Deutsche Autobauer: Warum der Druck nicht weniger wird
Bei ihrem Spitzentreffen im Weißen Haus signalisieren die Vorstände von BMW, Daimler und VW, dass die Konzerne ihre US-Werke ausbauen könnten. Der Druck auf die Deutschen aber hält an.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Eine halbe Stunde für ein persönliches Gespräch nahm sich US-Präsident Donald Trump beim Besuch der Vorstände deutscher Autokonzerne schließlich doch. Zuvor hatte eine Delegation um US-Handelsminister Wilbur Ross in Gesprächen mit BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter, Daimler-Boss Dieter Zetsche und VW-Chef Herbert Diess die Forderungen der US-Regierung an die DAX-Konzerne formuliert: Ziel sei es, das hohe Handelsdefizit mit Deutschland bei Automobilen zu reduzieren.
Wünschenswert sei ein Abbau des Defizits durch eine höhere US-Produktion deutscher Hersteller und Zulieferer. Ross forderte überdies, "einen großen Teil der künftigen Fertigung von Elektroautos in den USA anzusiedeln". Ob damit auch die angedrohten Importzölle von 25 Prozent für deutsche Autobauer vom Tisch sind, ließen die US-Politiker offen. Aktuell belegt Amerika Importe von EU-Autos mit 2,5 Prozent Steuern. Die Europäer berechnen zehn Prozent Zoll auf US-Autos.
Börsianer gehen davon aus, dass es den Vorständen von BMW, Daimler und VW bei dem Treffen gelungen ist, das Risiko der angedrohten Strafzölle zu entschärfen. Auch Branchenexperten zeigen sich zuversichtlich: "Mit dem Ausbau ihrer US-Werke haben deutsche Autobauer Interessantes zu bieten. US-Präsident Trump hat nicht alle Zeit der Welt, seine Zollkriege zu führen. Rutscht die Konjunktur in den USA ab, hat der Präsident ein Problem", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center of Automotive Research der Uni Duisburg-Essen. Immerhin notierten die Kurse der Autobauer am Tag nach dem Treffen fester als der Gesamtmarkt.
BMW und VW erhöhen Kapazitäten
BMW und Volkswagen stellen höhere Kapazitäten an ihren US-Standorten in Aussicht. Mit Ford will VW-Lenker Diess zudem eine globale Auto-Allianz schmieden, "die auch die amerikanische Autoindustrie stärken würde", einschließlich der Option, Modelle des Wolfsburger Konzerns in US-Werken von Ford bauen zu lassen. Für konkrete Aussagen zu einer möglichen Fertigung in Ford-Fabriken sei es aber noch zu früh, sagte der Verwaltungsratschef des US-Konzerns, Bill Ford. Einzelheiten zur deutsch-amerikanischen Kooperation in Europa soll es im Januar geben.
Am Standort der Wolfsburger in Chattanooga in Tennessee prüft VW darüber hinaus den Bau einer Fabrik für Elektroautos. Diess will den US-Marktanteil seines Unternehmens von 1,9 Prozent in zehn Jahren auf fünf Prozent mehr als verdoppeln. VW-Stromer made in USA würden voraussichtlich auch das durch Dieselgate in Amerika ramponierte Image der Wolfsburger aufpolieren.
BMW ist am Rechnen
Premiumanbieter BMW will an seinem Standort in Spartanburg in South Carolina bis 2021 weitere 600 Millionen Dollar investieren und dort 1.000 zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Für die angekündigte Fabrik für Motoren und Getriebe werden US-Standorte geprüft. Schließlich muss sich das neue Werk für BMW rechnen. Bisher sind die jährlichen Stückzahlen von BMW und Daimler auf dem amerikanischen Kontinent zu niedrig, um dort den Bau von Fabriken für zentrale Komponenten zu rechtfertigen. Bei den Münchnern könnte sich das ab 2020 jedoch ändern. Mit den künftigen 3er-Modellen aus Mexiko und dem neuen X7, der in Spartanburg vom Band läuft, sollte die Produktion mit 600.000 Autos ausreichend hoch sein, um im Süden der USA ein Werk für Motoren und Getriebe profitabel zu betreiben, schätzt BMW.
Auch Daimler kündigte im Weißen Haus an, weiter in den USA zu investieren. Dafür dürften sich aber die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern, schränkte Chef Dieter Zetsche ein.
