Börsenreform: Wie Anleger vom Index-Umbau profitieren
Die deutschen Nebenwerte-Indizes MDAX und SDAX werden von September an Aktien enthalten, die bisher exklusiv im TecDAX vertreten sind. Die Gründe, die Folgen für Anleger.
Werte in diesem Artikel
von Christoph Platt, Euro am Sonntag
An der Deutschen Börse war am 2. Juli mächtig was los. Der Leitindex DAX feierte seinen 30. Geburtstag. Am 1. Juli 1988 hatte das Kursbarometer das Licht der Börsenwelt erblickt. In späteren Jahren kamen die Schwesterindizes MDAX, SDAX und TecDAX für Nebenwerte und Technologietitel hin-
zu und schrieben die Erfolgsgeschichte der Indexfamilie weiter.
Im Zuge der Feierlichkeiten etwas in den Hintergrund getreten ist, dass die Deutsche Börse an der größten Umstellung der deutschen Indexwelt seit dem Ende des Nemax 50 vor 15 Jahren arbeitet. Die Trennung von Technologieunternehmen und klassischen Industriezweigen, die bei den heimischen Kursbarometern noch immer besteht, wird aufgehoben. Der TecDAX, der momentan parallel zu den Nebenwerteindizes MDAX und SDAX läuft, verliert seine Exklusivität. Aktuell werden kleine und mittelgroße Technologieunternehmen nur dort gelistet, von September an sind diese Firmen zusätzlich im MDAX und im SDAX zu finden. Gleichzeitig werden Technologiekonzerne, die es infolge ihrer Größe in den DAX geschafft haben, dann zusätzlich im TecDAX enthalten sein.
Die Trennung zwischen Techtiteln und klassischen Branchen galt schon lange als nicht mehr zeitgemäß. Nun hat sich die Deutsche Börse endlich zu diesem Schritt entschieden. Vorausgegangenen waren umfangreiche Konsultationen mit professionellen Marktteilnehmern. Die Änderungen werden mit der turnusmäßigen Neuordnung der Indizes am 24. September in Kraft treten.
Damit es durch die Technologiewerte, die in den MDAX und den SDAX strömen, nicht zu einer massiven Verdrängung kommt, werden beide Indizes vergrößert. Die Zahl der Titel im MDAX steigt von 50 auf 60, im SDAX werden sogar 70 statt wie bisher 50 Aktien zu finden sein. Die Größe von DAX und TecDAX bleibt unverändert bei jeweils 30 Positionen.
Von den 30 Werten, die momentan im TecDAX zu finden sind, werden aller Voraussicht nach 13 in den MDAX aufgenommen und 17 in den SDAX (siehe Investor-Info unten). Drei Titel aus traditionellen Branchen - Ceconomy, Jungheinrich und Ströer - werden wohl vom MDAX in den SDAX herabgestuft. Letzteren müssen ebenfalls drei Nichttechnologieunternehmen verlassen: der BVB, Steinhoff und Vossloh. Stattdessen könnten Baywa, Befesa und Diebold Nixdorf in den SDAX gelangen.
Die Indexanpassungen haben Auswirkungen vor allem für Anleger, die über ETFs und andere Indexpapiere in deutsche Aktien investiert haben. Diese bilden das ihnen zugrunde liegende Kursbarometer eins zu eins ab, verändern also ihre Zusammensetzung mit dem Umbau am 24. September.
"Dass MDAX und SDAX dann mehr Titel enthalten werden, ist positiv, denn es bringt eine breitere Diversifikation", sagt Davor Horvat, der sich als Honorarberater auf den Einsatz von ETFs spezialisiert hat. "Außerdem erhalten Anleger eine ausgewogenere Allokation: Traditionelle Branchen wie Chemie und Automobil werden nicht mehr getrennt vom Technologiesektor."
Anleger, die ETFs auf MDAX oder SDAX nutzen, müssen sich allerdings davon verabschieden, dass sie damit ausschließlich in den klassischen deutschen Mittelstand investieren. Die neu hinzugekommenen Technologiefirmen werden zahlenmäßig knapp ein Viertel der überarbeiteten Indizes ausmachen und damit eine signifikante Größe darstellen.
Das Bodenständige der Indizes geht damit etwas verloren: Weil Techtitel regelmäßig höher bewertet sind als traditionelle Unternehmen, wird das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis von MDAX und SDAX steigen. Auch die Volatilität dürfte zunehmen, weil sich die Kurse von Technologiefirmen oft lebhafter entwickeln. Die Dividendenrendite wird dagegen wohl leicht sinken, da die Neulinge weniger Geld an die Aktionäre ausschütten.
