DAX-Strategie: Die Besten der Besten
€uro am Sonntag hat 300 Kennziffern der 30 deutschen Topkonzerne ausgewertet. Daraus entstanden ist eine Rangliste der DAX-Aktien: die beste Aktie, der beste Dividendenwert, die mutigste Wette.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Der Rekord rückt immer näher. Erstmals in seiner Unternehmensgeschichte will BMW in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Fahrzeuge verkaufen. Nach acht Monaten liegt der Autokonzern mit 1,33 Millionen voll in der Spur. BMW profitiert von seiner weltweit bekannten Marke, der rasant wachsenden Nachfrage in China und eigenen Innovationen wie dem Elektrofahrzeug i3.
Aktionäre sind bislang sehr gut gefahren mit BMW. Über die vergangenen fünf Jahre hat sich der Börsenwert des Konzerns inklusive Dividende fast verdreifacht. Auch bei anderen Kennziffern überzeugen die Münchner. Somit ist BMW, wie die exklusive DAX-Analyse von €uro am Sonntag zeigt, über alle Kriterien hinweg die beste Aktie im Leitindex.
BMW ist als Sieger der Gesamtwertung nicht in allen Kategorien spitze, aber meist weit vorn dabei - und bietet Anlegern so die attraktivste Mischung unter den deutschen Standardwerten. Bei Dividende und Gewinn konnte der Autokonzern überdurchschnittlich stark zulegen. Auch die Dividendenrendite liegt über dem Durchschnitt des DAX.
Für die Auswertung hat die Redaktion alle Unternehmen des Deutschen Aktienindex unter die Lupe genommen und 300 Daten ausgewertet - nicht nur die Kursentwicklung, sondern auch viele Bilanz- und Aktienkennziffern. Das Ergebnis gibt einen Einblick in die Leistungsstärke der Unternehmen, aber auch in die Gemütslage der Investoren. Die Daten zeigen, welche Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren überzeugende Resultate geliefert haben, welche Aktien hoch und niedrig bewertet sind, wo hohe und stabile Dividenden zu erwarten sind, welche Titel speziell gefragt und beliebt sind.
Auffallend ist die prominente Platzierung der Automobilindustrie. Unter den sechs Top-Platzierten sind neben BMW mit Daimler, Volkswagen und Continental drei weitere Unternehmen der PS-Branche. Das spiegelt einen der großen Trends der vergangenen Jahre wider: die Expansion deutscher Konzerne in die Schwellenländer. Continental profitiert als Zulieferer der Autoindustrie noch von einem anderen Trend: der technologischen Weiterentwicklung des Autos, das immer mehr zum rollenden Computer wird.
Der Auto-DAX
Die Dynamik bei Daimler ähnelt der des Erzrivalen BMW, auch wenn die Ausgangsbasis etwas anders ist. Während sich BWM auf Pkws im oberen Preissegment fokussiert hat, ist Daimler - unter anderem durch seine Truck-Sparte - komplexer und schwerer zu steuern. Unter dem Strich aber sind die Kennziffern der Konzerne ähnlich, auch weil Daimler bei seiner Topmarke Mercedes deutliche Fortschritte gemacht hat.
Auch der Konsumgüterhersteller Henkel, der sich in der Rangliste vor Volkswagen auf einen der Top-Plätze schieben konnte, erzielt über die Klebstoffsparte einen Teil seines Umsatzes mit der Automobilindustrie. In den weitaus bekannteren Geschäftsbereichen Körperpflege- und Waschmittel wächst Henkel ähnlich wie die großen deutschen Autohersteller in den aufstrebenden Ländern Osteuropas, Asiens, Lateinamerikas und Afrikas.
Einziger Wert unter den Spitzenplätzen der Rangliste ohne Verbindung zur Automobilindustrie ist Fresenius. Der Gesundheitskonzern fällt vor allem durch kontinuierliches Wachstum auf. Fresenius ist das einzige Unternehmen im DAX, das im Zeitraum unserer Auswertung sowohl den Gewinn als auch die Dividenden kontinuierlich steigern konnte. Grundlage des Erfolgs ist das defensive Geschäftsmodell. Fresenius betreibt über seine Tochter Helios eigene Krankenhäuser, liefert Produkte und Dienstleistungen für Dialysepatienten und zur ambulanten Versorgung. Das ermöglicht ein relativ verlässliches Wachstum auch in wirtschaftlich harten Zeiten. Lediglich bei der Dividende ist Fresenius ein Reinfall. Trotz regelmäßiger Steigerungen der Ausschüttung liegt die Dividendenrendite weit unter dem DAX-Durchschnitt.
