JPMorgan erwartet massive Zinssenkungen durch EZB

Der von US-Präsident Donald Trump herauf beschworene Zollkrieg hat das Handelsgeschehen in den letzten Tagen bestimmt und die Märkte weltweit massiv schwanken lassen. Das dürfte sich laut JPMorgan auch auf die nächsten geldpolitischen Entscheidungen der EZB auswirken.
Werte in diesem Artikel
• US-Präsident bringt mit Zollpolitik Märkte ins Wanken
• EZB vor Zinsentscheid am 17. April
• JPMorgan sieht mehrere Zinssenkungen voraus
Die letzten Tage waren geprägt von zahlreichen Zollentscheidungen seitens des US-Präsidenten Donald Trump und in Folge dessen von anderen Ländern, die darauf reagierten. Es wurden in kürzester Zeit neue Zölle verkündet, Zölle ausgesetzt, Zölle erhöht. Die internationalen Märkte reagierten über die unterschiedlichsten Anlageklassen hinweg mit enormen Schwankungen.
Die Auswirkungen eines groß angelegten Handelskriegs sind insbesondere angesichts der unvorhersehbaren und unübersichtlichen Lage eher schwierig abzusehen. Dass die Zollentscheidungen langfristig Konsequenzen haben, ist jedoch gewiss. Dies macht es für geldpolitische Entscheidungsträger wie die EZB schwer, den richtigen Kurs abzuwägen.
EZB-Zinsentscheid am 17. April
Der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank findet schon am 17. April statt. In diesem Jahr hat die EZB den Leitzins bereits zwei Mal um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Seit Juni vergangenen Jahres, als der Zins noch bei 4,5 Prozent stand, fanden sogar sechs Zinssenkungen statt.
JPMorgan geht von massiven Zinssenkungen aus
Angesichts der aktuellen Turbulenzen an den Märkten geht die US-Investmentbank JPMorgan von massiven Zinssenkungen seitens der EZB aus. So schätzt das Finanzinstitut, dass in den nächsten vier Zinssitzungen der Zentralbank die Zinsen gesenkt werden dürften, berichtet Bloomberg.
Laut den JPMorgan-Experten Greg Fuzesi, Raphael Brun-Aguerre und Mariana Monteiro dürfte das Wachstum in der Eurozone durch die verhängten Zölle stärker einbrechen als bislang erwartet, was zu einer "sehr schwachen" Expansion in den nächsten drei Quartalen führen dürfte. "Für die EZB ist es von Bedeutung, dass die Inflation bereits auf dem Weg zur Zielmarke war und dass jeder weitere Schock das Risiko einer Unterschreitung birgt", gibt Bloomberg die Experten wider. "Das globale Umfeld wird sich in den kommenden Monaten als sehr schwierig erweisen."
Sollte die EZB die Zinsen tatsächlich noch vier Mal senken, würde der Einlagensatz auf 1,5 Prozent fallen.
EZB sieht noch keine finanzielle Instabilität
Seit dem Beginn der Zollspirale haben sich bereits mehrere EZB-Vertreter zu den Möglichkeiten geäußert, die der Institution zur Verfügung stehen. So verfüge die Bank laut EZB-Direktor Piero Cipollone über zahlreiche Instrumente, die sie im Falle wirtschaftlicher Turbulenzen oder drastischer Einbrüche an den Finanzmärkten einsetzen kann, um rechtzeitig gegensteuern zu können und einer möglichen Krise entgegenzuwirken. Allerdings gibt die Gouverneurin der dänischen Zentralbank, Signe Krogstrup, zu bedenken, dass die finanzielle Stabilität durch eine anhaltende Unruhe gestört werden könnte: "Im Moment sehen wir eine Menge Unruhe", so Krogstrup im Rahmen einer Veranstaltung in Amsterdam gegenüber Dow Jones Newswires. "Das System ist noch stabil, und wir sehen das nicht als Anzeichen für finanzielle Instabilität. Aber es besteht die Gefahr finanzieller Instabilität."
Auch EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau geht mit Blick auf die US-Zollerhöhungen, die am 2. April angekündigt wurden, von weiteren Zinssenkungen aus, wie er der Zeitung Le Monde sagte: "Es gibt noch Spielraum für Zinssenkungen. Die Veränderungen seit dem 2. April sprechen eigentlich für eine baldige Senkung". Allerdings warnt er auch vor Wechselkurseffekten: "Wir müssen die Aufwertung des Euro berücksichtigen, die wahrscheinlich die überraschendste der Marktreaktionen ist", denn so könne die Inflation noch unter Kontrolle gehalten werden.
Im Zuge der erratischen Zoll- und Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump ist der US-Dollar jüngst stark unter Druck geraten. Erst am Freitag war er zum Euro auf den tiefsten Stand seit Februar 2022 gefallen.
Redaktion finanzen.net
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