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Internet-Aktien: Wo in China der Hype abgeht

20.05.16 22:21 Uhr

Internet-Aktien: Wo in China der Hype abgeht | finanzen.net

In keinem Land gibt es mehr Internet-Nutzer als im Reich der Mitte. Dennoch meiden viele Anleger den Web-Sektor. Eine Chance für Mutige.

Werte in diesem Artikel

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Mehr als 700 Millionen Chinesen gehen regelmäßig online. In keinem Land der Welt gibt es mehr Webnutzer. Das sind mehr als in den USA, Brasilien, Japan, Russland und Deutschland zusammen. Und noch immer ist das Marktpotenzial riesig, denn fast ebenso viele Chinesen sind noch gar nicht drin im World Wide Web.



China ist in der Onlinewelt das, was die USA dem Ruf nach sind: das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wie im Westen dominieren auch im Reich der Mitte nur wenige Spieler das Geschehen. Allerdings haben die US-Riesen Amazon, die Google-Mutter Alphabet sowie Facebook hier bislang kaum Chancen. Der Onlinehändler Alibaba, das soziale Netzwerk Tencent und der Suchmaschinenbetreiber Baidu sind die Platzhirsche. Ursprünglich auf ihre Geschäftsfelder fokussiert, beharken sich die "BAT" genannten drei Unternehmen in vielen Bereichen.

Pekings schützende Hand

Dass ausländische Unternehmen nur schwer in China Fuß fassen, liegt an der staatlichen Zensur, die die unliebsame Konkurrenz fernhält. Auch dank des Schutzes der Staatsmacht ist der Börsenwert des Trios inzwischen auf rund 440 Milliarden Dollar angewachsen.

Der politische Schutz und die reichhaltigen Ressourcen sprechen für große Investmentchancen. Doch viele Anleger blicken mit Sorgenfalten auf die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die Angst vor einer Wachstumsdelle ist groß, zudem halten Spekulationen um geschönte Konjunkturdaten viele fern.


Dass die schleppende Konjunktur nicht zwangsläufig bremsen muss, zeigt der Onlinehändler Alibaba. Der Konzern stellt Onlinemarktplätze zur Verfügung und verdient an Werbung und Provisionen. Das Geschäft brummt - trotz Konjunkturflaute. Alibabas Handelsvolumen legte 2015 um 27 Prozent auf 485 Milliarden Dollar zu - das ist gut viermal so hoch wie der globale Umsatz des Internethändlers Amazon. Der Abstand dürfte größer werden, denn der Markt wächst: Bis 2018 soll sich der E-Commerce-Umsatz in China auf knapp 1,6 Billionen Dollar verdoppeln.

Auch beim Onlinehändler JD laufen die Geschäfte auf Hochtouren. Anders als Alibaba betreibt JD eigene Logistikzentren. Das treibt die Kosten. Analysten rechnen erst in zwei Jahren mit dem Turnaround des Unternehmens. Alibaba erzielt bereits Milliardengewinne.


Viel Geld steckt Alibaba-Chef Daniel Zhang in die internationale Expansion. Erst vor wenigen Wochen übernahm der Internetriese die Mehrheit an dem von den deutschen Samwer-Brüdern gegründeten und in Südostasien tätigen Onlinemarktplatz Lazada. Den Preis von einer Milliarde Dollar zahlt Alibaba angesichts eines freien Cashflows von acht Milliarden Dollar quasi aus der Portokasse.

Erkennt Zhang einen neuen Trend, ist er sofort zur Stelle. Der Fahrdienstvermittler Didi etwa wird von Risikokapitalgebern inzwischen mit über 20 Milliarden Dollar bewertet. Den kometenhaften Aufstieg verdankt Chinas Antwort auf Uber auch dem finanziellen Engagement von Alibaba.

