Börse Frankfurt-News: Comeback der Inflationsangst (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 16. Februar 2018. Mit den anziehenden US-Verbraucherpreisen steigen die Sorgen um eine noch straffere Geldpolitik der Fed. Das wirkt sich auch auf die Zinsen im Euroraum aus.
Es war abermals eine turbulente Woche an den Anleihemärkten. "Die Volatilität war hoch, es ging hin und her zwischen Risk-on- und Risk-off-Modus", stellt Arthur Brunner von der ICF Bank fest. Mit der Erholung am Aktienmarkt sei nun etwas Ruhe eingekehrt. Auslöser für die jüngsten Schwankungen waren überraschend hohe Inflationszahlen in den USA.
"Noch vor einigen Wochen hätte die erhöhte Nervosität an den Finanzmärkten die Anleger in die Staatsanleihemärkte getrieben und damit für sinkende Zinsen gesorgt", stellt Sintje Boie von der HSH Nordbank fest. Zuletzt habe sich dieses Muster aber verändert. "Es geht Angst um, dass die US-Inflation stärker ansteigt als bislang erwartet." Bisher war mit drei Zinserhöhungen in diesem Jahr gerechnet worden, zunehmend werden nun aber vier erwartet. "Einer Bloomberg-Umfrage zufolge wird davon ausgegangen, dass die Fed das Tempo der Zinserhöhungen anheben wird", berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.
Weiter erhöhtes Zinsniveau
Der Euro-Bund-Future liegt am Freitagmittag bei 157,76 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen werfen 0,77 Prozent ab, zwischenzeitlich waren es sogar 0,80 Prozent - der höchste Stand seit Sommer 2015. In den USA nähern sich die Renditen zehnjähriger Treasuries der 3 Prozentmarke, im Hoch waren es 2,9186 Prozent, zuletzt 2,89 Prozent.
Zugegriffen wird laut Daniel bei einer Portugalanleihe (WKN A18W15), die bis 2026 läuft und einen Kupon von 2,875 Prozent bietet. Bei einem Kurs von aktuell 109 Prozent liegt die Rendite aber nur bei 1,716 Prozent. "Die Peripherie erscheint attraktiv, da mit einem Bundesfinanzminister aus den Reihen der SPD die Hoffnungen auf eine Vertiefung der Währungsunion steigen", kommentiert Markus Koch von der Commerzbank.
Das gilt allerdings nicht für Griechenland: Die gerade emittierte, bis 2025 laufende Griechenland-Anleihe mit Kupon von 3,375 Prozent geriet unter Druck. "Die Euphorie war zu groß", meint Brunner. Trotz widriger Marktbedingungen war die Emission um mehr als das Zweifache überzeichnet gewesen.
Hybridanleihen zwischenzeitlich schwächer
Im Bereich der Unternehmensanleihen wurde mit jeder Verkaufswelle an den Aktienmärkten alles, was als weniger sicher gilt, abgestoßen. "Das betraf zum Beispiel Hybridanleihen, etwa von VW (WKN A1ZE21) oder Baywa", erklärt Brunner. Auch Mittelstandsanleihen gerieten unter Druck. "Betroffen waren selbst Adressen wie SeniVita (WKN A13SHL, A1XFUZ), obwohl die gerade gute Zahlen geliefert haben." Viel Angebot sei auf keine Nachfrage gestoßen. "Jetzt zum Wochenende ist die Normalität zurück", ergänzt Brunner. Er sieht die Schockwellen allerdings als Vorboten für das, was kommen könnte, sollten die Leitzinsen wirklich steigen.
Daniel zufolge zieht der Kurs von HSH Nordbank-Anleihen an. "Das Handelsblatt berichtet, dass die Finanzinvestoren Cerberus und JC Flowers bereit sind, zwischen 700 Millionen und 1 Milliarde Euro für die Bank zu zahlen", erklärt der Händler. Darauf sei der Kurs der Anleihe (WKN 542696) von 45,80 auf 48,70 Prozent gestiegen. Ebenfalls gekauft werden laut Daniel Hella-Anleihen (WKN A19HBR).
Suche nach Mehrrendite
Die US-Währung schwächelt weiter, mit 1,25 US-Dollar zum Euro ist der Greenback so billig wie zuletzt Ende 2014. Brunner zufolge steigen Anleger wegen des US-Zinsvorsprungs in US-Anleihen ein. "Das Risiko ist aber, dass der US-Dollar noch weiter fällt", bemerkt der Händler. Daniel kann hingegen keine Auswirkungen der US-Dollar-Schwäche auf den Handel mit US-Dollar-Anleihen ausmachen.
Brunner meldet noch Käufe in einer Nullkuponanleihe des südafrikanischen Stromversorgers Escom (WKN 193960), die auf Rand lautet. "Hier wird auf den Regierungswechsel in Südafrika gesetzt."
Neues von Sixt und der Deutsche Bahn
Aufgrund der Unruhe an den Märkten gab es wenig Neuemissionen. Brunner berichtet von einer neuen Sixt-Anleihe mit Kupon vom 1,5 Prozent und Laufzeit von sechs Jahren (WKN A2G9HU). Durch die Stückelung von 1.000 Euro ist sie auch für Privatanleger interessant.
Das gilt auch für eine Neuemission der Deutschen Bahn. "Passend zu der von der kommissarischen Bundesregierung jüngst angestoßenen Diskussion des kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs zur Verbesserung der Luftqualität in deutschen Großstädten hat sich die Deutsche Bahn Finanz am Kapitalmarkt aktiv gezeigt", erklärt Klaus Stopp von der Baader Bank. Die mit einem Kupon von 1,625 Prozent ausgestattete Anleihe (WKN A2G8U8) ist im August 2033 endfällig.
von: Anna-Maria Borse
16. Februar 2018, © Deutsche Börse AG
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