, den Leitzins zu erhöhen. Erst 2019 erscheint ein solcher Schritt wahrscheinlich. Eine höhere Inflation, die ein früheres Eingreifen erforderlich machen könnte, ist nicht erkennbar.
Einige Experten gehen davon aus, dass es auch mittel- bis langfristig keine nennenswerten Zinsanhebungen durch die EZB geben wird. "Unseres Erachtens dürften Sparer vergeblich auf die Zinswende warten", heißt es von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Denn ein Zinsniveau wie vor der Finanzkrise würde die Euro-Peripheriestaaten wie Italien in den Bankrott treiben, da diese ihre Schulden nicht mehr finanzieren könnten.
Zunächst einmal spricht also wenig dafür, dass von der Zinsfront Ungemach für Aktionäre droht. Auch unter der neuen Führung scheint die US-Notenbank ihren Kurs der behutsamen Zinssteigerungen fortzusetzen. Powell ist offenbar wie seine Vorgängerin Janet Yellen bemüht, die Märkte nicht zu verschrecken. Und die EZB ist weit davon entfernt, bei möglichen Zinsschritten in Hektik zu verfallen.
Doch gerade weil sich die Anleger
bei diesem Szenario sehr sicher sind, kann es zu Überreaktionen der Märkte kommen, wenn Unerwartetes passiert. Sollte etwa die Inflation überraschend ansteigen, dürfte dies erneut Turbulenzen auslösen.
Aktienbewertung:
Hat die Börse genug von Donald Trump? Amerikanische Aktien waren nach der jüngsten Korrektur so billig wie noch nie in der Amtszeit des Präsidenten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S & P 500 rutschte auf den niedrigsten Stand seit Sommer 2016. Das kann man unterschiedlich interpretieren. Die positive Lesart: Die Aktienmärkte sind günstiger geworden und bieten Einstiegsgelegenheiten. Die negative Sichtweise: Börsianer preisen eine Verschlechterung der Wirtschaftslage ein. Im langjährigen Vergleich liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S & P 500 auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinne leicht über dem Schnitt der vergangenen 30 Jahre.
Ein anderes Bild liefert das sogenannte Shiller-KGV, das der Wirtschaftsprofessor Robert Shiller entwickelt hat. Bei dieser Kennziffer werden die Aktienkurse mit den inflationsbereinigten Gewinnen der vergangenen zehn Jahre verglichen, also über einen Zeitraum von etwa zwei Konjunkturzyklen. Auf dieser Basis sind die US-Aktienmärkte teuer. Ein hohes Shiller-KGV ist aber nicht zwingend Vorbote eines Kurssturzes. Die Börsen können die Überbewertung auch dadurch abbauen, dass die Kurse langsamer als die Unternehmensgewinne zulegen.
Insgesamt spricht die Mischung aus moderat steigenden Zinsen, abflauenden Konjunkturindikatoren und politischen Risiken dafür, dass Anleger das Risiko ihrer Depots etwas reduzieren sollten. €uro am Sonntag stellt passende Investmentideen vor.
Investor-Info
Adidas
Dauerläufer
Der Sportartikelkonzern profitiert vom steigenden Gesundheitsbewusstsein und dem Wachstum der Schwellenländer. Zusätzlich hat Adidas in den USA dank starker Produkte Marktanteile gewonnen und die Margen im größten Sportartikelmarkt der Welt verbessert. Analysten trauen dem DAX-Konzern im laufenden Jahr einen Gewinnsprung von rund 20 Prozent zu. Gestützt wird der Kurs durch Aktienrückkäufe, allein bis Jahresende im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro.
Allianz
Dividendenstar
Der Versicherungskonzern ist einer der großzügigsten Dividendenzahler im DAX. Die Hälfte des Jahresgewinns soll an die Aktionäre ausgezahlt werden. Analysten erwarten, dass die Ausschüttung im kommenden Jahr von 8,00 auf 8,70 Euro je Aktie steigt. Die Dividendenrendite der Allianz gehört damit zu den höchsten im Leitindex. Steigende Zinsen und eine stärkere Digitalisierung im Konzern sollten den Münchnern das Geschäft erleichtern und den Aktienkurs weiter antreiben.
Vonovia
Immobilienriese
Niedrige Zinsen haben die Immobilienpreise im Deutschland nach oben getrieben. Davon profitiert Vonovia. Das Bochumer Unternehmen besitzt und verwaltet rund 355.000 Wohnungen und verwaltet zusätzlich Wohnungen Dritter. Wachstumspotenzial bietet die Modernisierung und der Ausbau bestehender Bestände. Die Dividendenrendite der Aktie liegt leicht über dem DAX-Durchschnitt. Da die Zinsen in Europa allenfalls leicht steigen, sieht die Redaktion bei Vonovia weiter Kurspotenzial.
iShares MSCI World Min. Vol.
Geringe Schwankungen
Mit dem iShares-ETF folgen Anleger dem MSCI World Minimum Volatility Index. Dieser enthält 331 Aktien aus dem Mutterindex MSCI World, die in der Vergangenheit besonders wenig geschwankt haben. Durch diese Selektion sind die defensiven Sektoren Gesundheit und nichtzyklischer Konsum hoch gewichtet.
Xtrackers ShortDAX
Gewinnbringende Verluste
Um sich vor Kursverlusten zu schützen, können Anleger den Xtrackers ShortDAX nutzen. Der ETF legt zu, wenn der deutsche Leitindex absackt. Das Produkt sollte eher als kurzfristige Absicherung verstanden werden und kommt nur in einer ausgeprägten Baisse als längerfristiges Investment in Betracht.
Xetra-Gold
Gesuchter Stabilisator
Gold wird regelmäßig als sicherer Hafen gesucht und legt oft zu, wenn es an den Märkten turbulent wird. Wer sein Depot diversifizieren und auf einen steigenden Preis setzen will, greift zu Xetra-Gold, einer Inhaberschuldverschreibung der Deutschen Börse, die zu 100 Prozent mit Gold unterlegt ist.
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Ausgewählte Hebelprodukte auf adidas
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf adidas
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Jeff Swensen/Getty Images, Win McNamee/Getty Images
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