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Maschinenbau-Aktien: Jetzt bei günstigen Titeln einsteigen!

27.01.19 13:40 Uhr

Maschinenbau-Aktien: Jetzt bei günstigen Titeln einsteigen! | finanzen.net

Viele Maschinenbauer steigern ihre Gewinne und haben volle Auftragsbücher, dennoch sind ihre Kurse niedrig. Eine gute Gelegenheit für langfristig orientierte Anleger.

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von Gerd Mischler, Euro Magazin

Menschenmassen handeln selten fair - schon gar nicht an der Börse. Zugegeben, das deutsche Bruttoinlands­produkt sank im dritten Quartal um 0,2 Prozent. Auch 2019 soll sich der Boom der vergangenen Jahre nicht fortsetzen.



Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln erwartet nur noch ein Wachs­ tum von 1,4 Prozent. Manche Branchen bestraften Investoren in Erwartung die­ ses Abschwungs jedoch übermäßig hart. So verloren Aktien aus dem Maschinen­ bau teils bis zu 40 Prozent an Wert. "Die­se Abschläge preisen eine konjunkturel­ le Schwäche ein, für die es aufgrund der Auftragseingänge und Projektanfragen bei den Firmen noch keine Anhaltspunk­ te gibt", sagt Peter Rothenaicher, Analyst bei der Baader Bank. "Natürlich leiden Maschinenbauer als Hersteller von Investitionsgütern im Abschwung stärker als andere. Sie nehmen aber auch über­ durchschnittlich Fahrt auf, wenn die Konjunktur wieder anzieht", ergänzt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands VDMA, Hartmut Rauen.

Besser als vermutet. Außerdem ste­hen viele Maschinenbauer derzeit deutlich besser da, als es die Bewertung ihrer Papiere vermuten lässt. Noch im Septem­ber gingen bei ihnen sechs Prozent mehr Aufträge deutscher Kunden ein als zwölf Monate zuvor, meldet der VDMA. Kun­den im Ausland bestellten zwar zwei Pro­zent weniger. "Dennoch sind die Auf­ tragsbücher so voll, dass die Betriebe für acht bis neun Monate ausgelastet sind", weiß VDMA-Mann Rauen.


Insgesamt rechnen deutsche Maschi­nenbauer für 2018 mit einem Umsatzplus von 6,1 Prozent. "In Anbetracht der Auf­tragsbestände ist 2019 mit einem wei­teren, wenn auch deutlich geringeren Wachstum zu rechnen", erwartet Ana­lyst Rothenaicher. Daher könnten die Un­ternehmen bei der Veröffentlichung ih­rer Zahlen für 2018 sehr zurückhaltende Prognosen für das Geschäftsjahr 2019 abgeben. Reagiert der Markt darauf enttäuscht, bietet sich für wert­ und langfris­tig orientierte Anleger die Chance, aus­ gewählte Titel günstig ins Depot zu neh­men. "Die Bewertungsrelationen für Ma­schinenbauaktien liegen teilweise auf einem Vier-­ bis Fünf­Jahres­Tief", erklärt Experte Rothenaicher.

Zuverlässige Dividendenzahler. Vie­le Unternehmen schütten zudem zuverlässig Dividenden aus und sind hervorra­gend aufgestellt, um auch im Abschwung zu wachsen. So finden sich die Spezialis­ten für Lagertechnik und Lackieranla­gen Kion und Dürr jedes Jahr erneut im Weltmarktführer­Index der Schweizer Universität Sankt Gallen. Sie gehören da­ mit zum erlesenen Kreis der Unterneh­ men, die in ihrem Segment weltweit der wichtigste oder zweitwichtigste Anbieter sind. "Die Produkte dieser Hidden Cham­ pions sind für Kunden nur schwer ersetz­ bar. Meist gibt es keine oder kaum alter­ native Anbieter", erklärt Klaus­Heiner Röhl vom IW in Köln.


Auch Konzerne machen ihnen keine Konkurrenz. Denn meist beherrschen die Marktführer Nischen, in denen Groß­unternehmen die Skalenvorteile der Massenproduktion nicht ausspielen kön­nen. Außerdem beruht die Marktstel­lung vieler Hidden Champions im Ma­schinenbau auf den vertrauensvollen Be­ziehungen zu ihren Kunden. "Diese kau­fen keine Geräte von der Stange, sondern entwickeln Anlagen in enger Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten", erklärt Rauen vom VDMA. Erfolgreiche Maschi­nenbauer sind daher äußerst flexibel - anders als Großkonzerne mit ihren schwerfälligen Entscheidungsstruktu­ren. Mittelständler wie Deutz, ein Her­ steller für Industrie­Dieselmotoren, oder Aumann, Spezialist für Maschinen zur Herstellung von Elektromotoren, kön­nen dagegen schnell auf Bedürfnisse ih­rer Kunden reagieren. Aumann beschäf­tigt nur 980, Deutz 4.150 Mitarbeiter.

"Um in ihren Nischen langfristig er­ folgreich zu sein, müssen Maschinen­bauer die Entwicklung in ihrem Markt aber sehr genau beobachten und ihr An­gebot schnell weiterentwickeln, falls ih­nen doch Konkurrenz entsteht", warnt IW-Ökonom Röhl. Deutz hat daher 2017 Torqeedo übernommen - einen Spezia­listen für Bootselektromotoren. Mit des­sen Kompetenzen will Deutz bis 2020 ne­ ben Diesel­ auch Hybrid­ und Elektro­ motoren für die Industrie entwickeln. Schon zwei Jahre später sollen diese bis zu zehn Prozent des Umsatzes erzielen.

