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Tabak-Konzerne: Bei diesen Aktien raucht's gewaltig!

26.05.17 22:07 Uhr

Tabak-Konzerne: Bei diesen Aktien raucht's gewaltig! | finanzen.net

Der Absatz schrumpft, doch US-Konzerne schreiben Rekordzahlen, allen Gesundheitsbedenken und Werbeverboten zum Trotz. Die Branche investiert in neue Produkte - und bietet hohe Dividenden.

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von Nele Husmann, Euro am Sonntag

Johnny Cagigas schätzt sich glücklich. Der 54-Jährige aus Winston- Salem in North Carolina ist seit 20 Jahren in der Tabakindustrie tätig. Cagigas machte beim US-Konzern Reynolds Karriere, stieg bis zum Produktionschef auf. Seine Maschinen spucken pro Minute bis zu 10.000 Zigaretten aus. Die Ängste, die zahlreiche Beschäftigte in seiner Branche plagten, sind verflogen: "Wir reiten eine Welle, die so gut ist wie in den 60er- und 70er-Jahren", sagt Cagigas.



Das war die gute alte Zeit für die Branche. Damals rauchten alle, niemand scherte sich um Lungenkrebs oder passives Rauchen. Als Cagigas in den 90er- Jahren bei Reynolds anfing, die heutige Nummer 2 in den USA, sah es schlechter aus. Dutzende von Sammelklagen liefen gegen die Unternehmen, Gericht um Gericht verhängte drakonische ­Strafen. Reynolds-Mann Cagigas hatte Mühe, überhaupt noch neue Mitarbeiter zu finden. "Macht ihr nicht bald zu?", fragten ihn viele.

Totgesagte leben länger. Vor knapp 20 Jahren gelang der Branche mit dem "Tobacco Master Settlement" ein Durchbruch. Die Konzerne verpflichteten sich zu Schadenersatzzahlungen von über 200 Milliarden Dollar. Zudem platzierten sie drastische Warnhinweise und Fotos auf den Zigarettenschachteln.


Doch die schrecklichen Bilder von Krebstumoren oder Teerlungen vergraulten überraschend wenig Raucher. Nikotin macht schließlich abhängig. Die Kunden blieben der Branche treu ergeben - und sie machten jede Preiserhöhung mit.

Es wirkt wie ein Wunder. Zwar sinkt die Zahl der verkauften Packungen seit Jahren kontinuierlich. Doch die Konzerne machen das schwindende Volumen dank Preissteigerungen mehr als wett. "Die Nachfrage in den USA nach Zigaretten ist so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und sie bleibt sehr wahrscheinlich robust", schreibt Adam Spielman, Analyst der US-Bank Citigroup.

Luft für Preiserhöhungen

Vor allem in den USA gibt es noch einiges Potenzial für Preiserhöhungen. Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Und für Amerikaner wichtige Ausgaben wie die für Benzin sind aufgrund des niedrigen Ölpreises noch immer halb so hoch wie vor zwei Jahren. So bleibt für das Laster genug übrig.

Die Sucht nach Nikotin öffnet die Geldbeutel der Konsumenten in beeindruckender Weise: 2016 gaben Amerikaner im Einzelhandel mehr Geld für ­Zigaretten aus als für Bier und Erfrischungsgetränke zusammen. Laut der unabhängigen Marktforschungsgesellschaft Euromonitor fiel die Anzahl der US-weit verkauften Zigaretten in den vergangenen 15 Jahren zwar beinahe um 40 Prozent. Aber im gleichen Zeitraum stiegen die mit Zigaretten erzielten Umsätze um ein gutes Drittel auf 93,4 Milliarden Dollar. Denn der Preis pro Packung verdoppelte sich im Schnitt.

In den mageren Jahren hat die Branche außerdem gelernt, intensiv auf die Kosten zu achten. Hinzu kamen zahlreiche Übernahmen, welche die Produktion effizienter machen. Reynolds etwa, der Hersteller der Marke Camel, schloss sich 2004 mit Brown & Williamson zusammen. 2015 übernahm das Unternehmen die damalige Nummer 3 in den USA, Lorillard, für 25 Milliarden Dollar.

Die Konsolidierung treibt die Gewinne weiter. Kämpften früher sieben größere Anbieter um die Raucher in den USA, so sind es nach einer Welle von Übernahmen nur noch Altria und Reynolds, die künftige Tochter von BAT. Die beiden teilen sich rund 80 Prozent des US-Marktes. Das lässt lästigen Preisdruck gar nicht erst aufkommen.

