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Angriff aus Fernost: So heiß sind Chinas Web-Riesen

02.04.18 01:00 Uhr

Angriff aus Fernost: So heiß sind Chinas Web-Riesen | finanzen.net

Chinas Internet-Markt wächst rasant. Die großen Web-Konzerne verdienen bald schon ähnlich üppig wie ihre amerikanischen Rivalen. Nicht nur das bietet Börsianern Chancen.

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Für Chinas Internetkonzerne sind goldene Zeiten angebrochen. Mit 772 Millionen hat China die meisten Internetnutzer weltweit. Das Land ist damit der digitale Mittelpunkt der Erde - und der Markt wächst weiter. Bis 2020 erreicht Chinas E-Commerce-Handel laut Schätzungen des US-Marktforschers eMarketer voraussichtlich 2,2 Billionen Dollar Umsatz - ohne Vermittlung von Reisen. Das Geschäftsvolumen wäre damit doppelt so groß wie im vergangenen Jahr.



Die aufstrebenden Webriesen Chinas, allen voran die "BAT"- Aktien - also Bai­du, Ali­baba und Ten­cent -, rücken damit beim Gewinn immer näher an ihre US-Rivalen heran. 26 Milliarden Dollar Profit machen die BATs in diesem Jahr, prophezeien Analysten. 2020 dürften die drei Riesen mit 54 Milliarden bereits mehr als doppelt so viel verdienen. Im Schnitt sind das 44 Prozent Gewinnzuwachs pro Jahr. Zum Vergleich: Amazon, Alphabet und Facebook kommen im Schnitt auf ein Gewinnplus von 26 Prozent.

Anders als die US-Rivalen müssen sich Chinas Internetkonzerne auch kaum Sorgen vor der Konkurrenz aus dem Ausland machen. Auf dem Heimatmarkt stehen der Händler Alibaba, die Suchmaschine Baidu und das soziale Netzwerk Tencent zwar in hartem Wettbewerb. Auslandsfirmen sind aber durch rigorose staatliche Regulierung vielfach ausgeschlossen.


Tencent-Konkurrent Facebook wird komplett geblockt, Baidu-Mit­bewerber Google - heute unter dem Dach der Alphabet Holding - zog sich 2010 aus China zurück. Inzwischen unterhält Alphabet wieder Büros in China. Hier widmen sich die Amerikaner aber vor allem der Entwicklung von künstlicher Intelligenz.

Auch Amazon hat in dem Riesenreich nie richtig Fuß gefasst. Der Marktanteil des Händlers aus Seattle liegt hier unter einem Prozent. Rivale Alibaba kontrolliert hingegen fast 60 Prozent des chinesischen E-Commerce-Geschäfts, und der kleinere Konkurrent JD.com beherrscht ein Viertel des Markts. Alibaba arbeitet zudem deutlich profitabler als Amazon. Schließlich betreiben die Chinesen keine teuren Logistikzentren, sondern stellen bloß die Han­dels­platt­for­men zur Verfügung.

Auf Expansionskurs

Die Marktmacht in der Heimat spült den BAT-Firmen viel Geld in die Kasse. Die Mittel werden genutzt, um weitere Märkte zu erobern und in neue Technologien zu investieren. So drängt Alibaba-Boss Daniel Zhang mit Macht in Geschäftsfelder der Zukunft wie Cloud, mobile Bezahlung, TV-Streaming und künstliche Intelligenz.

Auch regional stürmt das Unternehmen voran. Unlängst erhöhte Alibaba seine Investitionen in den in Südostasien aktiven Onlinehändler Lazada um zwei Milliarden Dollar. Vor zwei Jahren übernahmen die Chinesen bereits die Kontrolle über die von der deutschen Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet gegründete Firma. Der südostasiatische Markt ist wachstumsstark und hart umkämpft. Neben Alibaba und JD.com bläst hier auch Amazon zum Angriff.

Alibaba-Gründer Jack Ma, der als Großaktionär und Executive Chairman die Zügel straff in Händen hält, hatte die Vision einer globalen Plattform, über die Menschen unabhängig von Ort und Sprache miteinander handeln können. Schon länger erwägt Alibaba offenbar auch größere Investitionen in den USA. Gerüchten zufolge gab es etwa Gespräche zwischen den Chi­nesen und der US-Supermarktkette Kroger. Auf dem US-Markt, der fest in der Hand von Amazon ist, dürfte sich Alibaba aber auch mit einem Partner vor Ort schwertun.

In vielen Ländern Asiens prallen die Kontrahenten Alibaba und Amazon in Zukunft wohl häufiger aufeinander. Dank der starken Stellung im Boommarkt China wird es ein Schlagabtausch auf Augenhöhe.

