Ernennung am Mittwoch

Janet Yellen tritt Bernanke-Nachfolge an

09.10.13 14:10 Uhr

Mit Janet Yellen soll erstmals eine Frau die mächtige US-Notenbank leiten. Ihre Nominierung zur Fed-Chefin will Präsident Barack Obama am Mittwoch offiziell bekanntgeben.

Das berichteten US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf einen Regierungsbeamten. Die 67 Jahre alte bisherige Vize-Chefin der Zentralbank soll demnach die Nachfolge von Ben Bernanke (59) antreten, dessen zweite Amtszeit am 31. Januar ausläuft. Bernanke will kein drittes Mal antreten.

Yellens Nominierung muss vom Senat bestätigt werden. Sie wäre die erste Frau in diesem Amt in der 100-jährigen Fed-Geschichte. Die Notenbank schwemmt seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 die Märkte mit billigem Geld und war so mitverantwortlich für einen Boom der Aktienmärkte an der Wall Street und weltweit. Im Frühjahr kündigte Bernanke den schrittweisen Ausstieg aus dieser Anti-Krisen-Zinspolitik an - die Umsetzung dürfte nun aber weitgehend Yellen überlassen bleiben. Die Aufgabe, den Ausstieg ohne einen Einbruch der Finanzmärkte zu bewerkstelligen, gilt als historisch einmalig und höchst komplex.

Yellen ist seit 2010 Bernankes Stellvertreterin und rückte in die Favoritenrolle, nachdem Obamas Wunschkandidat, der frühere US-Finanzminister Lawrence Summers, im September seine Bewerbung zurückgezogen hatte.

Yellens Nominierung käme inmitten eines schweren Finanzstreits in Washington. Die US-Regierung muss derzeit ohne Haushalt operieren, nachdem sich der Kongress nicht auf einen Übergangsetat hatte verständigen können. Dies führt zu einem teilweisen Verwaltungsstillstand. Außerdem herrscht Uneinigkeit über die Mitte Oktober anstehende Erhöhung des US-Schuldenlimits.

Yellen hat aber nicht nur bei den Demokraten einen exzellenten Ruf, sondern auch bei den oppositionellen Republikanern. Seit den 70er Jahren arbeitete die Ökonomin immer wieder für die Fed in Washington. Sie war später auch Chefin der Notenbank in San Francisco. Zwischendurch beriet sie den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.

Als Nummer Zwei ist Yellen eine enge Beraterin von Bernanke und gilt als ausgesprochene Verfechterin der aktuellen Politik des billigen Geldes. Seit mehr als vier Jahren hält die Fed den Leitzins praktisch bei null Prozent. Zudem kauft sie monatlich Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar (63 Mrd Euro), um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten.

Werden in naher Zukunft noch keine Änderungen beim Leitzins erwartet, so hat die Fed angedeutet, dass sie bald stufenweise aus den Anleihenkäufen aussteigen dürfte.

Viele Experten hatten eine stufenweise Reduzierung der Käufe bereits für September erwartet, aber Bernanke entschied sich unter anderem wegen der nur zögerlichen Erholung am Arbeitsmarkt noch für Zurückhaltung. Möglich wäre, dass der scheidende Fed-Chef - je nach dem, wie sich der Haushaltsstreit und die US-Konjunktur entwickeln - den ersten Schritt noch 2013 nachholt. Die Herausforderung, das Programm dann im richtigen Tempo ganz abzuwickeln, fällt jedoch Yellen zu./ch/DP/hbr

WASHINGTON (dpa-AFX)