Aussicht auf höhere Rendite
Als Pluspunkt winkt, dass die beiden Nebenwerteindizes vom Kurspotenzial der Techwerte profitieren könnten. Rückrechnungen der Deutschen Börse im ersten Quartal haben ergeben, dass der erweiterte MDAX auf Fünfjahressicht 16 Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaftet hätte. Der alte MDAX kam auf 15 Prozent per annum. Noch deutlicher ist die Veränderung im SDAX: In seiner neuen Zusammensetzung wäre er in den vergangenen fünf Jahren auf ein Plus von jährlich 20,3 Prozent gekommen; tatsächlich erzielt hat der Index lediglich 14,3 Prozent pro Jahr.
Wer einen TecDAX-ETF in seinem Depot hat, muss sich bewusst sein, dass ab September Large Caps Einfluss auf die Entwicklung nehmen. Künftig werden die drei DAX-Titel Deutsche Telekom, Infineon und SAP in dem Technologieindex zu finden sein. Jeder dieser Werte wird wegen seiner Größe einen Anteil von zehn Prozent aufweisen - die Obergrenze für einzelne Positionen in allen Indizes der DAX-Familie. Ihre Kursentwicklung wird das Auf und Ab des TecDAX also maßgeblich beeinflussen. Zu erwarten ist, dass Rendite und Volatilität durch die Aufnahme der behäbigeren Large Caps auf lange Sicht etwas sinken werden.
Abgesehen davon, dass sich das Wesen der Indizes ändert, müssen sich Anleger, die auf den TecDAX setzen, vor Klumpenrisiken in Acht nehmen. "Nutzen sie zusätzlich zu einem TecDAX-ETF Indexfonds auf andere deutsche Kursbarometer, können bestimmte Technologieunternehmen nun doppelt im Portfolio sein", sagt Horvat. Wer etwa einen DAX- und einen TecDAX-ETF sein Eigen nennt, wird ab dem 24. September relativ viele SAP-Aktien im Depot haben, weil der Titel in beiden Indizes hoch gewichtet ist.
Die Anpassungen der Indizes im September sind ganz sicher kein Grund, in blinden Aktionismus zu verfallen. Sie sollten aber als Gelegenheit dienen, die ETFs auf deutsche Aktien einem Check zu unterziehen und deren Gewichtung gegebenenfalls anzupassen. Gleichzeitig ist die Umstellung ein guter Anlass, die Ausrichtung des Depots generell zu hinterfragen. Etliche Anleger hierzulande setzen übertrieben stark auf deutsche Werte.
"Damit verzichten sie auf globale Renditechancen und erhöhen gleichzeitig ihr Risiko, weil sie zu einseitig investieren", kritisiert Horvat. Wenn der Umbau der deutschen Indexwelt indirekt dazu führt, diesen "Home Bias" etwas zu mildern, hätte der Schritt der Deutschen Börse für die Anleger auf jeden Fall einen positiven Effekt.
Investor-Info
MDAX
Stärker im Rampenlicht
Nach aktuellem Stand werden 13 Unternehmen aus dem TecDAX künftig zusätzlich im MDAX gelistet sein. Ihnen dürfte dann eine höhere Aufmerksamkeit zuteilwerden, weil der MDAX mehr passive Investments anzieht und auch für Manager von Nebenwertefonds als Benchmark relevant ist.
Diese TecDAX-Unternehmen sind künftig auch im MDAX enthalten:
1&1 Drillisch;
Siemens Healthineers;
Cancom;
Evotec;
Siltronic;
Freenet;
Software AG;
Morphosys;
Telefónica Deutschl.;
Qiagen,
United Internet;
Sartorius und
Wirecard
SDAX
Ein Viertel Techwerte
Mit der Umstellung der deutschen Indexwelt im September werden vermutlich 17 Unternehmen des TecDAX parallel in den SDAX aufgenommen. Davon werden Bechtle, Carl Zeiss Meditec und Nemetschek zu den größten Werten des neuen, dann 70 Titel umfassenden SDAX gehören.
Diese Titel könnten künftig auch im SDAX enthalten sein:
Aixtron;
Medigene;
Bechtle;
Nemetschek;
Carl Zeiss Meditec;
Nordex;
Compugroup Medical;
Pfeiffer Vacuum;
Dialog
Semiconductor;
RIB Software,
S & T;
Drägerwerk;
SLM Solutions;
Isra Vision;
SMA Solar;
Jenoptik und
Xing
ETFs
Auf deutsche Indizes setzen
Für alle vier bekannten Indizes der DAX-Familie gibt es passende ETFs, die deren Entwicklung folgen. Abgesehen vom DAX verändern die Kursbarometer am 24. September ihre Zusammensetzung. Die ETFs vollziehen diese Anpassungen exakt nach.
ETF ISIN Rendite 3 J.
Xtrackers DAX LU0274211480 10,2 %
Deka MDAX DE000ETFL441 28,6 %
ComStage SDAX LU0603942888 34,5 %
iShares TecDAX DE0005933972 61,9 %
Stand: 05.07.2018; Quelle: fondsweb.de
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