Heißer Herbst: Ihr Geld im Risiko-Check
Es könnte ungemütlich an den Aktienmärkten werden. Der DAX rutschte jüngst unter 12.000 Punkte. €uro am Sonntag hat die Risiken und Kurstreiber unter die Lupe genommen.
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von S. Parplies und A. Zehbe, Euro am Sonntag
Morgens um sechs unterbrechen Radiosender und TV-Stationen das Programm mit einer dringenden Warnung: Eine Rakete nähere sich Japan. Das Geschoss, abgefeuert in Nordkorea, versinkt wenige Minuten später im Ozean, ohne Schaden angerichtet zu haben. Der Schock sitzt dennoch tief, auch an den Finanzmärkten. Der DAX fällt später zeitweise um mehr als zwei Prozent.
Die große Sorge ist, dass der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt um das Atomwaffenprogramm Nordkoreas eskaliert. "Reden ist nicht die Antwort", twittert US-Präsident Donald Trump. Die Ereignisse überschlagen sich im bislang eher beschaulichen Spätsommer: Während Nordkorea provoziert, versinkt die texanische Ölmetropole Houston im Hochwasser. Die europäische Währung klettert auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren und bringt Exportfirmen in Bedrängnis. Die Notenbanken in den USA und Europa bereiten eine historische Zinswende vor, die Republikaner im US-Kongress eine für die Aktienmärkte wichtige Steuerreform. Und das alles geschieht kurz vor dem September - dem bei Börsianern wegen schwerer Kurseinbrüche in der Vergangenheit gefürchteten Monat.
€uro am Sonntag hat die aktuellen Ereignisse und Trends in einem umfassenden Risikocheck analysiert.
Korea-Krise eskaliert
Für Nordkoreas Diktator Kim Jong Un ist das Atomwaffenprogramm Prestigeprojekt und Lebensversicherung - für Südkorea, Japan und die USA eine existenzielle Bedrohung. Ein Ausweg aus der Krise ist schwierig. Die Schlüsselrolle dürfte China spielen. Das Riesenreich ist der wichtigste Handelspartner Nordkoreas und hat darum den größten Einfluss auf das Regime. Aus Sicht der Börse sind militärische Konflikte schwer einzuschätzen. Die Raketenkrise um Kuba 1962 war schnell beigelegt und setzte die Aktienmärkte darum nur kurz unter Druck. Als der Irak 1990 in Kuwait einmarschierte, stürzten die Aktienkurse deutlich stärker, erholten sich dann aber zügig, als sich ein Sieg der von den USA geführten Allianz abzeichnete.
Fazit: Nordkorea wird weiterhin für Schreckmomente sorgen. Ohne eine klare Eskalation aber dürften sich die Märkte an den Konflikt gewöhnen. Zur Absicherung eignet sich die klassische Krisenwährung Gold.
Steuern sinken
Mit seinem ersten großen Projekt, der Gesundheitsreform, ist Trump gescheitert. Jetzt soll es bei dem für die Börse wichtigsten Wahlversprechen besser laufen: Steuersenkungen dürften im Herbst zum dominierenden Thema in Washington werden. Die Stoßrichtung ist klar: Die Wirtschaft soll entlastet werden. Trump will den Steuersatz für Unternehmen von 35 auf 15 Prozent senken. Das geht selbst vielen Republikanern zu weit. Realistischer sind 20 Prozent. Das würde laut Finanzdienst Bloomberg den Gewinn der Unternehmen aus dem Aktienindex S & P 500 im kommenden Jahr um knapp sieben Prozentpunkte hebeln.
