Globale Champions: Geld verdienen mit den GLOBAX-Aktien
Die Schuldenkrise schwächt Europa. Auf anderen Kontinenten aber wächst die Wirtschaft robust. Davon profitieren Deutschlands Export-Champions. €uro am Sonntag hat mit dem Globax dafür einen eigenen Aktienindex entwickelt.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Ein bewegtes Jahr: 43 Millionen Flugmeilen haben die Mitarbeiter des württembergischen Maschinenbauers Dürr 2012 zurückgelegt, um Kunden auf allen fünf Kontinenten zu besuchen. In Detroit, São Paulo, Istanbul, St. Petersburg, Shanghai, Bangkok oder auch Port Elizabeth.
Der Aufwand hat sich offenbar gelohnt: Dürr erzielte im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von weltweit 2,4 Milliarden Euro einen Firmenrekord. Das Unternehmen aus dem beschaulichen Bietigheim-Bissingen gehört zu den großen Profiteuren der Globalisierung. Als Spezialist für Lackieranlagen, Auswucht- und Reinigungstechnik wächst Dürr im Windschatten der großen Automobilhersteller. Branchenriesen wie Volkswagen bauen in Schwellenländern neue Fabriken, um die rasant wachsende Nachfrage der dortigen Kundschaft bedienen zu können. Allein VW will mit seinem Partner in China bis zum Jahr 2015 fast 10 Milliarden Euro in neue Werke und Produkte investieren.
Allein in China hat sich die Zahl der verkauften Autos über die vergangenen fünf Jahre mehr als verdoppelt. Der Anteil des roten Riesen am Weltmarkt ist auf 20 Prozent gestiegen. Das CAR-Center der Universität Duisburg-Essen erwartet, dass der Absatz in China mindestens bis 2015 überdurchschnittlich zulegen wird. Davon profitieren besonders deutsche Nobelmarken. BMW beispielsweise hat seinen Umsatz in China innerhalb von fünf Jahren mehr als verfünffacht. China ist für die Münchner inzwischen wichtiger als Deutschland und die USA. Die Schwellenländer bleiben Dampfmacher der Weltwirtschaft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet, dass die aufstrebenden Länder Asiens ihr Bruttoinlandsprodukt im laufenden und im kommenden Jahr um mehr als sieben Prozent steigern. China trauen Volkswirte mehr als acht Prozent zu. Die Wachstumsraten sind nicht mehr ganz so stark wie in früheren Jahren, nach westlichen Maßstäben aber noch immer imposant.
Auch in anderen Regionen der Welt dürfte die Wirtschaft deutlich wachsen: Indien traut der IWF für das laufende Jahr ein Plus von knapp sechs Prozent zu, Brasilien 3,5 Prozent. Die USA erholen sich zwar nicht so kraftvoll wie nach früheren Rezessionen, sollten aber dennoch Wachstumsraten von zwei bis drei Prozent schaffen.
Von solchen Werten kann Europa nur träumen. Die Schuldenkrise hat den Kontinent fest im Griff. Sie zwingt viele Staaten zu harten Sparprogrammen, die die Konjunktur zusätzlich belasten. Spanien und Italien stecken in einer Rezession, die Arbeitslosigkeit ist bedrückend hoch. Auch Frankreich, der wichtigste Handelspartner Deutschlands, gerät zunehmend unter Druck. Insgesamt dürfte die Wirtschaftskraft der Eurozone im laufenden Jahr schrumpfen.
Exportstarke Unternehmen aus Deutschland haben den Trend frühzeitig erkannt. Die Beziehungen über die Grenzen Europas hinweg reichen teilweise bis ins 19. Jahrhundert. Das macht sich jetzt besonders bezahlt, weil immer mehr Menschen in Schwellenländern ein Wohlstandsniveau erreichen, auf dem sie sich teure Konsumgüter leisten können. Gleichzeitig verstärken Staaten Investitionen in die Infrastruktur.