Neue Geschäftsfelder

Auch Tencent-Boss Ma Huateng kann sich auf die Heimat als solide Basis für die Expansion verlassen. Tencent ist nicht bloß führender Anbieter von Com­puterspielen und sozialen Netzwerken in China, sondern verdient sein Geld auch im E-Commerce sowie mit Online-Bezahldiensten.

Als besonders aussichtsreiches Feld hat Huateng das Geschäft mit Roboterautos ausgemacht. Die Automobil- und Mobilitätsbranche steht vor einem der größten Umbrüche ihrer Geschichte. Shuttledienste, die autonom unterwegs sind und per Smartphone-App bestellt werden, können die Personenbeförderung in den Städten revolutionieren. Ein Milliardengeschäft, vor allem für chinesische Unternehmen: Fast 100 Städte in dem Land haben mehr als eine Million Einwohner. Der Tencent-­Boss möchte sich einen gewaltigen Teil des Markts sichern und setzt dabei auf Beteiligungen an diversen Unternehmen in dem Bereich.

Tencent hält etwa eine Beteiligung von fünf Prozent am Elektroautopionier Tesla, der ebenfalls an Roboterautos forscht. Auch beim Start-up Future Mobility mischt Tencent als Geld­geber mit. An der Spitze von Future Mobility steht mit Carsten Breitfeld ein äußerst erfahrener Manager: Der Deutsche gilt als Vater des Hybridsportwagens BMW i8. Unter der Marke Byton will die Firma 2019 einen Ge­ländewagen mit Elektroantrieb und diversen technischen Raffinessen auf den Markt bringen.

Mit an Bord ist Tencent auch bei Chinas führendem Fahrdienstvermittler Didi Chuxing. Im vergangenen Jahr schluckte Didi das China-Geschäft des US-Konkurrenten Uber. Zu den Geldgebern des Unternehmens gehören unter anderem Alibaba sowie der Suchmaschinenbetreiber Baidu.

Der chinesische Markt für Suchanfragen im Internet ist seit jeher in der Hand von Baidu. Seit Kurzem drängt jedoch der Kontrahent Shenma nach vorn. Im Februar erreichte der zuvor kaum relevante Rivale einen Marktanteil von fast 30 Prozent. Baidus Marktanteil fiel laut Marktforscher StatCounter seit dem Hoch im Oktober von 83 Prozent auf 59 Prozent. Übrigens: Hinter Shenmas Erfolg steht Alibaba-Gründer Ma.

Umkämpfter Markt

Shenma ist fest installiert in Alibabas Internetbrowser UC - einem Programm, um Webseiten anzuzeigen -, der in China auf Rang 2 der meistgenutzten Inter­net­browser steht. Noch ist nicht abzusehen, dass Alibaba Baidu vom Thron stößt. Baidu-­Chef Robin Li sollte aber gewarnt sein. Ma ist genauso gnadenlos wie sein Widersacher, Amazon-Boss Jeff Bezos, der die westliche Welt quasi über Nacht eroberte.

Investor-Info

Alibaba
Handelsriese

Alibaba arbeitet extrem profitabel. 2018 steigert der Konzern seine Erlöse voraussichtlich um 38 Prozent auf 54 Milliarden Dollar. Netto dürfte Alibaba 13 Milliarden Dollar verdienen - ein Plus von 24 Prozent. Bis 2020 steigt der Nettogewinn auf knapp 30 Milliarden Dollar, prognostizieren Analysten. ­Alibaba ist in China extrem gut aufgestellt. Mit dem Geld aus dem Kerngeschäft expandiert der Konzern in neue Märkte. Basis­invest­ment in Chinas Internetsektor.

Tencent
Führendes Netzwerk

Chinas größtes soziales Netzwerk ist wachstumsstark und in vielen Zukunftsmärkten ­aktiv. In diesem Jahr verdient Tencent voraussichtlich 13 Milliarden Dollar - ein Plus von 24 Prozent. 2020 rechnen Analysten im Schnitt mit einem Gewinn von knapp 20 Milliarden Dollar. Aussichtsreiche Depotbeimischung für risikofreudige Anleger.

Baidu
Auf der Suche

Baidu hat in China nicht die Stellung, die ­Google in der westlichen Welt hat. Zudem ist Baidu deutlich kleiner als Alibaba und Tencent, die den Suchmaschinenbetreiber in ­dessen Kerngeschäft attackieren. Analysten rechnen 2018 mit einem Gewinn von 2,7 Milliarden Dollar. 2020 soll der Überschuss 4,4 Milliarden Dollar betragen. Es bleibt abzuwarten, ob Baidu die Stärke hat, seine Stellung zu verteidigen. Halteposition.









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Bildquellen: ChinaFotoPress/ChinaFotoPress via Getty Images, pixfly / Shutterstock.com

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