Euro am Sonntag-Titel

Die stärksten Aktien der Welt

aktualisiert 14.07.11 08:41 Uhr

Risiken im Depot reduzieren und sich trotzdem nicht von den Chancen am Aktienmarkt verabschieden: Zehn Aktien mit Dauer-Power für jeden Anleger.

Werte in diesem Artikel
Aktien

443,15 EUR 0,45 EUR 0,10%

43,60 EUR 0,60 EUR 1,40%

32,86 EUR 0,09 EUR 0,27%

46,20 EUR 0,00 EUR 0,00%

284,15 EUR 0,10 EUR 0,04%

88,62 CHF -0,22 CHF -0,25%

151,00 EUR 0,26 EUR 0,17%

320,00 CHF -3,20 CHF -0,99%

Rohstoffe

3.027,63 USD 6,59 USD 0,22%

33,64 USD -0,11 USD -0,33%

Indizes

1.968,7 PKT -1,7 PKT -0,08%

871,3 PKT -0,6 PKT -0,07%

53,0 PKT -0,6 PKT -1,04%

42.587,5 PKT 4,2 PKT 0,01%

563,9 PKT -0,7 PKT -0,13%

8.665,9 PKT 2,1 PKT 0,02%

4.680,2 PKT 3,4 PKT 0,07%

13.484,3 PKT 161,0 PKT 1,21%

28.858,3 PKT -71,5 PKT -0,25%

7.984,7 PKT 20,1 PKT 0,25%

16.919,5 PKT -45,0 PKT -0,27%

8.909,6 PKT -10,0 PKT -0,11%

915,6 PKT -17,3 PKT -1,85%

2.806,3 PKT 8,2 PKT 0,29%

5.776,7 PKT 9,1 PKT 0,16%

12.965,7 PKT -47,5 PKT -0,36%

17.185,5 PKT -53,4 PKT -0,31%

4.684,7 PKT -14,1 PKT -0,30%

von Carl Batisweiler, €uro am Sonntag

Die Eurokrise, die maroden ­Finanzen vieler Industriestaaten, die schwächelnde US-Konjunktur und die fortwährende Inflationsangst verunsichern viele Anleger so sehr, dass sie dem Aktienmarkt den Rücken kehren.

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Und das, obwohl sich die Weltwirt­schaft immer noch auf Wachstumskurs befindet. Eine Garantie, dass die Märkte nicht wieder auf breiter Front kräftig abstürzen, ist das freilich nicht. Jens Ehrhardt, einer der bekann­testen Vermögensverwalter Deutschlands, geht davon aus, dass die kommenden Monate an den Börsen extrem schwierig werden. Würden die Aussichten in den nächsten vier Wochen nicht besser, so Ehrhardt jüngst, werde er die Aktienquote in seinen Fonds auf 25 Prozent zurückfahren.

Auch Joachim Paul Schäfer, Partner bei der Münchner Vermögensverwaltung PSM, definiert Aktien im Depot derzeit als „klares Risikokapital“. Schäfer: „Wenn man denn jetzt unbedingt in Aktien investiert sein will, dann sollte man möglichst auf stabile Werte setzen.“

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Wer die Chancen des Aktienmarkts nutzen will, sollte sich deshalb auf Qualitätsaktien konzentrieren: Papiere, die auch in schlechten Zeiten Rendite abwerfen und deren Kurse nicht jeden Crash 1 : 1 mit­machen. Wie man solche Papiere findet, dafür gibt es verschiedene Strategien. Altmeister Warren Buffett gibt schon mal einen Hinweis: „Die Zeit ist der Freund des guten Unternehmens und der Feind des schlechten Unternehmens.“ Er investiert nur in Titel, bei denen das Management über viele Jahre und vor allem auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Cashflow und Gewinne generieren konnte. Ein gutes Beispiel dafür ist Buffetts „Standardaktie“ Coca-Cola.

„Historische Ergebnisse sind ein guter Anhaltspunkt. Sie dürfen aber nicht einfach fortgeschrieben werden, sondern sind an das aktuelle Umfeld anzupassen“, ergänzt Ver­mögensverwalter Bert Flossbach. Susan Levermann, ehemalige Managerin von drei DWS-Fonds und preisgekrönte Autorin des Buchs „Der entspannte Weg zum Reichtum“, rät Anlegern: „Hohe Margen sind eine gute Ab­sicherung gegen wirtschaftlich schlechte Zeiten.“

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PSM-Manager Schäfer verweist auf andere Kriterien: „Möglichst geringe Schulden und ein regelmäßiger Cashflow.“ Generell rät er Anlegern, die in Aktien investieren wollen: „Suchen Sie sich Unternehmen, deren Geschäfte man nachvollziehen kann, und mit Produkten, die Sie selbst verstehen.“ In der Regel seien das Aktien aus den Bereichen Nahrung, Medizin oder Konsumgüter, „Dinge, die immer benötigt werden“.