Auch bei den Titeln am Ende der Rangliste ist ein klares Muster zu erkennen. Dort finden sich unter anderem die Versorger. Durch die deutsche Energiewende mit der verstärkten Förderung von Wind- und Solarenergie sind die einst krisenfesten Gewinne von RWE und Eon eingebrochen, die hohen Dividenden früherer Jahre nicht mehr zu finanzieren. Andere Unternehmen wie ThyssenKrupp und K + S haben mit individuellen Problemen zu kämpfen, die wichtige Kennziffern drücken.
Die Rangliste der Redaktion ist stark von vergangenen Erfolgen bestimmt. Das erklärt sich daraus, dass nur Daten der Vergangenheit verlässlich sind. Auch wenn es keine Garantie gibt, dass sich frühere Erfolge in die Zukunft fortschreiben lassen, haben sie dennoch eine Aussagekraft. Denn kontinuierliche Gewinnsteigerungen sprechen für ein funktionierendes Geschäftsmodell. Wer hingegen in der Vergangenheit häufig Rückschläge einstecken musste, hat womöglich mit hartnäckigen Problemen zu kämpfen.
Starke Dividendenwerte
Um trotzdem auch die Zukunftsaussichten abzubilden, hat die Redaktion ebenso nach vorn gerichtete Kennziffern in die Rangliste einfließen lassen. Diese Daten sind naturgemäß unverlässlich, werden an der Börse dennoch stark beachtet. Etwa die für das kommende Jahr erwarteten Unternehmensgewinne und die Kursdynamik einer Aktie, das sogenannte Momentum.
Thematisch sind die für unsere Rangliste ausgewerteten Daten in drei Kategorien gegliedert: Dividende, Gewinne und eher kurzfristig ausgerichtete Marktdaten.
Die höchste Dividendenrendite im DAX weist zum Stichtag der Auswertung mit rund 4,8 Prozent Munich Re aus. Nimmt man die Vergangenheit als Maßstab, ist auf die Ausschüttung des Versicherungskonzerns Verlass. Seit mehr als 40 Jahren haben die Münchner ihre Dividende jedes Jahr zumindest konstant gehalten. In dem für unsere Auswertung relevanten Zeitraum hat Munich Re die Ausschüttung viermal angehoben und einmal auf Vorjahresniveau belassen.
Allerdings hat auch bei der Munich Re die hohe Dividendenrendite ihren Preis: Der Konzern leidet unter dem niedrigen Zinsniveau, das es schwer macht, mit den Kapitaleinlagen Rendite zu erzielen. Hohe Steigerungsraten bei der Dividende sind derzeit daher nicht zu erwarten.
Das stärkste Dividendenwachstum kann BMW vorweisen. Über die vergangenen fünf Jahre hat der Autokonzern in jedem Jahr eine Dividende gezahlt und die Ausschüttung für seine Stammaktie von 0,30 auf 2,60 Euro je Aktie gesteigert. Dass die Dividenden bei Automobilkonzernen aber nicht durch eine Einbahnstraße führen, zeigt Daimler. Die Schwaben hatten ihre Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2009 unter dem Druck der damaligen Wirtschaftskrise ausfallen lassen. Relativ hohe Dividenden bieten auch klassische Dividendenwerte wie Deutsche Telekom, RWE und Eon. Negativ schlägt aber die schwache Historie zu Buche. Die drei Konzerne haben ihre Ausschüttung in den vergangenen fünf Jahren mehrmals gesenkt.
Die Gewinnentwicklung eines Unternehmens ist wichtigster Kurstreiber einer Aktie. Immerhin sechs DAX-Mitglieder haben ihr Ergebnis je Aktie seit 2010 kontinuierlich verbessert und werden auch 2014 mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter zulegen. Topwert in dieser Kategorie ist Continental mit einem Zuwachs von insgesamt mehr als 300 Prozent.
Bemerkenswert: Jedes dritte Indexmitglied wird laut Analystenschätzung im laufenden Jahr netto je Aktie weniger Geld verdienen als noch 2010. Neben den Versorgern haben auch die Banken gelitten. Besonders stark ist der Einbruch der Commerzbank.
Zykliker unter Druck
Der absolute Gewinn eines Unternehmens allein hat allerdings nur begrenzte Aussagekraft für einen Anleger. Selbst extrem profitable Unternehmen können an der Börse zu hoch bewertet sein, Verlierer verlockend niedrig. Einordnen lässt sich der Gewinn über das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Auch beim KGV gibt es Besonderheiten. Beiersdorf etwa ist mit einem KGV von über 23 die am höchsten bewertete Aktie im DAX. Das erklärt sich durch das stabile Geschäftsmodell: Da Kosmetikartikel für den täglichen Bedarf benötigt werden, verdienen Konzerne wie Beiersdorf auch in wirtschaftlich schweren Zeiten viel Geld. Zudem ist Beiersdorf praktisch schuldenfrei und hat eine hohe Cashposition. Das rechtfertigt eine hohe Bewertung. Aktuell liegt das KGV von Beiersdorf nur fünf Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Die Aktie ist also nicht überteuert.