Die ökonomischen Fliehkräfte sind in den Bilanzen westlicher Unternehmen zu erkennen: Jedes vierte der nach Marktkapitalisierung 100 größten deutschen Unternehmen erwirtschaftet nach Berechnung dieser Zeitung bereits mehr als 50 Prozent seines Gesamtumsatzes außerhalb Europas, vor allem in Asien und auf dem amerikanischen Doppelkontinent.
Was die globalen Export-Champions verbindet: Sie haben sich mit ihren Produkten gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt und sind überdurchschnittlich mobil.
Adidas etwa erzielt als eines der am stärksten globalisierten deutschen Unternehmen 60 Prozent des Gesamtumsatzes fernab des Heimatkontinents. Die Eintrittsbarriere ist für einen Sportartikelkonzern relativ niedrig: Olympische Spiele oder Fußball-Weltmeisterschaften fungieren als Werbeplattformen, mit denen die Franken Kunden rund um den Globus erreichen. Auch Werbepartner wie Fußballprofi Lionel Messi lassen sich weltweit vermarkten. Der organisatorische Aufwand für die Eröffnung neuer Verkaufsflächen in Schwellenländern ist überschaubar. Den größten Teil seiner Produkte lässt Adidas ohnehin in asiatischen Ländern produzieren.
Starker Mittelstand
Industriekonzerne aus Deutschland müssen bei der Expansion in neue Länder im Vergleich zu Handelsunternehmen ein größeres Investitionsrisiko eingehen, profitieren beim Kampf um Kunden aber von ihrem Firmenimage und der Qualität der eigenen Produkte. Neben Großkonzernen wie Siemens drängen auch große deutsche Mittelständler in die außereuropäischen Wachstumsmärkte.
Krones etwa, ein Hersteller von Getränkeabfüllanlagen, erzielt mittlerweile mehr als 60 Prozent seines Umsatzes außerhalb Europas. Auf mehr als 50 Prozent kommt Symrise, ein Anbieter von Duft- und Geschmacksstoffen. Auch die medizinische Versorgung der aufstrebenden Länder wird besser. Davon profitieren Pharmakonzerne, die mit ihren Medikamenten neue Absatzmärkte erschließen. Oder Medizintechnikspezialisten — für Carl Zeiss Meditec war die Region Asien/Pazifik im vergangenen Geschäftsjahr der stärkste Umsatztreiber. Einige Unternehmen sind inzwischen so stark globalisiert, dass die deutschen Ursprünge zunehmend verschwimmen. Bemerkenswert ist die Entwicklung bei Fresenius: Das Dialysegeschäft des Bad Homburger Gesundheitskonzerns wurde nach der Übernahme des US-Unternehmens National Medical so groß, dass die Sparte als ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert wurde. Der Umsatzanteil in den USA ist so hoch, dass Fresenius Medical Care als einziges DAX-Mitglied seine Bilanz in Dollar errechnet.
Die Auslandsexpansion des Baukonzerns Hochtief begann bereits 1898 mit einem Getreidespeicher in Italien. Durch organisches Wachstum, aber auch Übernahmen wurde das Auslandsgeschäft immer weiter ausgebaut. Meilensteine waren die Übernahmen der amerikanischen Baukonzerne Turner im Jahr 1999 und Flat-iron 2007. Zusätzlich hält Hochtief die Mehrheit an Leighton, dem größten Baukonzern Australiens.
Nicht alle Unternehmen haben es so einfach. Einige Branchen sind vom Wachstum der Schwellenländer praktisch abgeschnitten. Die Versorger RWE und Eon oder auch die Deutsche Telekom sind in ihrem Geschäft auf eine aufwendige Infrastruktur angewiesen. Zukäufe in fremden Ländern sind daher mit extremen Kosten verbunden und würden in vielen Regionen vor Ort auf politischen Widerstand stoßen.
Frühere Expansionsversuche in diesen Sektoren hatten aus Sicht der Anleger eher abschreckende Wirkung. Um mit seiner US-Mobilfunktochter konkurrenzfähig zu bleiben, müsste die Deutsche Telekom kräftig investieren. Nachdem der Verkauf gescheitert ist, soll T-Mobile USA jetzt in ein Gemeinschaftsunternehmen ausgegliedert werden. Schwerpunkt des T-Konzerns bleibt also Deutschland. Der nach Umsatz größte europäische Auslandsmarkt der Bonner ist ausgerechnet Griechenland, das Epizentrum der europäischen Schuldenkrise.
Deutsche Export Champions (pdf)
Rendite mit Export-Champs
Die regionale Dynamik spiegelt sich auch an den Aktienmärkten wider. Vor einem Jahr hat €uro am Sonntag einen Aktienkorb mit deutschen Unternehmen zusammengestellt, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erzielen. Anders als bei vielen prominenten Indizes wurden die einzelnen Mitglieder nicht nach Größe, sondern gleichberechtigt gewichtet, damit kleinere Unternehmen nicht von großen überschattet werden.
Zwei Thesen bilden die Grundlage unseres Index: Unternehmen mit einem hohen Umsatzanteil außerhalb Europas können die wirtschaftlichen Belastungen der Eurokrise durch Wachstum in den aufstrebenden Ländern der Welt abfedern.
Zusätzlich sollte eine starke Position auf dem Weltmarkt ein Qualitätsnachweis für Produkte, Dienstleistungen und Management eines Unternehmens sein. Das sollte es den globalen Export-Champions ermöglichen, auch von einer späteren Erholung der Eurozone spürbar zu profitieren.
Die Zwischenbilanz ist erfreulich: Unser Aktienkorb hat seit März vergangenen Jahres 23 Prozent an Wert gewonnen. Der DAX schaffte zwölf Prozent, der breit aufgestellte HDAX 14 Prozent. Selbst wenn man unsere beiden Top-Performer herausrechnet, wäre der Kurszuwachs mit 17 Prozent immer noch größer als bei den Vergleichsindizes. Ermutigt durch die deutliche Überrendite hat die Redaktion das Projekt GLOBAX (German Global Export) ausgeweitet. Für die Neuauflage des Index haben wir die Kriterien genauer definiert und das Anlageuniversum erweitert (siehe Investor).
Auch für unseren Index gilt, dass die Kursentwicklung der Vergangenheit natürlich keine Garantien für die Zukunft gibt. In der Theorie müssten die Aktienmärkte die Wachstumsaussichten der globalen Export-Champions angemessen eingepreist haben. Viele der stark global ausgerichteten Unternehmen sind zudem zyklisch und daher anfällig für Kurseinbrüche. Dennoch ist die Redaktion der Ansicht, dass die strukturelle Schwäche Europas und die Dynamik der Wachstumsmärkte langfristig relevante Trends an den Aktienmärkten sind.
Die Liste der Indexmitglieder (siehe pdf-TABELLE) kann als Orientierung für Anleger dienen, die ihr Portfolio mit global ausgerichteten Unternehmen aus Deutschland ergänzen wollen. Alternativ können Anleger über ein Zertifikat der Deutschen Bank den GLOBAX komplett mit allen 30 Mitgliedern als Performance-Index abbilden (siehe Investor unten).
Der Finanzen Verlag, in dem unter anderem €uro am Sonntag erscheint, fungiert bei diesem Produkt als Indexberater.
Investor-Info
GLOBAX
Harte Auswahl
Der Name GLOBAX steht für German Global Export. Für den dazugehörigen Aktienindex hat die Redaktion 30 deutsche Unternehmen ermittelt, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erwirtschaften. Bei der Zahl der Mitglieder haben wir uns an internationalen Aktienindizes orientiert. Zusätzliche Anforderungen: Die Indexmitglieder müssen ihren Firmensitz in Deutschland haben und nach Marktkapitalisierung zu den 100 größten Konzernen zählen. Zusätzlich muss die Aktie beim Handelsvolumen eine Mindestschwelle erreichen. Die Zusammensetzung wird jeweils Anfang Mai überprüft. Im Vergleich zum DAX setzt der Index der globalen deutschen Exportwerte in der aktuellen Zusammensetzung stärker auf mittelgroße Unternehmen.