Beim Vermögensverwalter Huber, Reuss & Kollegen setzt man bei Aktien deshalb jetzt verstärkt auf Unternehmen, die ihren Markt beherrschen und deren Produkte kontinuierlich nachgefragt werden. Dazu rechnen die Experten den Nahrungsmittelgiganten Nestlé oder den Gasförderer und -händler Gazprom.


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Professor Max Otte vom Institut für Vermögensentwicklung IFVE favorisiert ebenfalls Nestlé sowie die Aktien von Procter & Gamble, die seiner Meinung nach auch noch recht günstig sind: „Damit haben Sie zwei der sichersten Titel der Welt.“ Unter seinen „Königstiteln“ führt Value-Investor Otte auch BASF: „Ein sehr gutes Unternehmen. Hier sollten Sie auf eine Kurskorrektur für den Einstieg warten.“

Einen anderen Ansatz für die Auswahl der richtigen Titel liefert Standard & Poor’s: Aus ihrem Index S & P 500 wählen die Amerikaner diejenigen Titel als „Aristocrats“, die über die vergangenen 25 Jahre eine Politik der ständig steigenden Dividenden verfolgt haben. Die Besetzung des noblen Portfolios ist seit vielen Jahren erstaunlich stabil geblieben. Die Unternehmen kommen aus allen Bereichen der Industrie – und es handelt sich bei den zuverlässigen Dividendentiteln eben nicht um Finanz- oder Versorgeraktien, die üblicherweise mit hohen Ausschüttungen für ihre Aktionäre glänzen.

S & P legt auch noch andere Kriterien zugrunde: eine Marktkapitalisierung über drei Milliarden Dollar, mindestens fünf Millionen Dollar täg­liche Börsenliquidität. Und im Aris­to­crats-Index müssen mindestens 40 Titel sein, davon aber nie mehr als 30 Prozent aus einer Branche. Geht man die aktuelle Liste durch, stößt man auf die üblichen Verdächtigen der ersten Dividendenliga: Coca-Cola, der Healthcare- und Pharmahersteller Johnson & Johnson, der Konsumgüterriese Procter & Gamble, McDonald’s, Archer Daniels Midland, die als Saatgutverarbeiter sowohl im Agrar- wie im Lebensmittelbereich abgesichert sind, oder Hormel Foods aus den USA.

Die Aristocrats-Aktien haben sich nicht nur besser entwickelt als der breite Markt, sie ließen Anleger auch besser schlafen. Denn ihre Volatilität ist deutlich geringer als die des S & P 500. Ihre Dividendenrenditen lagen 2010 mit 2,82 Prozent über dem Schnitt des Index von 1,81 Prozent. Bei der Kursentwicklung öffnet sich die Schere noch weiter: Während der große S & P-500-Index auf Dreijahressicht ein Minus von 2,86 Prozent verzeichnete, liegen die Adli­gen mit 5,67 Prozent im Plus. Auf Fünfjahressicht ist die Relation 2,29 zu 6,27 Prozent, auf sieben Jahre 3,85 zu 7,16 Prozent.

Doch selbst wenn ein Unternehmen beständig Gewinne produziert und sein Geschäftsmodell auch noch in der nächsten Dekade erfolgreich sein sollte – großen Schwankungen der Aktienmärkte kann sich kaum ein Titel entziehen. So haben Anleger, die im Jahr 2000 in den breiten Aktienmarkt in Deutschland oder den USA investiert hatten und die Papiere zehn Jahre lang hielten, trotz Dividenden unterm Strich sogar verloren. Qualitätsaktien machen zwar zu einem gewissen Teil die großen Marktschwankungen nicht so stark mit, bei einem Crash werden aber auch sie in Mitleidenschaft gezogen.

Deshalb empfiehlt es sich, selbst bei Aristocrats & Co mit Stoppmarken zu arbeiten. Wer das im vergangenen Jahrzehnt umsetzte, vorübergehend Cash hielt und an den Tiefpunkten der Märkte 2003 und 2009 wieder einstieg, konnte somit dreistellige Renditen erzielen.