Mit höheren Fertigungskapazitäten im US-Markt würden die Autobauer überdies einen Punkt vermeiden, an dem Trump einen weiteren Hebel ansetzen könnte: beim US-Anteil an ihrer Wertschöpfung. Schätzungen zufolge kommen BMW und Daimler auf Anteile zwischen 60 und 70 Prozent. Im jüngst mit Mexiko und Kanada vereinbarten Handelsabkommen (Nafta) wurde jedoch ein Mindestanteil von 75 Prozent vereinbart. Dies soll auch für Firmen aus anderen Ländern gelten.
Schon jetzt ist die Präsenz der deutschen Autoindustrie in Amerika ein signifikanter Faktor in der US-Wirtschaft. BMW betreibt dort sein größtes Werk im Ausland. Ende 2017 waren in den Werken der drei Konzerne rund 36.500 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere 80.000 Amerikaner arbeiten in US-Fabriken von Zulieferfirmen aus Deutschland. Von der Produktion von 804.000 Autos im vergangenen Jahr wurden 40 Prozent in den USA verkauft.
BMW und Daimler verschiffen einen erheblichen Anteil ihrer US-Produktion nach China und zählen zu den drei Top-Exporteuren Amerikas dorthin. Die deutschen Konzerne tragen also wesentlich dazu bei, dass Amerika bei Autos zehn Milliarden Dollar Handelsüberschuss mit China verbucht. Dieses Argument, dem auch Trump nicht widersprechen dürfte, nutzen die Topmanager von BMW und Daimler, um die Bedeutung ihrer Firmen für Amerika klarzumachen.
Die Kehrseite der Medaille: Deutschlands Premiumhersteller sind von der Zollfehde der USA mit China stark betroffen. Für 2019, wenn sich diese Bürde in den Bilanzen erstmals für ein ganzes Jahr bemerkbar machen wird, schätzt BMW-Finanzvorstand Peter die Belastung auf einen Betrag in "dreistelliger Millionenhöhe". Das dürfte auch für Daimler gelten.
Zollstreit macht China attraktiver
Für Investitionen macht der von den USA angefachte Zollstreit inzwischen China attraktiver. Das Land ist der weltgrößte Automarkt und zugleich der Leitmarkt für Elektromobilität. Die Regierung in Peking hat überdies Änderungen in die Wege geleitet, die es ausländischen Autokonzernen ab 2022 erlauben, Mehrheiten an Joint Ventures mit chinesischen Partnern zu übernehmen.
Im Oktober hatte BMW als erster westlicher Autobauer angekündigt, in vier Jahren 3,3 Milliarden Euro zu investieren, um den Anteil am Joint Venture mit Brilliance China Automotive auf 75 Prozent zu erhöhen. Insidern zufolge wird Daimler nachziehen. Demnach wollen die Stuttgarter ihren Anteil am Joint Venture mit BAIC Motor Corp von 49 auf mindestens 65 Prozent erhöhen.
Inzwischen ist im größten Automarkt der Welt ebenso wie in Europa aber eine Abkühlung zu spüren. In China hat sie bisher nur das Volumensegment erfasst. "2019 wird schwierig und wird wehtun", sagt Dudenhöffer. Allerdings werde der größte Markt der deutschen Autobauer "spätestens in drei Jahren wieder Freude machen". Ihre Investitionen in China dürften sich lohnen. In den USA muss sich das noch zeigen.
Investor-Info
Volkswagen
Im Aufbruch
Neun von den elf Milliarden Euro, die Volkswagen bis 2023 in Zukunftstechnologien investieren will, fließen in die Elektromobilität. Die Marke VW soll ihre operative Rendite schon bis 2023, statt bisher 2025, von vier auf mindestens sechs Prozent verbessern. Unter anderem werden deshalb die Kosten bis 2023 um sechs Milliarden Euro verringert und in der Produktion wird das Baukastensystem ausgebaut. Wegen des Umbaus Favorit.
BMW
Unter Druck
Für den Münchner Premiumanbieter dürfte es 2019 schwierig werden, im Autogeschäft den traditionell avisierten Korridor bei der operativen Rendite (Ebit) von acht bis zehn Prozent zu erreichen. Grund: hohe Investitionen in neue Technologien, Belastungen durch Amerikas Zollstreit mit China, höhere Rohstoffpreise und negative Währungseffekte. Aber wegen global austarierter Präsenz und hoher Dividendenrendite haltenswert.
Daimler
Im Umbruch
Für Daimler geht ein schwieriges Jahr zu Ende, 2019 wird aber nicht einfacher. Auf der Hauptversammlung im Mai wird über die Ausgliederung der Nutzfahrzeugsparte abgestimmt. Entwicklungschef Ola Källenius wird von Dieter Zetsche die Konzernführung übernehmen. Trotz großer Investitionen und hoher Belastungen kann sich Daimler seine aktionärsfreundliche Politik leisten. Halten.
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