Mit Apple und dem im Reich der Mitte führenden sozialen Netzwerk Tencent sind zwei weitere prominente Investoren mit an Bord. Obwohl der US-Konkurrent Uber mit aller Macht nach China drängt und jährlich über eine Milliarde Dollar in die Expansion pumpt, kontrolliert Didi rund 80 Prozent des Geschäfts in China. Dank dieses Erfolgs könnten Alibaba und Tencent den Kampf um Chinas Taxikunden für sich entscheiden.

Die Aktie des größten chine­sischen Suchmaschinenbetreibers Baidu steht auch deshalb unter Druck. Baidu-Boss Robin Li hat sich auf die Seite von Uber-Chef Travis Kalanick geschlagen und angeblich Hunderte Millionen Dollar in den chinesischen Uber-Ableger investiert. Geld ist bei Baidu dank des boomenden Werbegeschäfts im Internet reichlich vorhanden. Mit einem Marktanteil von über 80 Prozent kommt kein Werbetreibender an der Internetsuchmaschine vorbei. Analysten prognostizieren, dass sich der Internetwerbemarkt zwischen 2015 und 2018 noch einmal verdoppelt.

Boomender Reisemarkt

Auch das Onlinereisegeschäft ist vor den großen Drei nicht mehr sicher. Analysten rechnen damit, dass sich das Marktvolumen in dem lukrativen Segment von 2010 bis 2018 auf knapp 120 Milliarden Dollar verachtfacht. Noch konnte hier keiner der drei BATs die Marktführerschaft erobern.

Durch clevere Kooperationen und Übernahmen stieg ein vierter Spieler zu Chinas größtem virtuellen Reisebüro auf: Ctrip. Erst vor wenigen Monaten bändelte der Konzern mit Baidu an - sehr zum Ärger von Alibaba-Gründer Jack Ma. Ctrip übernahm Baidus Beteiligung des Onlinereisebüros Qunar und schmiedete eine Allianz mit der Nummer 2 im Reisemarkt. Ctrip und Qunar kontrollieren nun einen Großteil der Buchungen von Hotels und Flugtickets in China. Doch Ma dürfte zum Gegenschlag ansetzen und das eigene Reiseportal Alitrip durch Zukäufe stärken.

Letztlich hat Multimilliardär Ma an der Allianz der Gegner aber wohl dennoch verdient: Experten rechnen damit, dass die Margen im hart umkämpften Markt deutlich steigen.

Investor-Info

Internetaktien
Vorsicht bei der Auswahl

Die Aussichten für Chinas Internetsektor sind positiv. Aber nicht bei allen Aktien drängt sich ein Kauf auf. Beim Internethändler JD etwa stören hohe Kosten. Baidu leidet unter dem Expansionsdrang der Konkurrenz und möglichen Eingriffen der Regierung in den Werbemarkt. Hier sollten Anleger abwarten.

Alibaba
Das Basisinvestment

Nach dem Börsengang 2014 verdoppelte sich die Aktie beinahe. Selbst für ein führendes Unternehmen in einem boomenden Markt war die Bewertung damals exorbitant hoch. Der Kurs ist deutlich zurückgekommen, die Gewinne sind gestiegen. Inzwischen hat die Aktie ein Bewertungsniveau erreicht, auf dem Anleger zugreifen können.

Ctrip
Wolke sieben

Chinas Reisemarkt brummt - und Ctrip ist mit Abstand die Nummer 1. Dank der Allianz mit dem Konkurrenten Qunar dürfte der Konzern seine noch geringen Gewinnmargen in den kommenden Jahren deutlich steigern. Das ­eröffnet Kurspotenzial. Spekulativ.

Tencent
Ertragreiches Netz

Chinas führendes soziales Netzwerk wächst nachhaltig und ist ergebnisstark. 2016 rechnen Analysten mit einem Anstieg beim bereinigten Nettogewinn um 23 Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar. 2017 sollen 8,1 Milliarden Dollar hängen bleiben. Die Aktie ist auf gutem Weg, neue Höchststände zu markieren.

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Bildquellen: leungchopan / Shutterstock.com, Lingchaupan / Shutterstock.com

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