Makrotrends wie Agrar, Demografie oder Klimawandel sollten un­bedingt Eingang in ein krisenfestes ­Depot finden. Wichtig ist auch, geopolitisch zu streuen, etwa Aktien zu ­suchen, die in unterschiedlichen Währungen wie Dollar oder Schweizer Franken notieren. Wegen der Refinanzierung der Unternehmen bei Investitionen spielen auch die jeweiligen Zinsen ein Rolle. Starke Regulierung der wichtigsten Märkte – etwa im Lebensmittelbereich oder bei der Energieerzeugung – können als Ausschlusskriterium dienen.

Börsenprofessor Max Otte hat für Aktienanleger noch einen ganz einfachen Rat: „Hin und Her oder Markttiming scheitern meist an der Fehlbarkeit des Menschen. Setzen Sie also immer auf Qualität. Dies ist der Autopilot zu mehr Vermögen – und Sie brauchen noch nicht einmal etwas dafür zu tun.“Im ersten Teil der „Investor-Info“ finden Sie fünf Klassiker unter den Qualitätsaktien, im zweiten fünf Kandidaten, die auf dem Weg dorthin sind.

Investor-Info

Teil 1:
Procter & Gamble
Windeln und Faltencremes

Der weltweit tätige Hersteller von Konsumartikeln wie Pampers-Windeln, Pantene-Shampoo oder Duracell-­Batterien hat im abgelaufenen Quartal trotz steigender Rohstoffkosten Markt­anteile hinzugewonnen und den Gewinn zweistellig gesteigert. Die hohen Margen bieten Puffer für Preiskämpfe. Basisinvestment.

McDonald’s
Das schmeckt Anlegern

„Gegessen wird immer“, heißt es. Auf sich ändernde ­Geschmäcker reagierte der Bulettenbrater erfolgreich mit McCafé, zuletzt sogar mit einem vegetarischen ­Restaurant. Nur wenige Aktien zeigen über so lange Zeit einen intakten Aufwärtstrend. Die weitere Expansion in Schwellenländer sichert gegen eine Krise ab.

Nestlé
Marktmacht durch Marken

Starke Marken, die breite Aufstellung mit den Sparten Nahrung, Gesundheit und Wellness, die internationalen Aktivitäten – all das spricht neben den guten Fundamentaldaten für die Aktie der Schweizer. Auch in Krisenzeiten stiegen ­bisher Umsatz und Gewinn. Jetzt erobert der Konzern auch noch China – kaufen.

Total
Total unterbewertet

Der französische Öl- und Gaskonzern, der auch eine Spe­zial­chemiesparte hat, weist hohes Eigenkapital, eine prächtige Dividendenrendite und eine äußerst günstige Bewertung auf. Zudem sind Totals Ölreserven größer als lange geschätzt. Wir erwarten ein baldiges Comeback.

Roche Holding
Potenzial mit Blockbustern

Vemurafenib, ein Mittel gegen Hautkrebs, hat Blockbuster-Qualitäten. Gelingt dem forschenden Pharmakonzern die Zulassung, dürfte der Kurs nach oben schnellen. Die Aktie ist im Branchenvergleich günstig bewertet, die hohe Dividendenrendite sichert den Titel ab.

Teil 2:
Fielmann
Ganz klar gute Aussichten

Mit „nur“ rund 3,3 Milliarden Euro Marktkapitalisierung passt der im MDAX gelistete Brillenverkäufer eigentlich nicht zu den anderen Qualitätsaktien. Doch anhand der Kurs- und Dividendenentwicklung, vor allem aber wegen des stabilen Geschäftsmodells mit internationalem Expansionspotenzial ist die Aktie ein Dauerläufer.

Imperial Tobacco
Rauchen befördert die Dividende

In Krisenzeiten verzichten Raucher vielleicht auf die Montecristo-Zigarre aus den Hause Imperial, dafür gehen dann Drum-Drehtabak und Rizla-Papiere an sparsame ­Nikotinabhängige. Sucht- und Genussfreude sind für den in 160 Ländern vertretenen Konzern nach wie vor ein sicheres Geschäft. Anleger genießen die Dividende.