Knackpunkt ist die Finanzierung von Steuersenkungen. Trump vertritt die These, dass niedrigere Abgaben die Wirtschaft ankurbeln und sich so selbst finanzieren. Der fiskalkonservative Flügel der Republikaner legt hingegen großen Wert darauf, dass Steuersenkungen durch Ausgabenkürzungen gedeckt werden. Der sprunghafte Charakter des Präsidenten dürfte die Verhandlungen zu einem Spektakel machen. Trumps Versuch, dem Parlament in den anstehenden Budgetverhandlungen Geld für den Bau einer Mauer zu Mexiko abzuringen, könnte die nächste Krise heraufbeschwören. Bis spätestens Mitte Oktober muss das Parlament die Obergrenze zur Staatsverschuldung anheben. Die Ratingagentur Fitch droht, die Kreditwürdigkeit der USA zu überprüfen, falls der Streit nicht beigelegt wird.
Börsianer setzen keine große Hoffnung mehr auf eine Steuerreform. Branchen mit niedriger Steuerquote waren die großen Profiteure im November vergangenen Jahres, als Trump die Präsidentschaftswahl gewann. Seitdem aber haben sich die potenziellen Profiteure einer Steuersenkung - Konsumwerte oder auch Versorger - schlechter entwickelt als jene, die einen geringen Teil ihrer Gewinne an den Fiskus abführen müssen.
Fazit: Die Republikaner können es sich nicht leisten, auch bei der Steuerreform zu scheitern. Angesichts der niedrigen Erwartungen wären auch moderate Steuersenkungen eine gute Nachricht für die Aktienmärkte.
Zinswende kommt
Der Weg zurück zur Normalität ist problematisch. Nach der verheerenden Finanzkrise vor rund zehn Jahren senkten die Währungshüter weltweit die Zinsen und kauften im großen Stil Anleihen von Unternehmen und Staaten auf, um die Wirtschaft zu stützen und Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Die Geldflut zeigt Wirkung: Die Weltwirtschaft wächst robust, die Inflation zieht an, sodass viele Ökonomen ein Ende der Nullzinspolitik fordern. Auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole ließen die Währungshüter soeben durchblicken, dass sie ihre ultralockere Geldpolitik zurückführen wollen. Wann und wie dies geschehen soll, blieb jedoch offen.
Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), machte deutlich, dass weiterhin ein "erhebliches Ausmaß" an Unterstützung notwendig sei. Dass die EZB bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche ankündigt, ihr Anleihekaufprogramm im Dezember auslaufen zu lassen, halten viele Marktbeobachter für unwahrscheinlich. Mit Zinserhöhungen rechnet niemand vor 2018. Ausschlaggebend für die Vorsicht der EZB dürfte der zuletzt starke Euro sein. Restriktive geldpolitische Maßnahmen würden wohl zu einer weiteren Aufwertung führen, was die Exportwirtschaft belasten würde.
Auch in den USA, wo die Zinswende bereits 2016 begonnen hat, rechnen Marktbeobachter mit Zurückhaltung. Eigentlich hatten Ökonomen eine weitere Zinserhöhung im Herbst erwartet. Laut jüngstem Sitzungsprotokoll der Fed scheint darüber jedoch Uneinigkeit zu herrschen. Eile haben die Notenbanken nicht. Das größte Risiko des billigen Geldes - eine rasch steigende Inflation - droht derzeit kaum. Die Teuerung zieht zwar an, aber die meisten Notenbanken sind von ihrer Inflationszielmarke von zwei Prozent weit entfernt. Selbst wenn diese erreicht wird, werden die Notenbanken die Zinsen nicht in gleichem Maße steigen lassen. Angesichts der in vielen Ländern hohen Staatsverschuldung besteht ein Interesse an weiterhin negativen Realzinsen: Ist die Teuerung höher als das Zinsniveau, werden Schulden entwertet.
Dennoch bereitet die mögliche Kursänderung der Notenbanken vielen Anlegern Sorge. Sinkende Liquidität und steigende Zinsen sind in der Regel schädlich für Aktienkurse: Die Finanzierungskosten der Unternehmen steigen und weniger riskante Anlagen wie Festgeld werden rentabler.
Für Martin Hüfner, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Assenagon, ist dies jedoch nur die eine Seite der Medaille. "Zinserhöhungen sind ein Zeichen, dass es der Wirtschaft und den Unternehmen besser geht und dass die Notenbank deshalb restriktiver werden kann." Eine starke Konjunktur ist schließlich auch ein positives Signal für die Börsen (siehe Investor-Info).
