Deutsche Internetaktien: Wirtschaftswunder im Web
US-Konzerne wie Facebook und Amazon dominieren das World Wide Web. Doch deutsche Internetfirmen bieten den Riesen auf dem heimischen Markt Paroli. Anlegern bieten sich Chancen.
Werte in diesem Artikel
von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Von Flensburg bis Sonthofen und von Aachen bis Görlitz - Dienstleistungen und Handel im Internet blühen. 78 Prozent der Deutschen gehen online und bescheren der Branche klingelnde Kassen. Der Internetmodehändler Zalando etwa verbuchte im vergangenen Jahr 55 Millionen Bestellungen - 150.000 am Tag. Nur einen Klick weiter auf dem Internetgebrauchtwagenmarkt AutoScout24 warten 2,4 Millionen gebrauchte Pkw auf einen neuen Besitzer. Und wer es eine Nummer größer mag, für den stehen fast 19.000 gebrauchte Lkw zur Auswahl. Auch zur Urlaubsplanung nutzen die Deutschen das Internet immer häufiger. Über 60 Prozent informieren sich im Netz über ihr Reiseziel, mehr als 40 Prozent buchen online.
Marktführer Amazon profitierte von der Kauflust der Deutschen im Netz zuletzt nicht mehr. 2015 setzte Amazon auf dem deutschen Markt mit 10,4 Milliarden Euro etwas weniger um als im Jahr zuvor. Dabei stiegen die Erlöse der Internethändler in Deutschland laut Angaben des Statistikportals Statista um zehn Prozent auf 39 Milliarden Euro. 2020 dürfte das Volumen 60 Milliarden Euro erreichen.
Vor allem die Konkurrenz macht dem Platzhirschen aus den USA zu schaffen. Wenn es etwa um Waldi, Blacky oder Mimi geht, surfen die Deutschen lieber zu Zooplus. Mit vier Millionen aktiven Kunden steht der Internethändler für Heimtierbedarf gut im Futter. Anders als Amazon ist Zooplus hochspezialisiert und offeriert seinen Kunden ein deutlich breiteres Sortiment. Angebote wie die kostenlose Tierarztsprechstunde kommen ebenfalls an. 2016 dürften die Haustierexperten über 900 Millionen Euro erlösen - 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim Nettogewinn rechnen Analysten sogar mit einem Anstieg um 50 Prozent. Das Marktvolumen für Heimtierfutter und Zubehör beziffert Zooplus für die gesamte EU auf 25 Milliarden Euro im Jahr. Auch deswegen trauen Analysten den Bayern einiges zu. Bis 2019 prognostizieren sie einen durchschnittlichen Umsatzanstieg um 24 Prozent.
Deutschlands Internetstar
Mit ähnlich hohen Wachstumsraten rechnen Experten bei Zalando. Der Internetmodehändler ist einer der Stars im deutschen Internetsektor. 2008 mit Risikokapital von Rocket Internet, der Start-up-Fabrik der drei Samwer-Brüder, nach dem Vorbild des US-amerikanischen Versandhändlers Zappos gegründet, sind die Berliner heute in Deutschland der Marktführer im Bereich Schuhe und Mode und zudem in 15 weiteren europäischen Märkten aktiv. Wie Amazon-Chef Jeff Bezos setzen die beiden Zalando-Gründer Robert Gentz, David Schneider sowie Finanzchef Rubin Ritter auf Expansion. Über 1,1 Milliarden Euro - 320 Millionen mehr als im Vorjahr - pumpte Zalando im vergangenen Jahr in den Vertrieb. Dass dabei die Gewinnmarge erst einmal zu kurz kommt, nehmen die drei Jungunternehmer für mehr Wachstum in Kauf. Trotz der hohen Investitionen fuhr der MDAX-Konzern einen Nettogewinn von 120 Millionen Euro ein. Langfristig dürfte sich das auszahlen. 2018, so rechnen Analysten, bleiben 240 Millionen Euro hängen.Auch bei dem Börsenneuling Scout24 sprudeln die Gewinne. Voraussichtlich steigt der Überschuss im laufenden Jahr um 50 Prozent auf 76 Millionen Euro. 2018 dürfte das Unternehmen 130 Millionen Euro verdienen. Zugute kommt den Münchnern, die mit Immobilienscout24 und Autoscout24 zwei der führenden Marktplätze für Immobilien und Automobile im Internet betreiben, dass die Kosten nicht im gleichen Maße steigen wie die Erlöse. Trotz kräftiger Zuwachsraten tritt die Aktie seit dem Börsengang im vergangenen Herbst auf der Stelle. Viele Anleger stören sich an der hohen Nettoverschuldung von über 700 Millionen Euro. Mit 1,2 Milliarden Euro Emissionsvolumen war Scout24 im vergangenen Jahr zwar einer der größten Börsengänge in Deutschland, das Geld sackten aber vor allem die Finanzinvestoren Hellman & Friedman, Blackstone sowie die Deutsche Telekom ein. Scout24 flossen nur knapp 230 Millionen Euro zu - womöglich zu wenig, um im harten Wettbewerb im Netz bestehen zu können.