Inditex
Kleidung für die Welt

Der spanische Konzern, zu dem Marken wie Zara oder Oysho gehören, deckt von der Herstellung bis zu eigenen Läden die komplette Wertschöpfungskette in der Modeindustrie ab. Die rasche Expansion in Wachstumsmärkte wie Asien oder Afrika verläuft erfolgreich. Potenzial hat auch der Onlineverkauf. Eine Aktie mit Chic.

Norilsk Nickel Riesige Rohstofflager Die Nickelnotierungen sinken, doch der russische Konzern fördert auch andere Rohstoffe wie Palladium oder Seltene Erden. Der Nettogewinn betrug 2010 mehr als fünf Milliarden US-Dollar – bei 15 Milliarden Umsatz. Die günstige Bewertung und die geopolitische Streuung sind die Argumente für die Aktie – trotz Russland-Risiken.

Deere & Co
Technik für den Megatrend

Der Agrarbereich – ob für Lebensmittel oder Biosprit – ist ein Megatrend, die wachsende Weltbevölkerung braucht Essen und Energie. Deere ist als Nummer 1 der Landtechnikbranche dabei. Wachstumspotenzial. von Andreas Höß, €uro am Sonntag

Zweifler mit Weitblick

Bert Flossbach rechnet mit Staatspleiten und Inflation. Das Vermögen seiner Kunden will er mit Sachwerten wie Gold und Aktien absichern.

Aus dem 23. Stock des Kölner Triangle Towers hat man einen grandiosen Blick: Direkt unterhalb des über 100 Meter hohen Glasturms fließt der Rhein unter der Hohenzollernbrücke hindurch. Dort, wo die Stahlbögen der Brücke die andere Rheinseite erreichen, ragt der Kölner Dom in den Himmel. Links im Hintergrund versteckt sich das Fußballstadion des 1. FC Köln, rechts rauchen die Kohlekraftwerke von Krefeld und Grevenbroich. Millionen Deutsche kennen dieses Panorama, das sich Bert Flossbach täglich von seinem Arbeitsplatz aus bietet. Denn nur zwei Stockwerke höher sucht Dieter Bohlen vor gleicher Kulisse zur besten Fernsehzeit den Superstar.

Erst seit wenigen Monaten empfängt Bert Flossbach seine Gäste in dem modernen Turm. Für die 60 Mitarbeiter der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch wurde es am ­alten Firmensitz im Mediapark Köln zu eng. Zusammen mit seinem Studienfreund Kurt von Storch hatte er dort 1998 die Vermögensverwaltung ins Leben gerufen. Die Aufgabenverteilung ist seither klar: Von Storch arbeitet als Mann im Hintergrund, zuständig für die Verwaltung der Familienvermögen, Flossbach wirkt als Fondsmanager, Investmentstratege und Mann für die Medien. An seiner Seite wirkt Philip Vorndran als Kapitalmarktstratege, der sich ausschließlich auf die volkswirtschaftlichen Trends konzentrieren kann, ohne aktiv Geld zu verwalten.Fast zehn Jahre nach der Gründung – ebenfalls noch im Mediapark – gelang Flossbach von Storch der große Durchbruch: Während den Konkurrenten die Kunden in der ­Finanzkrise davonliefen, expandierten die Rheinländer. Allein zwischen 2007 und heute verdoppelte sich das Vermögen, das Flossbach von Storch in privaten Mandaten und Investmentfonds verwaltet, auf 4,5 Milliarden Euro. „Wir haben damals auch vom Vertrauensverlust in die Banken profitiert“, sagt Flossbach.

Die Bankenskepsis, die sich während der Finanzkrise ausgebreitet hat, kann er nachvollziehen. Sowohl Flossbach als auch von Storch hatten bis zur Gründung der Vermögensverwaltung bei der US-Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet. „Kurt von Storch und ich sind bei Goldman nicht ausgestiegen, um mehr Geld zu verdienen“, erklärt Flossbach den Schritt in die Selbstständigkeit. „Wir hatten keine Lust mehr auf die Zwänge einer Großbank und wollten unternehmerische Freiheit.“

Für Flossbach heißt das: sich ­keiner Hausmeinung unterstellen, eigene und unabhängige Analysen ausarbeiten, auf deren Grundlage ­An­lageentscheidungen treffen und Notfallpläne ausarbeiten. Flossbach verbeißt sich in Statistiken und Quellen. Fast immer trägt er ein Buch mit sich herum, in das er Zeitungsartikel klebt, Notizen und Skizzen einträgt. Mehr als ein Dutzend dieser Bände hat er bis heute gefüllt.

