Schweiz-Investments: Zug nach oben
An der Börse Zürich notieren zahlreiche global erfolgreiche Konzerne. Nun tendiert auch noch der Franken schwächer. Ein Grund mehr für Anleger, in der Alpenrepublik zu investieren.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Europas höchstgelegene Bahnstation steht auf 3.454 Metern. Die Luft ist schon ein wenig dünn, noch mehr raubt allerdings der Blick auf das faszinierende Bergpanorama den Atem. An Spitzentagen nehmen bis zu 5.000 Touristen die Bahn auf das Jungfraujoch. Der Ausflug ist nicht billig. 210 Schweizer Franken zahlen Besucher, die in Interlaken einsteigen, für Hin- und Rückfahrt.
Zur Freude von Urlaubern aus der Eurozone wurde der Höhentrip in den vergangen Wochen ein wenig günstiger. Der Schweizer Franken schwächelt, die Gemeinschaftswährung zieht dagegen an. Gründe gibt es mehrere: Der Ausgang der Wahlen in Frankreich hat die Risiken für den Zusammenhalt der Eurozone wesentlich verringert. Gleichzeitig versucht die Schweizer Nationalbank (SNB) mittels Negativzinsen und Interventionen am Devisenmarkt, den Schweizer Franken möglichst unattraktiv zu machen. Das gelingt nicht immer. Die Währung wird in geopolitisch unruhigen Zeiten als sicherer Hafen gesucht.
Derzeit notiert die Gemeinschaftswährung aber um die 1,14 Schweizer Franken. Vor einem Jahr betrug das Austauschverhältnis noch 1,08. Noch stärker - 0,86 Franken je Euro - war die Währung der Eidgenossen, nachdem die SNB am 15. Januar 2015 überraschend den Mindestkurs von 1,20 zum Euro aufhob. Danach verteuerte sich der Schweizer Franken um mehr als 20 Prozent. Konsumenten, Tourismusbranche, Banken und vor allem Industrieunternehmen stöhnten auf. Die Schweizer Wirtschaft hängt stark vom Export ab. Nahezu 55 Prozent der Ausfuhren nimmt die EU ab.
Auch die Anleger verloren seinerzeit die Fassung. An der Börse in Zürich rauschten die Kurse in die Tiefe. Die Panik erwies sich als berechtigt. Einer Studie der École polytechnique fédérale de Lausanne zufolge sank der Reingewinn börsennotierter Unternehmen innerhalb von sechs Monaten nach dem SNB-Entscheid im Schnitt um 20,4 Prozent.
Nationalbank-Chef Thomas Jordan musste daher viel Kritik einstecken: "Wir haben ein Nationalbank-Direktorium der Schwäche, ein Direktorium der Angst. Es fehlt an Leadership", wetterte seinerzeit etwa Nick Hayek, Chef des Uhrenherstellers Swatch.
Mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt, das Land sich vom Franken-Schock erholt. Die Schweiz ist als Reiseziel wieder gesucht. Davon profitieren die an der Börse notierten Tourismusunternehmen wie die Jungfraubahn AG. Die Aktie legte seit Jahresanfang um über acht Prozent zu. Gleich um 25 Prozent nach oben ging es mit der BVZ Holding. Sie betreibt unter anderem die Gornergrat-Bahn in Zermatt und den Glacier Express. Der "langsamste Schnellzug der Welt" fährt entlang malerischer Kulisse in acht Stunden von Zermatt nach St. Moritz.
Globale Dickschiffe
Auch Swatch-Boss Hayek hat wieder bessere Laune. In den ersten sechs Monaten des Jahres stieg der Gewinn im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 immerhin um 6,8 Prozent auf 281 Millionen Schweizer Franken. Ganz zufrieden ist er dennoch nicht. Einen Großteil des Umsatzes erzielt Swatch in den USA. Gegenüber dem Dollar aber ist der Schweizer Franken noch hoch bewertet. Ebenso sind die Dickschiffe der Schweizer Börse, der Nahrungsmittelhersteller Nestlé, die beiden Pharmaunternehmen Novartis und Roche sowie die großen Schweizer Banken, stark auf den US-Markt fokussiert.