Fazit: Die Zinswende kommt, aber in kleinen Schritten. Solange sich die Wirtschaft weiter erholt, sollte das die Aktienmärkte nicht nachhaltig stören.
Weltwirtschaft wächst
Die Weltwirtschaft läuft rund. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Juli die Wachstumsprognosen für viele Weltregionen angehoben. Für die Eurozone erwarten die Analysten in diesem Jahr ein Wachstum um 1,9 Prozent. Optimistisch ist der IWF auch für China. Das Land habe das Potenzial, sein kräftiges Wachstum mittelfristig zu halten.
Einzig die USA bereiten den Ökonomen Sorgen - wegen des wankelmütigen Kurses von Donald Trump. Dennoch gehen auch hier die Konsensprognosen von einem Wirtschaftswachstum von mehr als zwei Prozent in diesem und im nächsten Jahr aus. Insgesamt sind die Aussichten also positiv:
Der IWF erwartet den größten globalen Aufschwung der vergangenen zehn Jahre. Für 2017 sehen die Analysten ein Wachstum von 3,5 Prozent, für 2018 von 3,6 Prozent.
Fazit: Die Weltwirtschaft wächst, aber nicht so stark, dass die Inflation aus dem Ruder läuft. Für die Aktienmärkte eine angenehme Konstellation.
Gewinne auf Rekordniveau
Bei wachsender Weltwirtschaft können die Unternehmen ihre Gewinne weiter erhöhen. Das ist notwendig, um weiter steigende Aktienkurse zu rechtfertigen. Wichtige Bewertungskennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis zogen im Laufe der Rally deutlich an. Bislang rechtfertigen die Unternehmen den Optimismus der Anleger: Im zweiten Quartal haben die DAX-Konzerne einen Rekordgewinn erzielt. Ebenfalls ein starkes Signal: Die Zahl der Prognoseanhebungen im Prime Standard - dieser Index umfasst rund 300 deutsche Unternehmen - konnte sich im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppeln. Das errechnete die Unternehmensberatung EY.
Probleme bereiten könnte der steigende Euro, weil er für europäische Unternehmen Einnahmen in fremden Währungen drückt. Die Historie aber zeigt, dass es keine klare Verbindung zwischen Währung und DAX gibt. In der Vergangenheit sei der globale Wirtschaftszyklus für die Richtung deutscher Aktien wichtiger gewesen als die Währungen, so das Bankhaus Lampe.
Fazit: Viele Aktien sind hoch bewertet, die Erwartungen sind also groß. Das dürfte zu stärkeren Ausschlägen bei Einzelwerten führen, die die Aktienmarktrally aber nicht stoppen.
September ohne Angst
Seit seinem Start 1988 hat der DAX im September im Schnitt 2,8 Prozent an Wert verloren. Die gängige Erklärung sieht ein durch die Psychologie geprägtes Muster: Zu Jahresbeginn neigen Investoren zu Optimismus. Im Sommer setzen erste Gewinnmitnahmen ein. Im Herbst wächst die Sorge, dass Unternehmen ihre Jahresziele nicht erfüllen können. Diese Rücksetzer - meist im August und September - nehmen Anleger zum Anlass, billiger einzukaufen. Das leitet die Jahresendrally ein.
Eine genauere Analyse zeigt, dass die September-Schwäche auf die frühen Jahre des Index zurückgeht. Seit 2004 schaffte der DAX im September ein Plus von im Schnitt 0,8 Prozent. Womöglich haben Anleger das Muster durchschaut.
Fazit: Die Risiken sind gestiegen. Vor allem der Politstreit in Washington und die Korea-Krise sind gefährlich. Geht alles gut, sind für den DAX in diesem Jahr aber noch neue Höchststände drin - die Kursziele reichen bis 13.000 Punkte.
Investor-Info
Quantitative Easing
Bilanzkürzung als Ziel
Die quantitative Lockerung, sprich die Versorgung der Wirtschaft mit Geld, blähte nach der Finanzkrise die Bilanzen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Fed auf. Während die Fed ihr Anleihekaufprogramm bereits vor drei Jahren eingestellt hat und lediglich auslaufende Bonds ersetzt, kauft die EZB monatlich für 60 Milliarden Euro Anleihen. Im Oktober wird der EZB-Rat über das weitere Vorgehen entscheiden.
Zinspolitik
Wichtige Weichenstellung
Steigende Zinsen wirken sich nicht zwingend negativ auf Aktien aus. Denn Notenbanken straffen ihre Geldpolitik, wenn die Wirtschaft robust läuft. Davon profitierten die Unternehmen im US-Aktienindex S & P 500 in den vergangenen 30 Jahren stärker, als ihnen die Nachteile höherer Zinsen schadeten.
Bewertung
Teures Amerika
Die Kurse sind stärker gestiegen als die Konzerngewinne. Das gilt vor allem für die Aktien im S & P 500. Dessen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt rund 20 Prozent über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Der Aufschlag beim DAX beträgt etwa zehn Prozent.
MainFirst Global Equities
Wachstumsprofiteure
Der Fonds investiert in globale Aktien. Um an der längerfristigen Unternehmensentwicklung zu partizipieren, werden Papiere mit einem geplanten Horizont von rund fünf Jahren erworben. Vor allem Trendthemen wie Digitalisierung oder Automatisierung spielen eine wichtige Rolle, da sie die Lebensweise von Verbrauchern grundlegend verändern und hohes Wachstumspotenzial bieten.
Xetra-Gold
Absicherung fürs Depot
Der Raketentest Nordkoreas hat den Goldpreis vergangene Woche auf ein neues Jahreshoch getrieben. Das Edelmetall bewies damit einmal mehr seine Funktion als sicherer Hafen. Angesichts des anhaltenden Säbelrasselns könnte der Kurs weiter zulegen. Kostengünstig und physisch besichert können Anleger mit Xetra-Gold davon profitieren.
Microsoft
Steuerprofiteur
Der Softwarekonzern profitiert von der Digitalisierung der Wirtschaft und befindet sich dadurch in einem langfristig wachsenden Markt. Spannend sind auch die Bargeldreserven: 133 Milliarden Dollar hatte Microsoft zuletzt auf der hohen Kante, laut Bloomberg 97 Prozent davon im Ausland. Eine Steuerreform würde es ermöglichen, das Geld günstig nach Hause zu holen und dort etwa in Aktienrückkäufe zu investieren. Als einer von wenigen Techies zahlt Microsoft Dividende.
Allianz
Zinsgewinner
Die niedrigen Zinsen haben die Investmenterträge des Versicherungskonzerns in den vergangenen Jahren belastet. Eine moderate Zinswende würde den Druck lockern. Zugleich setzt Allianz-Chef Oliver Bäte auf eine stärkere Digitalisierung des Geschäfts. Die Vermögensverwaltungstochter hat sich stabilisiert. Der Jahresgewinn soll 2017 am oberen Ende der Spanne von 10,3 bis 11,3 Milliarden Euro liegen. Die Aktie gehört zu den besten Dividendenwerten im DAX.
Lockheed Martin
Rüstungsriese
Der nach Umsatz weltgrößte Rüstungskonzern ist vor allem für den Kampfjet F-35 bekannt. Die Verschärfung des Nordkorea- Konflikts könnte die Nachfrage nach dem Raketenabwehrsystem Aegis von Lockheed ankurbeln. Wichtigster Umsatztreiber für den Konzern sind steigende Rüstungsausgaben der USA unter der Trump-Regierung. Sollte der Haushaltsstreit in Washington eskalieren, dürfte die Lockheed-Aktie leiden. Langfristig schafft das gut gefüllte Auftragsbuch des Konzerns aber Sicherheit.
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