Auch bei den Publikumsfonds geht Flossbach von Storch eigene Wege: einfache und klar strukturierte Portfolios, wenige Titel, keine computergesteuerten Trendfolge­modelle, Gold und Silber möglichst physisch. Derivate werden nur zur Absicherung des Aktienanteils eingesetzt. In der fondsbasierten Vermögensverwaltung, deren Fonds über ein Anlagevolumen von einer Million bis zu fünf Millionen Euro verfügt, kommt das Haus sogar mit nur drei Strategiefonds aus: einem defen­siven, einem ausgewogenen und ei­nem wachstumsorientierten, in denen sich jeweils der Aktienanteil unterscheidet.

Die Fonds leben von den Analysen Flossbachs und seines Teams, die teils zu drastischen Entscheidungen führten. Im Mai 2008 kündigte er die Pleite von Lehman Brothers an und warf alle Bankenwerte aus seinem Portfolio. Ein Blick in die Bilanz der US-Bank habe gereicht, um festzustellen, dass etwas faul war, erklärte Flossbach später. „Die haben einen brutalen Hebel gefahren, und viele Positionen waren nicht verständlich, die Fußnoten ein Graus.“ Rund ein halbes Jahr später war Lehman pleite, Banken wurden verstaatlicht, die Welt stürzte in die Finanzkrise. Flossbach soll damals den Banken im großen Stil das Vertrauen entzogen und Festgeldkonten gekündigt haben. Der Mann polarisiert, dessen ist man sich auch im Kölner Glasturm bewusst. „Bert Flossbach hat eine ­dezidierte Meinung und ist auch ­bereit, sich weit aus dem Fenster zu lehnen“, charakterisiert ihn Unternehmensvorstand Dirk von Velsen. „Er ist ein Aushängeschild für uns.“

Die Staatsschuldenkrise stellt ihn nun erneut vor eine Vertrauensfrage. „Hier gibt es den gleichen Moral-Hazard, der in der Finanzkrise seinen Ursprung gefunden hat. Die Politik und die Banken haben eine unselige Haftungsgemeinschaft zulasten der Steuerzahler gebildet“, sagt Flossbach. Den Glauben an Griechenland hat er ohnehin vor einem Jahr verloren. Damals reiste er nach Athen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Er sprach mit griechischen Bank­managern, die gerade griechische Staatsanleihen gekauft hatten, weil sie auf diese Weise Gelder aus dem Rettungstopf der EU geschenkt bekamen. Und er sprach mit Taxifahrern, die ihm Anekdoten über die Korruption in Griechenland erzählten.

Doch weitaus mehr Sorgen als Griechenland, Irland oder Portugal bereitet ihm die Verschuldung in anderen Industrienationen wie Groß­britannien, den USA oder Japan.

Aus dem Schuldenberg herauswachsen, wie man es nach dem Krieg getan habe, sei ausgeschlossen, so Flossbach. Selbst in Boomjahren lege die Wirtschaft in den Industrienationen im Schnitt um nur gut zwei Prozent zu. Sparen und die Schulden abbauen sieht er zumindest für jene Staaten mit Gewicht in der Weltwirtschaft – wie etwa Japan oder die USA – nicht als gangbaren Weg an. „Die dortige Anpassungsrezession würde die Welt in die Krise stürzen. Das wird man nicht zulassen.“ Ein Schuldenschnitt, wie er in Griechenland, Irland oder Portugal stattfinden könnte? Wohl eher nicht.

„Die Schulden zu monetarisieren, ist deshalb die einzige Möglichkeit“, glaubt Flossbach. Also die Geldmenge aufblähen, die Schuldenberge mittelfristig über hohe Teuerungs­raten abtragen und den Bürgern durch negative Realzinsen, höhere Abgaben und andere „Folterwerkzeuge des Staates“ – wie es bei Flossbach von Storch heißt – tiefer in die Taschen greifen. Das untergrabe das Vertrauen in das Papiergeld, weshalb immer mehr Wohlhabende in Sachwerte wie Gold, Immobilien und Aktien erstklassiger Unternehmen fliehen würden. Um das Vermögen seiner Kunden zu erhalten, meidet Flossbach selbst die Staatsanleihen der Industriestaaten. „Deutsche Staatsanleihen sind zwar ausfall­sicher aber nach Abzug der Inflation langfristig ein Minusgeschäft“, sagt der Vermögensverwalter. Dagegen setzt er auf den klassischen Inflationsschutz Gold, bei dem er noch lange keine Blase erkennt.

Flossbach kauft Qualitätsaktien, meist von großen und etablierten ­Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Euro. Die Unternehmen werden da­raufhin durchleuchtet, wie sie sich in einem inflationären Umfeld, einer Eskalation der Schuldenkrise oder in einem Umfeld mit höheren Staats­abgaben verhalten. Papiere von Banken und Versicherern sucht man weiterhin vergebens. Auch Versorger, deren Kraftwerke immobil sind, meidet Flossbach. Immobile Unternehmen sind dem Fiskus letztlich schutzlos ausgeliefert. Einmal wöchentlich treffen sich Flossbach, von Storch und Teammitglieder, um die einzelnen Unternehmen auf Herz und Nieren zu analysieren. Einmal monatlich werden die grundlegenden globalen Trends diskutiert und die Portfolios dementsprechend ausgerichtet. Bisher hat sich diese ausgeprägte Prognose­fähigkeit für Flossbach und seine Anleger gelohnt. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern.

Dass Bert Flossbach im Turm sitzt, zahlt sich offenbar aus – zumindest verfügt er dort über genügend Weitblick.

Investor-Info

FvS Multiple Opportunities
Das Flaggschifff

Mit einem Volumen von knapp 305 Millionen Euro ist Flossbach von Storch Multiple Opportunities das Flaggschiff der Kölner Vermögensverwaltung. Ein Grund hierfür ist die sehr gute Wertentwicklung des aktienlastigen Mischfonds, der seit Auflage auf ein Plus von knapp 40 Prozent kommt. Ein erstaunliches Ergebnis vor dem Hintergrund, dass der von Bert Flossbach gemanagte Fonds im Oktober 2007 erst kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise auf den Markt kam. Risikoabsicherung wird groß­geschrieben. Zwar ist der Fonds stark in Aktien (siehe oben) investiert, wobei in der Regel Unternehmen mit ­einer Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Euro berücksichtigt werden. Aber zuletzt wurde eine Aktien­absicherung gekauft, die 15 Prozent des Fondsvolumens ausmacht. Angesichts der Schuldenkrise spielen Anleihen eine untergeordnete Rolle, während Goldinvestments vor Inflation schützen sollen.

FvS Aktien Global
Fokus Qualität

Fondsmanager Gerald Kichler sucht weltweit nach Unternehmen wie Microsoft und Exxon, die in ihren Branchen eine führende Marktstellung besitzen und von globalen Trends profitieren. Bei der Auswahl der Einzelinvesti­tio­nen legt Kichler Wert auf Qualitätskriterien wie Gewinnmargen, geringe ­Netto­verschuldung sowie hohe ­Umsätze. Mehr als ein Drittel des Fonds ist in Aktien von US-Unternehmen angelegt.

FvS Wandelanleihen Global
Schwerpunkt Europa

Thorsten Vetter setzt in seinem Portfolio auf Wandel­anleihen, die eine Mischung aus Aktie und Anleihe und besonders für Aktienanleger geeignet sind, die das Risiko eher scheuen. Großer Vorteil der Wandler: Die Aktienkomponente der Papiere profitiert vom Aufschwung an den Börsen, bei Kursverlusten kommt die Schutz­funktion der Anleihe zum Tragen. Europäische Wandler machen knapp 60 Prozent des Fondsportfolios aus.

In eigener Sache

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DatumRatingAnalyst
30.03.2022ProcterGamble NeutralJP Morgan Chase & Co.
20.10.2020ProcterGamble Sector PerformRBC Capital Markets
23.10.2019ProcterGamble buyGoldman Sachs Group Inc.
30.07.2019ProcterGamble Sector PerformRBC Capital Markets
24.04.2019ProcterGamble OverweightBarclays Capital
DatumRatingAnalyst
23.10.2019ProcterGamble buyGoldman Sachs Group Inc.
24.04.2019ProcterGamble OverweightBarclays Capital
14.12.2017ProcterGamble BuyDeutsche Bank AG
27.04.2017ProcterGamble HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
15.02.2017ProcterGamble kaufenJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
30.03.2022ProcterGamble NeutralJP Morgan Chase & Co.
20.10.2020ProcterGamble Sector PerformRBC Capital Markets
30.07.2019ProcterGamble Sector PerformRBC Capital Markets
24.04.2019ProcterGamble NeutralCredit Suisse Group
23.04.2019ProcterGamble NeutralGoldman Sachs Group Inc.
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