Dennoch rät Matthias Bussemer, Währungseffekten nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. "Diese beeinflussen zwar immer wieder die Aktienmarktentwicklung, sie sind aber für langfristig orientierte Anleger nicht der entscheidende Faktor", sagt der Fondsmanager des Deka-Schweiz. Was das Land für Investoren interessant mache, sei die wirtschaftliche und politische Stabilität des Standorts. Als weitere Vorteile nennt Bussemer zudem das hohe Bildungsniveau der Arbeitnehmer und relativ niedrige Steuern.
Vor allem aber überzeugten Schweizer Unternehmen durch die hohe Qualität ihrer Produkte und ihre Innovationskraft. "Viele Unternehmen sind auf ihrem Gebiet Weltmarktführer", erklärt Bussemer. Zu diesen zählen etwa der Hersteller von Duft- und Aromastoffen Givaudan, der Chemiekonzern Clariant oder der Hörgerätehersteller Sonova.
Gerade der Franken-Schock zwang die Firmen zu weiteren Produktivitätsanstrengungen. "Viele Unternehmen haben Kostensenkungsprogramme aufgelegt und die Produktion zunehmend in die Regionen verlagert, in denen sie ihre Umsätze erzielen", erläutert der Fondsmanager. Und sie expandieren mutig in neue Märkte. Swatch will in den nächsten drei Jahren 30 bis 40 Läden in Indien eröffnen und auf lange Sicht die Abhängigkeit vom chinesischen Markt reduzieren. "Dank der Anstrengungen hat sich der Fitnesszustand der Unternehmen noch einmal verbessert", sagt Bussemer.
Noch nicht zu teuer
Die soeben angelaufene Berichtssaison bestätigt den Eindruck. "Die Unternehmensergebnisse im ersten Halbjahr lagen mehrheitlich über den Erwartungen", sagt Jan Widmer, Analyst bei der St. Galler Kantonalbank. Angesichts anhaltend solider Konjunkturaussichten verfügten Schweizer Aktien trotz eines durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 21 der im SMI notierten Titel weiterhin über attraktive Wachstumsaussichten. "Die Gewinndynamik relativiert die bereits hohen Bewertungen", meint Widmer. Zusätzlich locke eine Dividendenrendite von drei Prozent. Seit Jahresanfang hat der Schweizer Leitindex acht Prozent zugelegt. Viel spricht dafür, dass der Zug nach oben sein Ziel noch nicht erreicht hat.
Investor-Info
Comstage DJ Switz. Titans 30
Mit Obergrenze
Der von Comstage aufgelegte ETF DJ Switzerland Titans 30 bildet die Wertentwicklung der 30 größten Schweizer Unternehmen ab. Für jede Aktie besteht im Gegensatz zum Börsenbarometer SMI eine Gewichtungsobergrenze von zehn Prozent. Auf die Finanzbranche entfallen derzeit 32 Prozent der Mittel. Die Pharmabranche ist mit 23 Prozent vertreten, Industrieunternehmen sind mit 22 Prozent gewichtet. Auf Sicht von drei Jahren legte das Indexpapier um 22 Prozent zu. Gute und kostengünstige Beimischung.
Deka-Schweiz
Klar voraus
Mit defensiven und zyklischen Werten ist der Schweizer Aktienmarkt reich gesegnet. Manager Matthias Bussemer gewichtet die Titel je nach Marktlage und kann so sehr gut Chancen nutzen und Risiken reduzieren. Dazu weicht er immer wieder vom Vergleichsindex ab. Das macht sich bezahlt. In den letzten fünf Jahren legte der Fonds um 100 Prozent zu, das ist weit besser als der Leitindex SMI.
Swatch Group
Zeit für Luxus
Der Uhrenkonzern hatte es mit seinem Luxussegment zuletzt in China aufgrund der Antikorruptionskampagne der Regierung in Peking schwer. Jetzt steigt die Nachfrage wieder, davon profitiert das Bieler Unternehmen. China ist für den Hersteller von Uhren der Marken Longines, Tissot und Omega einer der wichtigsten Märkte. Um dennoch die Abhängigkeit zu reduzieren, nimmt Swatch nun Indien ins Visier. Auch in Europa steigt der Absatz. Das spricht für den Einstieg in die Aktie, zumal die Marke Swatch das Billigsegment bestens abdeckt.
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Bildquellen: Denis Linine / Shutterstock.com, Fedor Selivanov / Shutterstock.com
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