Auf dem Weg zum Spezialisten. Auch Kion entwickelt sich vom Gabelstapler­ hersteller zum Spezialisten für Robotik und Automatisierungstechnik. Die Toch­ter Dematic etwa soll Roboter mit solch feinen Greifern und äußerst zuverlässi­ ger Bilderkennung entwickeln, dass sie jeden Artikel im Lager finden, kommis­ sionieren und verpacken können - egal ob Kettensäge oder Parfümflasche. Kion will so auch vom boomenden Online­ handel profitieren. Dieser automatisiert derzeit seine Lager, um die Zeit zwischen Eingang und Versand einer Bestellung auf wenige Minuten zu verkürzen. Der Markt für Logistik­ und Kommissionier­ roboter wächst dadurch bis 2021 um mehr als das 15-Fache, hat der US-Markt­ forscher Tractica berechnet.

Maschinenbauer müssen aber nicht nur ihre Technologien weiterentwickeln. "Um wettbewerbsfähig zu blei­ ben, müssen sie ihre Maschinen auch um Angebote ergänzen, die die Digi­talisierung erst möglich machen", weiß Analyst Rothenaicher. Die größten Chancen bietet ihnen der Aufbau von Plattformen. Darunter verstehen sie Datendrehscheiben, die Informationen auswerten, die Sensoren in der Fabrik eines Kunden aufgezeichnet haben und über das Internet of Things (IoT) an die Plattform übermitteln. Wenn die Ma­schinen dank des Internets der Dinge miteinander "sprechen" lernen, kön­nen Computerprogramme mittels so­ genannter künstlicher Intelligenz (KI), den Zustand der angeschlossenen Ma­schinen überwachen und feststellen, ob Fertigungsprozesse optimal laufen oder ob sich etwas verbessern ließe. So werden fehlerhafte Produkte viel schneller als bislang aussortiert.

Weniger Stillstand. Plattformen er­kennen zudem noch, bevor eine Anla­ge ausfällt, ob sie gewartet oder repa­riert werden muss. Die Zeiten, in denen Maschinen stillstehen, lassen sich so um bis zu 50 Prozent senken, hat die Unternehmensberatung Arthur D. Little errechnet. Jede Stunde Stillstand kos­tet Unternehmen mehrere 10.000 Euro. Kein Wunder, dass sich der Umsatz mit IoT-Anwendungen und ­Plattformen bis 2022 auf 17 Milliarden Euro mehr als verdoppeln soll.

Die Maschinenbauer Dürr, DMG Mo­ri und Zeiss haben dieses Potenzial er­ kannt und 2017 gemeinsam die IoT-Platt­ form Adamos gestartet. Sie vernetzt Maschinen und Anlagen der drei Unter­nehmen in zahlreichen Betrieben. Vor­ teil: Da sie große Datenmengen aus vie­len Fertigungen vergleichen, gewinnen die KI-Algorithmen von Adamos schneller an "Erfahrung" und können präzi­sere Handlungsempfehlungen geben. Zugleich sinken die Kosten für jeden der Anbieter, da Programmierer aller drei Firmen die Plattform entwickeln.

Dennoch werden die Maschinen­ bauer künftig nur bestehen können, wenn sie auch in Forschung und Ent­wicklung investieren. Insgesamt gaben sie 15,24 Milliarden Euro im Jahr 2018 für Innovationen aus, so das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Damit stemmten sie neun Prozent aller Ausgaben deutscher Unternehmen für hausinterne Forschung und Entwick­lung. Die Folge: Der Anteil der Betrie­be, die laufend neue Produkte entwi­ckeln und ihre Prozesse optimieren, ist im Maschinenbau mit 67,3 Prozent fast doppelt so hoch wie in der deutschen Wirtschaft insgesamt.

Das zahlt sich aus. Stefan Mütze von der Hessischen Landesbank ist über­ zeugt, dass selbst die US-Wirtschaft kaum auf wettbewerbsfähige Maschinen "made in Germany" verzichten kann. "Sogar Kunden aus China, der größten Maschinenbaunation der Welt, kaufen bei deutschen Herstellern ein, um hochwertige Produkte fertigen zu können", ergänzt Rothenaicher.

Das trifft auch für Aumann zu. Das Unternehmen aus dem Münsterland stellt Anlagen zur Herstellung von Kom­ponenten von Verbrennungsmotoren her und ist führend bei Spezialmaschi­nen, mit denen sich die Kupferdrähte für Elektromotoren wickeln und Ener­giespeichersysteme für die Elektromo­bilität herstellen lassen. Von Januar bis September konnte der Mittelständler den Umsatz in dieser Sparte auf 78 Mil­lionen Euro beinahe verdoppeln. Die Auftragsbücher sind voll, und im Ok­tober kamen nochmals Orders über 20 Millionen Euro von Kunden in Asien herein, die auf die patentgeschützte Technologie von Aumann setzen, um Motoren für Elektroloks herzustellen.

Trotz dieser Aussichten stürzte die Aktie in den vergangenen zwölf Mona­ten ab. In ihrer Abschwungspanik steckten Investoren das Papier mit den Aktien anderer Automobilzulieferer in denselben Sack. Wer nun gegen die Masse anlegen will, findet auch in Aumann ein gutes Investment, und zwar bevor die breite Masse der Börsi­aner merkt, dass sie einige aussichts­reiche Unternehmen zu Unrecht abge­straft hat.







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Bildquellen: DEUTZ AG, Dürr AG

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