Starke US-Konkurrenten
Nicht nur Wohnungs- und Autosuche hat das Internet revolutioniert. Wer nach einer neuen Anstellung Ausschau hält, blättert nicht mehr durch den Stellenmarkt der Tageszeitung, sondern macht sich im Netz auf die Suche. Ein Trend, von dem das Karrierenetzwerk Xing profitiert. Mehr als zehn Millionen deutschsprachige Mitglieder - 880.000 davon im Rahmen einer kostenpflichtigen Premiummitgliedschaft - nutzen die Plattform für Geschäft, Job und Karriere. Zudem betreibt der mehrheitlich zum Burda-Verlag gehörende TecDAX-Konzern mit seiner Website Jobbörse.com die größte Jobsuchmaschine im deutschsprachigen Raum. Lange Zeit galt es vielen als ausgemachte Sache, dass der US-Kontrahent LinkedIn Xing vom Platz fegen wird. Im deutschsprachigen Raum haben die Hamburger aber die Nase noch immer vorn. Xing-Chef Thomas Vollmoeller muss alles daransetzen, dass das auch so bleibt. Das Beispiel Facebook zeigt, dass sich langfristig meist nur ein soziales Netzwerk am Markt etabliert.Ein Problem, mit dem auch Tomorrow Focus konfrontiert ist. In den vergangenen Monaten verlagerte Unternehmenschef Georg Hesse den Fokus auf das Thema Urlaub und Reisen. Zugpferd ist das Hotelbewertungsportal Holidaycheck, auf dem sich mittlerweile elf Millionen Nutzermeinungen widerfinden. Der US-Konkurrent TripAdvisor, der auch im deutschsprachigen Raum aktiv ist, kommt auf mehr als 200 Millionen Bewertungen. Hesse muss also genau wie sein Amtskollege Vollmoeller dafür sorgen, den Amerikanern im deutschsprachigen Raum Paroli zu bieten - angesichts der finanziellen Überlegenheit der Amis kein ganz einfaches Unterfangen.
Deutschlands Internetaktien im Check (pdf)
Ausgewählte Hebelprodukte auf Amazon
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Amazon
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere Amazon News
Bildquellen: chuckstock / Shutterstock.com, Lichtmeister / Shutterstock.com
Nachrichten zu Amazon
Analysen zu Amazon
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
06.01.2025 | Amazon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
20.12.2024 | Amazon Outperform | RBC Capital Markets | |
16.12.2024 | Amazon Buy | UBS AG | |
16.12.2024 | Amazon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
05.12.2024 | Amazon Kaufen | DZ BANK |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
06.01.2025 | Amazon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
20.12.2024 | Amazon Outperform | RBC Capital Markets | |
16.12.2024 | Amazon Buy | UBS AG | |
16.12.2024 | Amazon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
05.12.2024 | Amazon Kaufen | DZ BANK |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
26.09.2018 | Amazon Hold | Morningstar | |
30.07.2018 | Amazon neutral | JMP Securities LLC | |
13.06.2018 | Amazon Hold | Morningstar | |
02.05.2018 | Amazon Hold | Morningstar | |
02.02.2018 | Amazon neutral | JMP Securities LLC |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
11.04.2017 | Whole Foods Market Sell | Standpoint Research | |
23.03.2017 | Whole Foods Market Sell | UBS AG | |
14.08.2015 | Whole Foods Market Sell | Pivotal Research Group | |
04.02.2009 | Amazon.com sell | Stanford Financial Group, Inc. | |
26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Amazon nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen