Roter Wochenauftakt an der Börse Frankfurt: DAX schließt knapp über 15.400 Punkten
Nach der schwachen Vorwoche ging es beim DAX auch am Montag weiter abwärts.
Der DAX gab zur Eröffnung um 0,28 Prozent auf 15.513,32 Punkte nach, konnte seine Verluste dann zwischenzeitlich zunächst abbauen und sich an die Nulllinie herantasten. Im weiteren Verlauf ging es jedoch erneut abwärts - und zwar deutlich: Das Börsenbarometer rutschte unter die runde Marke von 15.400 Punkten. Letztlich ging es 0,98 Prozent auf 15.405,49 Zähler abwärts.
Zins- und Konjunktursorgen haben den deutschen Aktienmarkt zum Start in die neue Börsenwoche spürbar belastet. Zeitweise erreichte das Börsenbarometer das Niveau von März und bewegte sich unter der 200-Tage-Durchschnittslinie, die den langfristigen Trend beschreibt.
Trübe Wirtschaftsaussichten
"Die Aussichten für die Wirtschaft sind alles andere als rosig, womit auch die Fantasie für steigende Unternehmensgewinne zunehmend schwindet", ordnete Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets das aktuelle Geschehen ein. Steigende Energiekosten belasteten das produzierende Gewerbe, steigende Zinsen vor allem den Immobilien-, dadurch aber auch irgendwann zwangsläufig den Finanzsektor.
Marktbeobachter Andreas Lipkow ergänzte: "Derzeit zeichnet sich weder Dynamik aus der chinesischen Konjunktur noch aus der in den USA ab." Die europäische Wirtschaft sei hochgradig exportabhängig und daher dürfte die neue Handelswoche kaum positive Wirtschaftsnachrichten parat halten.
Neue Schlagzeilen um Immobilien-Riesen Evergrande
Zudem geselle sich die finanzielle Krise des chinesischen Immobilienriesen Evergrande als Belastungsfaktor erneut hinzu. Dieser hatte mitgeteilt, er könne wegen einer anhaltenden staatlichen Untersuchung keine neuen Kredite aufnehmen. Dies schürte Ängste vor weitergehenden Maßnahmen der Pekinger Regierung gegen den Sektor, der ohnehin schon mit einer Schuldenkrise kämpft.
ifo-Geschäftsklimaindex im Fokus
Bei den Konjunkturdaten lag der Fokus zum Wochenbeginn vor allem auf dem ifo-Geschäftsklimaindex für September. Dieser hat sich weniger als erwartet eingetrübt. So sank der ifo-Geschäftsklimaindex auf 85,7 Punkte (August revidiert: 85,8). Volkswirte hatten einen Rückgang auf 85,0 prognostiziert. Es war allerdings der fünfte Rückgang in Folge. Bankvolkswirte kommentierten die Entwicklung dann auch eher pessimistisch. "Die aktuelle Misere der deutschen Wirtschaft hält an", sagte Jörg Zeuner, Chefökonom der Fondsgesellschaft Union Investment. "Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle", kommentierten die ifo-Konjunkturforscher selbst das Ergebnis.
Auch für das laufende Gesamtjahr rechnen viele Fachleute mit einem Schrumpfen von Europas größter Volkswirtschaft. "Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im dritten Quartal gesunken sein", sagte ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf den Sommer. "Die Industrie kämpft mit sinkenden Aufträgen aus dem In- und Ausland, die weltweit gestiegenen Zinsen zeigen ihre Wirkung." Dies dämpfe die Nachfrage nach deutschen Waren.
Geldpolitische Signale werden verarbeitet
Mit Blick auf die neue Woche dürften die Anleger am deutschen Aktienmarkt insgesamt die geldpolitischen Signale wichtiger Notenbanken weiter verarbeiten. "An Zinssenkungen ist vorerst nicht zu denken. Die US-Notenbank Fed behält sich sogar das Gegenteil vor", schrieben die Autoren des Bernecker Börsenbriefs. "Die jüngsten Aussagen der US-Notenbank, dass es in diesem Jahr noch zu einer weiteren Zinserhöhung kommen kann und dass die Zinsen vorerst auf einem hohen Niveau verharren könnten, ziehen die Aktienmärkte weiter gen Süden", schrieb auch Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Hohe Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen.
Am Montag rückte außerdem auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) erneut in den Mittelpunkt. EZB-Chefin Christine Lagarde wurde vom Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments angehört. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat zu Beginn ihrer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments die geldpolitischen Botschaften der EZB-Ratssitzung von 14. September bekräftigt. "Auf der Grundlage unserer jüngsten Einschätzung sind wir der Ansicht, dass unsere Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das, wenn es für einen ausreichend langen Zeitraum beibehalten wird, einen wesentlichen Beitrag zur rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zu unserem Ziel (von 2 Prozent Inflation) leisten wird", sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Reuters / Dow Jones
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