Die Gewinnmargen sind infolgedessen hoch. Pro verkaufter Zigarette streicht die Industrie im Durchschnitt 20 Prozent des Umsatzes als Gewinn ein. Die üppigen Renditen füllen die Kassen. Die Branchen­größen schwimmen in Bargeld, allen ­voran die Nummer 1 in den USA, Altria, die etwa den Bestseller Marlboro vertreibt. Das erleichtert Innovationen wie E-Zigaretten, die weniger gesundheitsschädlich sind als herkömmliche Glimmstängel und neue Kunden anziehen. Und: Die Cashbestände machen üppige Ausschüttungen möglich.

Gleichwohl entschieden sich zuletzt einige institutionelle Investoren, darunter der größte Pensionsfonds der Welt, Calpers, sich aus ethischen Überlegungen von ihren Tabakinvestments zu trennen. Doch trotz der Kritik bietet die Tabakbranche Aktienanlegern außerordentlich hohe Überrenditen (siehe ­Investor-Info) - zumal die Übernahmefantasie bleibt.

Das war nicht immer so. Ende der 90er-Jahre erlebte die Tabakindustrie ihr Tief. 2000 sank die Börsenbewertung gemessen am Kurs-Gewinn-­Verhältnis auf ein Drittel von anderen Verbrauchsgüterherstellern. Zahlreiche Investoren stießen ihre Positionen ab. Die Konzerne kauften ihre eigenen Aktien zu Schnäppchenpreisen zurück - das war das Fundament der heutigen ­Dividendenstärke.

Wegen der Flut der Schadenersatz­klagen trennten die US-Unternehmen zudem ihre stark wachsenden internationalen Aktivitäten von dem angegriffenen Geschäft auf dem Heimatmarkt. 2004 zog sich British American Tobacco (BAT) aus den USA zurück, indem der Konzern seine Tochter Brown & Williamson mit Reynolds verschmolz. Damals behielt die Muttergesellschaft BAT nur 42 Prozent an deren Geschäft. 2008 entschied sich auch die damalige Philip Morris zu einer großen Umstrukturierung: Philip Morris International wurde separat an die Börse gebracht, während das US-Geschäft den neuen Namen Altria erhielt.

Anfang dieses Jahres machte BAT Schlagzeilen, als es für knapp 50 Milliarden Dollar die verbliebenen 58 Prozent von Reynolds kaufte. Der Deal wird im dritten Quartal 2017 abgeschlossen. Der Kauf beflügelt die Fantasie, dass auch Altria wieder mit Philip Morris International zusammengehen könnte.

Drei Milliarden für Innovationen

Bislang investierte der US-Primus drei Milliarden Dollar in die Entwicklung neuer, weniger gesundheitsschädlicher Formen des Nikotinkonsums wie das sogenannte Vaping. Das Gerät Iqos verbrennt keinen Tabak, sondern erhitzt ihn bei niedrigeren Temperaturen. Dabei wird Nikotin frei, aber bei Weitem nicht so viele krebserregende Substanzen wie beim Verglimmen. Damit Altria das Gerät offiziell als weniger schädlich vermarkten kann, muss die US-Gesundheitsbehörde FDA allerdings noch ihre Genehmigung für Iqos erteilen.

Altria ist hier nicht allein. Auch Konkurrent BAT investiert. Mit 20 Milliarden Dollar Jahresumsatz sind die Briten weltweit die Nummer 2 hinter Philip Morris International. BAT hat bislang ­eine Milliarde Dollar in Zukunftstechnologien investiert. Kein Zweifel - die einstige Verliererbranche blickt wieder nach vorn.

Investor-Info

Altria
Nummer 1 in den USA

Bei der Entwicklung von gesünderen Alternativen zur Zigarette liegt Amerikas Marktführer weit vorn. Die Chance, dass Altria wieder mit Philip Morris International fusionieren könnte, verleiht der Aktie Flügel, denn Altria gilt hier als das Übernahmeziel. In der Bilanz ruhen über fünf Milliarden Dollar an Bargeld. Das erwartete Gewinnplus 2017 liegt bei rund acht Prozent. Anleger werden außerdem mit einer Dividendenrendite von knapp vier Prozent belohnt.

Imperial Brands
Briten im Visier

Das britische Tabakunternehmen ist mit der Tochter Imperial Tobacco in den USA die Nummer 3. Bislang war Imperial Brands in den USA als Aufkäufer aktiv. Der Konzern gilt selbst als Übernahmekandidat, der etwa die weltweite Nummer 2, BAT, auf dem lukrativen US-Markt beim Umsatz auf Augenhöhe mit Altria bringen kann. Hohe Dividendenrendite.

Aktienentwicklung
Im Tabakrausch

Die operativen Gewinne der US-Tabakkonzerne stiegen laut Bank of America von 2006 bis Ende 2016 um 77 Prozent. Anleger, die auf Zigarettenaktien setzten, erzielten in zehn Jahren vielfach höhere Kursgewinne als jene, die auf den breiten S & P 500 setzten.

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Bildquellen: iStockphoto, istockphoto / djordje zivaljevic

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