BMW-Aktie im Fokus: Branchenkrise belastet und treibt Münchner in ungewohnte Allianzen
Der Münchener Autobauer BMW kämpft wie alle Hersteller der Branche derzeit mit den Folgen des Diesel-Skandals, neuen Testverfahren, der zunehmenden Bedeutung von Elektroantrieben, drohenden US-Zöllen - und den schwierigen Bedingungen auf dem Automarkt in China.
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Die Lage des Unternehmens, was die Aktie macht und was die Analysten sagen:
DAS IST LOS BEI BMW:
Über BMW sind dunkle Wolken aufgezogen. Wenn der Münchner Autohersteller in den kommenden Tagen sein Ergebnis für 2018 vorlegt, werden die vielfältigen Probleme der Branche tiefe Spuren hinterlassen haben. BMW lädt am 20. März zur Bilanz-Pressekonferenz - es wäre jedoch nicht überraschend, wenn das DAX-Unternehmen wie üblich bereits vorher die wichtigsten Eckdaten für das vergangene Jahr vorlegen würde.
Die von Bloomberg befragten Experten rechnen mit einem Umsatzrückgang von knapp einem Prozent auf 97,8 Milliarden Euro. Beim Ergebnis vor Steuern erwarten die Analysten ein Minus von acht Prozent auf 9,85 Milliarden Euro. Unter dem Strich wird ebenfalls ein deutlicher Gewinnrückgang erwartet - das dürfte die Dividende, von der vor allem die Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt profitieren, in Mitleidenschaft ziehen. Hier wird bei der Stammaktie mit einer Absenkung von zuletzt 4 Euro auf 3,85 Euro gerechnet.
BMW hatte zuletzt davor gewarnt, dass es auch 2019 nicht viel besser wird als im Vorjahr. "Unser strategischer Renditeanspruch liegt nach wie vor bei 8 bis 10 Prozent", hatte Finanzvorstand Nicolas Peter im Dezember gesagt. "Ob das 2019 gelingen wird, hängt von vielen Faktoren ab." China hatte im vergangenen Jahr Zölle auf aus den USA importierte Autos erhöht und damit die SUVs der X-Modellreihe in China teurer gemacht. Zwischenzeitlich sind die erhöhten Zölle in einer Art "Waffenstillstand" der beiden Streithähne wieder ausgesetzt worden - aber wie es weitergeht im Zollstreit, das ist offen. Auch Wechselkurse und höhere Rohstoffpreise drückten bei BMW zuletzt auf die Gewinne.
BMW hatte bereits nach dem schwachen dritten Quartal davor gewarnt, dass sich die Belastungen beim Ergebnis auch ins kommende Jahr fortsetzen könnten. 2018 hat BMW voraussichtlich zum ersten Mal seit dem Finanzkrisenjahr 2009 das Ziel der operativen Rendite von 8 bis 10 Prozent im Automobilbau nicht erreicht - im September kappte BMW die Ergebnisprognose und rechnete zuletzt mit einer operativen Marge von mindestens 7 Prozent in der Autosparte.
Vor allem außerhalb Chinas hat BMW auch Probleme mit dem Verkauf seiner Autos. In den ersten beiden Monaten sank die Zahl der verkauften Autos der Marke BMW weltweit um rund zwei Prozent auf knapp 298 000 Stück. Da tröstet es auch wenig, dass bei Daimler der Absatz noch stärker gesunken ist, zumal der Vorsprung der Stuttgarter noch einigermaßen groß ist. BMW-Chef Harald Krüger will den Münchener Hersteller bis 2020 beim Absatz von Premiumautos wieder an die Spitze bringen.
Angesichts der vielen Probleme und der hohen Kosten für die Umstellung von Modellen auf den Elektroantrieb wirkt das Gerangel um die Krone des weltgrößten Premiumautoherstellers allerdings fast wie ein Relikt aus alten Zeiten. Inzwischen sind auch Allianzen der beiden Erzrivalen nicht mehr tabu - im Gegenteil. So hatten BMW und der Stuttgarter Autobauer erst Ende Februar angekündigt, ihre Zusammenarbeit auszubauen zu gedenken. So wollen sie jetzt auch die Kräfte beim automatisierten Fahren bündeln. Die beiden Konzerne arbeiten bereits bei Carsharing und Mobilitätsdiensten zusammen.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Branchenexperten halten solche Kooperationen der deutschen Hersteller für sinnvoll, um auf die Herausforderungen durch Tesla, Google und Co zu reagieren. Um sich in allen wichtigen Zukunftsbereichen der Mobilität eine gute Position zu verschaffen, müsste ein typischer Autohersteller mehr als 60 Milliarden Euro investieren, hat die Unternehmensberatung McKinsey ausgerechnet. Das schaffe keiner allein.
Wegen der sich in den vergangenen Wochen weiter verschärfenden Branchenkrise hatten viele Experten zuletzt ihre Erwartungen für das laufende Jahr gekürzt. "Schwierige Markbedingungen begrenzen Margenerholungspotenzial für 2019", betitelten vor kurzem die Warburg-Analysten Franz Schall und Marc-Rene Tonn eine Studie. Sie senkten darin ihre Umsatz- und Gewinnschätzungen für das laufende und kommende Jahr und dementsprechend auch das Kursziel auf 97 Euro. Damit und mit ihrer Kaufempfehlung zählen sie aber im Lager der Analysten weiter zu den Optimisten.
Die Mehrheit der Experten ist da zurückhaltender. Derzeit raten nur sechs der 22 von dpa-AFX erfassten befragten Experten zum Kauf des Papiers, allerdings auch nur fünf zum Verkauf. Die Hälfte rät derzeit zur Zurückhaltung und hat ein neutrales Votum. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit etwas mehr als 80 Euro rund zehn Prozent über dem aktuellen Kurs.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Das BMW-Papier hat die besten Zeiten erst einmal hinter sich. In den vergangenen Monaten pendelte die im DAX notierte Aktie zwischen 70 und 75 Euro und damit deutlich unter dem Rekordhoch von 123,75 Euro. Das stammt allerdings aus der Zeit, bevor der Diesel-Skandal bei VW ausgebrochen ist und damit die gesamte Branche belastet hat. Immerhin konnte sich das Papier seit dem Zwischentief von knapp über 60 Euro etwas erholen.
Insgesamt war die BMW-Aktie aber zuletzt mit einem Minus von 15 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten ein schlechtes Geschäft für Investoren. Immerhin hielten sich die Anteile damit aber noch besser als die die meisten Papiere des Sektors und vor allem auch die des Erzrivalen Daimler.
Langfristig ist die Aktie ohnehin ein gutes Investment. Seit der Schwäche nach der Finanz- und Wirtschaftskrise Ende des vergangenen Jahrzehnts zog der Börsenwert des Unternehmens um rund 350 Prozent auf zuletzt rund 48 Milliarden Euro an. Die Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt halten zusammen fast 47 Prozent der Anteile des Unternehmens mit fast 130 000 Mitarbeitern.
/zb/men/fba
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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