Die Konstruktion
Alle sind gleich
Bei den meisten Aktienindizes werden die Mitglieder nach Größe gewichtet. Das hat zur Folge, dass die Kursentwicklung stark von wenigen Schwergewichten abhängt. Im GLOBAX werden die Indexmitglieder zum Start gleichgewichtet und einmal im Jahr auf das Ausgangsgewicht zurückgesetzt. Die Wirkung auf die Kursentwicklung lässt sich an der Historie des S & P 500 veranschaulichen: Der große US-Aktienindex gewichtet nach Marktkapitalisierung. Parallel gibt es die weniger bekannte Variante des S & P 500, bei der alle Mitglieder alle drei Monate gleichgewichtet werden. Der Chart unten zeigt: Der gleichgewichtete Index schwankt stärker, hat sich seit dem Jahr 2003 in Aufwärtsphasen aber besser entwickelt als das nach Größe gewichtete Original.
Das GLOBAX-Zertifikat
30 Aktien, ein Produkt
Anleger können die Kursentwicklung der 30 Werte des GLOBAX — German Global Export über ein neu aufgelegtes Indexzertifikat der Deutschen Bank abbilden (ISIN: DE 000 DX9 GL0 1). Dividenden der einzelnen Indexmitglieder werden wie bei einem Performance-Index üblich in den Kurswert des Zertifikats eingerechnet. Die jährliche Managementgebühr für den Anleger beträgt 1,5 Prozent. Der Index wird von Structured Solutions berechnet. Der Finanzen Verlag, in dem €uro am Sonntag erscheint, fungiert als Indexberater.
Zwei Welten
Eurozone im Abseits
Die Staatsschuldenkrise hat Europa fest im Griff. Die Volkswirte des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwarten, dass die Wirtschaft der Eurozone im laufenden Jahr schrumpft. Verantwortlich dafür ist vor allem der schlechte Zustand der südeuropäischen Krisenstaaten. Neben Spanien und Italien sorgen sich Volkswirte zunehmend auch um Frankreich. Erst für das Jahr 2014 trauen die Experten der
Eurozone ein zumindest moderates Wachstum zu. Lokomotive der Weltwirtschaft werden nach Einschätzung des IWF die asiatischen Schwellenländer bleiben. Auch die USA als größte Volkswirtschaft der Welt und die Staaten Lateinamerikas sollten spürbar zulegen können.
Ausgewählte Hebelprodukte auf adidas
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf adidas
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu E.ON SE
Analysen zu E.ON SE
Datum | Rating | Analyst | |
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09.01.2025 | EON SE Buy | UBS AG | |
17.12.2024 | EON SE Buy | UBS AG | |
09.12.2024 | EON SE Outperform | Bernstein Research | |
29.11.2024 | EON SE Outperform | Bernstein Research | |
27.11.2024 | EON SE Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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09.01.2025 | EON SE Buy | UBS AG | |
17.12.2024 | EON SE Buy | UBS AG | |
09.12.2024 | EON SE Outperform | Bernstein Research | |
29.11.2024 | EON SE Outperform | Bernstein Research | |
27.11.2024 | EON SE Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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14.11.2024 | EON SE Sector Perform | RBC Capital Markets | |
14.11.2024 | EON SE Hold | Jefferies & Company Inc. | |
31.10.2024 | EON SE Hold | Jefferies & Company Inc. | |
14.08.2024 | EON SE Hold | Jefferies & Company Inc. | |
14.08.2024 | EON SE Sector Perform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
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11.06.2024 | EON SE Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
11.12.2023 | EON SE Underweight | Morgan Stanley | |
09.01.2023 | EON SE Underweight | Morgan Stanley | |
20.09.2021 | EON SE Underweight | Morgan Stanley | |
11.05.2021 | EON SE Underweight | Morgan Stanley |
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