Ein anderes Extrem sind die Automobilkonzerne. Volkswagen kam zum Stichtag auf ein KGV von weniger als sieben. Der niedrige Wert lässt sich durch das hohe Risiko der Automobilbranche erklären. Denn auch bei schwacher Nachfrage müssen die Hersteller ihre Fabriken auslasten. Für Volkswagen beispielsweise arbeiten mehr als eine halbe Million Menschen. Aktuell sind die Autoaktien des DAX auch im Vergleich zur eigenen Historie niedrig bewertet. Das zeigt, dass Börsianer nach den deutlichen Zuwächsen der vergangenen Jahre vorsichtig geworden sind. Sollte sich etwa Chinas Wirtschaft stärker abkühlen als erwartet oder Europa zurück in eine Rezession fallen, würde das die deutschen Autobauer hart treffen. Extrem niedrig ist zudem das KGV der Lufthansa. Offenbar gehen Börsianer davon aus, dass die Gewinnschätzungen der Analysten für die Airline deutlich zu optimistisch sind. Die niedrige Bewertung könnte also Vorbote unangenehmer Nachrichten sein. Sollten die ausbleiben, wäre die Lufthansa unterbewertet. Das macht die Aktie zu einer Wette für risikofreudige Anleger.
Lieblinge der Analysten
Nicht nur die Dividenden- und die Gewinnhistorie der Lufthansa zeigen die Probleme der Airlinebranche. Auch bei technischen Bewertungskennziffern schneidet die Lufthansa schlecht ab, vor allem beim Momentum. Diese Kennziffer misst die aktuelle Dynamik einer Aktie. Es wird berechnet, indem der jeweils aktuelle Kurs einer Aktie in Relation zum eigenen Durchschnitt der Vorwochen gesetzt wird. Konkret hat die Redaktion den Durchschnitt der letzten 183 Tage herangezogen. Je höher das Momentum, desto stärker der Aufwärtsdrang einer Aktie und damit, zumindest in der Theorie, das Aufwärtspotenzial. Nach dieser eher kurzfristig ausgerichteten Kennziffer liegen auffallend viele Firmen aus defensiven Branchen vor, angeführt von Merck, Bayer und der Fresenius-Tochter FMC.
Lieblingsaktie der Analysten wiederum ist Volkswagen. 68 Prozent der vom Datendienst Bloomberg erfassten VW-Analysten empfehlen das Papier zum Kauf. BMW kommt immerhin auf 54 Prozent Kaufempfehlungen - auch das ist einer der besten Werte im DAX.
Investor-Info
Depotstruktur
Die richtige Mischung
Folgte man streng unserer DAX-Auswertung, so müsste ein Anleger vor allem in Aktien der Automobilindustrie investieren. Dieses Klumpenrisiko würde sich lohnen, wenn die Weltkonjunktur weiter anzieht und vor allem der Automarkt in China stark bleibt. Sinnvoller wäre es jedoch, das Portfolio breiter aufzustellen. Die Autobranche ließe sich mit BMW abdecken, Daimler bliebe außen vor. Der Gesundheitskonzern Fresenius ist eine gute defensive Ergänzung, und der Rückversicherer Munich Re bietet sich als Dividendeninvestment an. Offensive Anleger setzen darauf, dass das starke Momentum bei Merck und Bayer anhält. Beide werden von der Übernahmefantasie der Pharmabranche getrieben.
BMW
Niedrig bewertet
Der Autokonzern hat seinen Gewinn im Jahresverlauf stärker gesteigert als von Analysten erwartet. Dennoch ist die Aktie nicht vom Fleck gekommen. Bremsend wirkt die Angst vor einem Einbruch des chinesischen Markts. Nach Berechnung der Investmentbank Morgan Stanley erzielt BMW dort rund 40 Prozent des operativen Gewinns. Die moderate Bewertung der Aktie sollte eine leichte Abkühlung in China aber bereits vorweggenommen haben.
Fresenius
Starke Defensive
Als breit aufgestellter Gesundheitskonzern verdient Fresenius auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten verlässlich Geld. Gelitten hat der Kurs zwischenzeitlich unter den Problemen der Dialysetochter FMC. Deren Anteil am Gesamtgewinn ist nach Berechnung von Jefferies aber seit dem Jahr 2006 von
47 auf rund 26 Prozent für 2014 geschrumpft. Fresenius bleibt ein attraktives Langfristinvestment.
Munich Re
Hohe Dividendenrendite
Die im DAX-Vergleich hohe Dividendenrendite von fast fünf Prozent macht die Aktie des Rückversicherers attraktiv. Im operativen Geschäft gibt es einige Risiken, die das Kurspotenzial derzeit begrenzen. Die Substanz des Konzerns ist aber so stark, dass die Ausschüttung nicht in Gefahr sein sollte. Auch die Dividendenhistorie spricht für die Aktie.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag, sergign / Shutterstock.com
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